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Internationale Arbeitskulturen Kulturelle Werte prägen das Arbeitsleben

Quelle: König+Neurath

Expandiert eine Firma ins Ausland, sollte es die Bedürfnisse seiner dortigen Arbeitnehmer kennen und in die Planung der Arbeitsumgebung mit aufnehmen. Was geschieht, wenn das nicht passiert, zeigt dieses kleine Beispiel.

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Der Geschäftsführer des italienischen Internetproviders Tiscali soll einmal nach London gereist sein, um dort eine seiner Dependancen zu besuchen. Als er sah, dass die Mitarbeiter keine Mittagspause hielten – für Italiener ein „no go“ – und ihr Lunch am Arbeitsplatz aßen, habe er den Filialleiter gefeuert. Drastischer könnte sich Kulturclash in der Arbeitswelt fast nicht darstellen. „London ist riesig und die Menschen pendeln lange, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Sie möchten den Mittag nicht mit langen Pausen verbringen, sondern essen ihr Lunch schnell, krümelnd über der Tastatur“, sagt der britische Design Consultant und Dozent Adrian Peach, der viele Jahre in Mailand gearbeitet hat und nun in Berlin tätig ist. „Welchen Einfluss die eigenen kulturellen Werte auf unser Leben und unsere Wahrnehmung haben, merkt man oft erst an neuen Orten.“

Die eigene Arbeitskultur bestimmen: eine kleine Hilfestellung

Obwohl wir also global von New Work reden und Open Space, räumliche Arbeitsflexibilität, flache Hierarchien, Selbstbestimmung, Work-Life-Balance meinen, können diese Aspekte allein schon in Europa je nach kulturellem Erbe oder eben bezogen auf den vorherrschenden Lebensstil an einem spezifischen Ort, unterschiedliche Bedeutung haben. Auch in den Niederlanden gehört das Sandwich am Computer zum Standard. Mittagessen gilt eher als Notwendigkeit, in Italien oder Frankreich hingegen als sozialer Event. Die niederländischen Unternehmensstrukturen sind geprägt von flachen Hierarchien. Manager sind Teil des Teams. Sie werden als Problemlöser gesehen, nicht als Entscheider. Entschlüsse werden zusammengefasst, da der gemeinsame Konsens quasi als Kulturgut gilt. In Frankreich dienen Meetings hingegen der Diskussion, nicht aber dazu, um Entscheidungen zu treffen.

Transformationen in neue multikulturelle Arbeitswelten brauchen Fingerspitzengefühl, Kultur-Integrateure. In seinem Buch „Reinventing Organizations“ beschreibt der Autor Frédéric Laloux, dass die meisten Unternehmenskulturen eigentlich wie Tiscali agieren und im Grunde genommen die Annahmen, Normen und Anliegen ihrer Gründer reflektieren. Laloux geht davon aus, dass Unternehmen jedoch „lebendige Organismen“ seien müssen, um künftig erfolgreich zu sein: „Jeder sollte eingeladen sein, die Kultur wahrzunehmen die am besten zum Kontext und Sinn der Organisation passt“. Auch im Rahmen von Employer Branding und Fachkräftegerangel ist es entscheidend, dass Mitarbeiter sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen.

Ein Beitrag zur Work-Life-Balance in einer Londoner Bürowelt im Sinne von Laloux könnte daher so aussehen: Wenn Mitarbeiter ihr Sandwich am Arbeitsplatz essen möchten, dann zum Beispiel in der Teeküche, die in modernen Arbeitsumgebungen nicht mehr eine fensterlose Nische mit Kaffeemaschine, Wasserkocher und Spülmaschine ist, sondern ein eigener Raum mit Tageslicht und der Möglichkeit, mitgebrachtes Essen dort zu genießen. Der kleine Kulturschock des Tiscali-Chefs wäre damit vielleicht nicht zu vermeiden gewesen, die Krümel in der Tastatur allerdings in jedem Fall.

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