300 SLR Uhlenhaut Coupé Mercedes-Oldtimer knackt mit 135 Millionen Euro Ferrari-Rekord

Der teuerste jemals von einem Hersteller versteigerte Oldtimer kommt ab sofort aus dem Hause Mercedes-Benz – und nicht mehr von Ferrari.

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Das Fahrzeug wurde im Jahr 2017 auch auf der Oldtimer-Messe in der Essener Grugahalle ausgestellt. Quelle: imago/Sebastian Geisler

Ein Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé aus dem Jahr 1955 ist am 5. Mai in einer geheimen Auktion in Deutschland für 135 Millionen Euro verkauft worden. Das hat Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius bestätigt.

Der Verkauf stellt den bisherigen Rekord von 48,4 Millionen US-Dollar, bezahlt im Jahr 2018 für einen 1962er Ferrari 250 GTO bei einer Auktion von RM Sotheby’s, bei weitem in den Schatten. Bei Verkäufen zwischen Privatpersonen mag es allerdings noch teurere Eigentümerwechsel gegeben haben.

„Wir wollten die Kraft der Marke Mercedes demonstrieren“, sagt Källenius in einem Interview mit Bloomberg am 18. Mai in der Nähe von Monte Carlo. Das silberfarbene Coupé ist eins von nur zwei produzierten und war nie in Privatbesitz – bis jetzt.

„Dieses Auto ist 100-prozentig das wert, wofür es verkauft wurde – und einige Leute würden sagen, dass selbst diese Summe niedrig war“, sagt Stephen Serio, ein Automobilmakler, der seltene Autos für sehr vermögende Kunden beschafft. „Niemand hätte je gedacht, dass Mercedes es verkaufen würde.“

Etwa ein Dutzend Bieter waren in das Mercedes-Museum in Stuttgart eingeladen worden, den Sieger der Auktion wollte Källenius jedoch nicht nennen. Mehrere schweizerisch-italienische, englische und amerikanische Sammler waren als mögliche Käufer gehandelt worden für den Wagen, der das Prunkstück jeder Sammlung wäre. Mit dem Ergebnis sei er sehr zufrieden, sagt Källenius. Die Summe hebe die Marke gegenüber Konkurrent Ferrari „auf einen anderen Planeten“.

Der „heilige Gral“ der Fahrzeuge

Der Wert des Coupés ergibt sich aus seiner Seltenheit und seiner Bedeutung für die Entstehungsgeschichte der Marke Mercedes. Als Nachfahre der Silberpfeile, die in den 1930er Jahren den Autosport dominierten, orientierte sich der 300 SLR mit Frontmotor eng am Achtzylinder Mercedes-Benz W196, mit welchem der Argentinier Juan Manuel Fangio Formel-1-Weltmeister wurde in den Jahren 1954 und 1955. Aber es hatte einen noch größeren Motor mit 3 Litern Hubraum. SLR steht dabei für Sport Leicht-Rennen.

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Von den nur neun hergestellten 300 SLR waren zwei spezielle Prototypen des „Uhlenhaut Coupé“, benannt nach Rudolf Uhlenhaut, dem Leiter der Testabteilung von Mercedes. Einen fuhr er selbst als Dienstwagen, der andere wanderte umgehend in die Schatzkammer des Unternehmens.

Der Grund für einen hohen Preis sei, dass so ein Auto niemals verkauft wird, sagte Karl Ludvigsen, der sich mit Büchern zu Mercedes-Benz Renn- und Sportwagen einen Namen gemacht hat, in einem Interview mit Hagerty. Er bezeichnete die Auktion als „riesige Sensation“ und das Fahrzeug als den „heiligen Gral“.

Das Auto werde zukünftig zu besonderen Anlässen im Mercedes-Museum in Stuttgart ausgestellt, womöglich im Tandem mit dem zweiten SLR-Coupé, sagt Källenius. Das sei eine Bedingung für den Verkauf gewesen. Der neue Besitzer wird den Wagen aber auch fahren können, bestätigte ein Sprecher.

Ferrari bleibt die beliebteste Sammlermarke

Der Verkauf könnte bei den Stuttgartern die Stimmung aufhellen, die angesichts der Erfolge des Formel 1-Erzfeinds im Keller ist. Nach acht Jahren der Dominanz durch Lewis Hamilton hat sich Ferrari in diesem Jahr zurückgekämpft und führt derzeit die Gesamtwertung an. Källenius sagt, das Team habe in dieser Saison sein besten Leistungen noch nicht zeigen können, aber „wir arbeiten daran“.

Während der Verkauf das Selbstwertgefühl bei Mercedes verbessert und einen neuen Preismaßstab setzt, kann das Uhlenhaut Coupé die Dominanz von Ferrari als Sammlerauto kaum beeinträchtigen, sagt Serio. Ferrari hat eine ganze Reihe von Fahrzeugen gebaut, die sieben- bis achtstellige Summen erlöst haben, von einem 38,1 Millionen Dollar teuren 1962er Ferrari 250 GTO Berlinetta über ein 35,7 Millionen Dollar 1957er Ferrari 335 Sport Scaglietti bis zu einem 290 MM von 1956 für 22 Millionen Dollar.

Man könne an zwei Händen abzählen, wie viele Mercedes den Wert von Ferraris auf Sammlerniveau erreichten, sagt Serio. Aber prahlen dürfe Mercedes damit: „Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, das diese hohe Zahl jemals schlagen wird. Keine Chance.“

Der Erlös des Verkaufs wird das Startkapital für einen gemeinnützigen Fonds des Unternehmens für Bildungsstipendien in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Ingenieurwesen, Mathematik und Naturwissenschaften.

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