Leadership 4.0 Werden die CEOs von morgen nur noch Roboter steuern oder gar selbst Roboter sein?

Quelle: KPMG

Zukunftsforscher zeichnen Szenarien, in denen Artificial Intelligence und Roboter künftig viele Prozesse in den Unternehmen übernehmen. Primäre Ziele sind Kosteneffizienz, Sicherheit und Schnelligkeit.

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Leadership 4.0

Zukunftsforscher zeichnen Szenarien, in denen Artificial Intelligence und Roboter viele der heute von Menschen gesteuerten Prozesse in der Wertschöpfungskette von Unternehmen übernehmen. Primäre Ziele sind Kosteneffizienz, Sicherheit und Schnelligkeit. Schon heute werden Börsenempfehlungen nicht mehr von Menschen geschrieben, sondern von Programmen, die sehr viel schneller und umfassender vergleichende Analysen zur Verfügung stellen und dem Kunden Kauf- oder Verkaufsentscheidungen abnehmen. Klar ist: dort, wo technische Daten und Datenanalysen ausschlaggebend sind, sind Roboter Menschen überlegen. Nach Trendforscher Dave Evans wird es „2030 mehr Roboter als Menschen geben“ (Manager Magazin 2013) und sie werden noch weitreichendere Aufgaben übernehmen. Dies verändert die Arbeitswelt grundlegend und fordert neue Führungsqualitäten. Doch wie sieht Unternehmensführung der Zukunft aus, wenn Roboter Entscheidungen treffen?

Paradigmenwechsel in der Unternehmensführung

Während Automatisierung und künstliche Intelligenz immer größeren Raum einnehmen, gewinnen vor allem für komplexe Entscheidungs- und Innovationsprozesse emotionale Kompetenzen wie Empathie, Vertrauen und Intuition zunehmend an Bedeutung. Diese Fähigkeiten können nur in einem Umfeld wachsen, in dem Silodenken und Wissenshoheiten interdisziplinären und kooperativen Strukturen weichen. Dazu ist ein Paradigmenwechsel in der Unternehmensführung nötig. Um eine zukunftsfähige Unternehmens- und Innovationskultur zu fördern, müssen sich Werte und Verhaltensmuster entsprechend verändern. Lineare hierarchische Strukturen brechen auf und machen offenen fluiden Organisationsformen Platz. Mauern und Grenzen zwischen Abteilungen und Hierarchien verschwinden. Flexibel gemischte Teams, in denen unterschiedliche Denkmuster aufeinandertreffen, sind Voraussetzung für innovative und kreative Lösungen.

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Beziehungsmanager gesucht

Die Digitalisierung macht Wissen allgegenwärtig und für jeden zugänglich. Es geht also nicht mehr darum, Wissen anzusammeln, sondern zu verknüpfen und zusammenzubringen. Das reicht weit über die Unternehmensgrenzen hinaus und erfordert völlig neue Führungsqualitäten. Kunden sind nicht nur Abnehmer von Produkten, sondern werden Teil des Produktionsprozesses, Wettbewerber werden zu Kooperationspartnern, Rollen und Verantwortlichkeiten sind im Fluss. Das Unternehmen ist Handlungsrahmen für Menschen, die in- und außerhalb des Unternehmens vernetzt miteinander arbeiten. In diesem Umfeld ist Leadership Beziehungsmanagement und fördert die Netzwerkintelligenz durch Austausch und Interaktion. Gefragt ist flexible und agile Führung, die Sachthemen in den Mittelpunkt stellt.

Die neue Dimension der Mitarbeiterführung

In der digitalen Zukunft werden Menschen überall und zu jeder Zeit zusammen arbeiten. Das Kapital von Unternehmen sind die Netzwerke der Menschen, die im und mit dem Unternehmen interagieren. Durch die globale Transparenz von Skills und Verfügbarkeiten hoch qualifizierter Fachkräfte wird ein weltweites „hiring on demand“ stattfinden. Das Arbeitsverhältnis wandelt sich zum Arbeitseinsatz. Die Aufgabe der neuen Teamleader ist es, diese weltweiten fluiden Teams zu koordinieren und zur Exzellenz zu führen. Starre Hierarchien, physische Nähe und Disziplinierung mit langen Berichtswegen gehören damit der Vergangenheit an. Neue Kompetenzen sind Führen auf Distanz: der Abschied von der räumlich verorteten Arbeit geht mit einem Wandel von der Präsenz- zur Ergebniskultur einher. Führungskräfte müssen lernen, dass sie mehr motivieren als kontrollieren. Die Kunst besteht darin, persönliche Bindung auch ohne physische Nähe aufzubauen und zu erhalten. Beziehungsorientierung, Vernetzung, Kooperation, Personenorientierung, Teamorientierung und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit sind Schlüssel zum Erfolg.

Ein Beitrag von Angelika Huber-Strasser (KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft)

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