Gas-Abhängigkeit Die BASF muss ihre Russland-Vergangenheit aufarbeiten!

BASF in Ludwigshafen: Überschüssige Produktionsgase werden an einer Fackel abgebrannt. Quelle: dpa Picture-Alliance

Der Ludwigshafener Chemiekonzern warnt vor den fatalen Folgen eines Gas-Stopps – zu Recht. Um so wichtiger ist jetzt, dass sich der Konzern auch mit eigenen Fehlern kritisch auseinandersetzt. Ein Kommentar.

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Jahrzehntelang pflegten die BASF-Manager gute Beziehungen zu Gazprom und nach Russland. Die Geschäfte liefen gut, das günstige Gas floss reichlich nach Ludwigshafen. Zuweilen gab es zwar Irritationen. Etwa nach der Besetzung der Krim durch Russland. Aber wenn dann Politiker Sanktionen forderten, waren es oft BASF-Manager wie der heutige Aufsichtsratschef Kurt Bock, die erklärten, dass Sanktionen doch nicht viel bringen. Die BASF und Russland – das ist eine lange Geschichte. Und sie ist gründlich schief gegangen, die Abhängigkeit hat sich als fatal erwiesen. Die BASF muss ihre Russland-Vergangenheit jetzt aufarbeiten!

Sicher: Hinterher ist man immer klüger. Inzwischen hat die BASF auch erklärt, sich nahezu vollständig aus Russland zurückzuziehen. Der Konzern unterstützt die Sanktionen von Bund und EU. Auch haben sie in Ludwigshafen schon länger vor, sich von der Öl- und Gastochter Wintershall zu trennen, die vor allem in Russland fördert.

Das alles ist richtig und gut. Aber dabei darf es nicht bleiben. Wie SPD und CDU muss sich nun auch die BASF fragen: Wie konnte es so weit kommen?  Welche Management-Fehler sind passiert? Wie kann es sein, dass sie in Ludwigshafen das Prinzip der Risikostreuung missachteten und das Gas über Handelspartner vor allem aus Russland bezogen? Die Antworten könnten schmerzhaft ausfallen. Um so wichtiger ist, dass die Fragen gestellt werden.



Die BASF weist mit Recht auf die fatalen Folgen eines Gas-Stopps hin. Die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und den Standort Ludwigshafen wären gravierend. Die BASF darf auf Verständnis in Politik und Gesellschaft hoffen. Um so wichtiger ist es, auch die eigene Position zu hinterfragen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Am Freitag treffen sich die BASF-Aktionäre zur virtuellen Hauptversammlung. Das ist eine gute Gelegenheit, um eine solche Diskussion zu beginnen.

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