Recycling im eigenen Büro Aus Alt mach Neu

Solange das papierlose Büro noch nicht Realität ist, fallen tagtäglich Massen an Altpapier an. Eine Maschine produziert daraus neues weißes Papier, statt es zu schreddern. Entwickelt wurde sie von Epson. Auf der kommenden CeBIT stellt der japanische Technologiekonzern sie vor.

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Quelle: Epson

„Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“, schreib einst Johann Wolfgang von Goethe. Knapp 200 Jahre später halten viele Deutsche noch immer an Goethes Weisheit fest, wenn auch inzwischen die Druckerschwärze die Tinte ersetzt. Nach Berechnungen des Recyclingpapier-Reports 2015 der Initiative Pro Recyclingpapier druckt jeder Mitarbeiter täglich durchschnittlich 25 Seiten aus. Auf das Jahr hochgerechnet sind das rund 5.700 Seiten. Aber auch mit dieser hohen Druckmenge lässt sich etwas für die Umwelt tun: Verwendet der Mitarbeiter nämlich recyceltes statt neues Papier, spart er pro Jahr etwa sechs Badewannen voll Wasser und fast ein Viertel der Energie, die ein durchschnittlicher Arbeitsplatz-PC in dieser Zeit verbraucht.

Papier und Umwelt

Doch wie funktioniert Recycling überhaupt? Zunächst einmal muss das Papier sorgfältig vom übrigen Müll getrennt werden. Privatleute nutzen dafür die blaue Tonne. Unternehmen beauftragen damit einen Dienstleister, der es abholt und zu einer Sortierstation fährt. Natürlich verursacht jeder Transport CO2-Emissionen. In der Sortierstation wird das Altpapier geschreddert und die entstehenden Partikel in viel Wasser aufgelöst. Es bildet sich ein Brei, der von Fremdkörpern gereinigt und in chemischen Behandlungen, dem sogenannten Deinking, von der Druckfarbe befreit wird. Nun kann der gesäuberte Faserbrei zu Recycling-Papier verarbeitet werden.

Zwar ist die Produktion von recyceltem Papier wesentlich umweltschonender als die von neuem. Nach Angaben des Umweltbundesamts benötigt man für 200 Blatt Recyclingpapier nur 50 Prozent an Energie und nur rund 33 Prozent der Wassermenge im Vergleich zu neu produziertem Papier. Das sind aber immer noch 16,5 Liter Wasser, etwa so viel, wie ein Mensch durchschnittlich in einer Woche trinkt.

Ganz ohne besonderen Logistikaufwand für das Recycling, umweltschädlichen CO2-Ausstoß und externe Wasserzufuhr ermöglicht eine neue Maschine namens PaperLab Unternehmen das Recyceln im Büro. PaperLab benötigt nur einen kleinen Wassertank, mit dem die Luftfeuchtigkeit im Gerät stabil gehalten wird. Der Produktionsprozess selbst kommt ohne Wasser aus. Der Hersteller Epson hat dafür eine neue Technologie entwickelt, die sogenannte Trocken-Faser-Technologie (Dry Fiber Technology). Sie besteht aus drei separaten Schritten: Zerfasern (Fiberizing), Binden und Formen.

Das PaperLab sieht aus wie ein überdimensionierter Abteilungskopierer. Mit seinen Maßen von 2,6 Meter mal 1,8 Meter mal 1,2 Meter eignet er sich für den Einsatz in großen Unternehmen mit einem hohen Druckaufkommen. Dort findet er in Kopier- oder Serviceräumen gut Platz. Das Recyceln funktioniert ganz einfach: Bedruckte Blätter werden vorne in der Maschine in ein großes Fach wie in einen Kopierer eingelegt. Im Inneren wird es in lange, dünne Fasern umgewandelt. Vertrauliche Dokumente müssen damit nicht mehr zum Schreddern außer Haus gegeben werden.

Die Maschine fügt anschließend Binde- und Weißmittel hinzu und presst aus dem entstandenen Brei weiße Blätter. Dabei lassen sich Dicke und Weißgrad wahlweise einstellen: von klassischem DIN A4- und A3-Format mit verschiedenen Stärken über Broschürenpapier, Visitenkarten, farbige Blätter bis zu parfümierten Seiten und solche mit Flammbeständigkeit. Dafür ist die PaperLab mit entsprechenden Tanks für Farbe und Zusatzstoffe ausgestattet. Anschließend schneidet sie das Papier in der entsprechenden Größe und gibt es wie vom Kopierer gewohnt in einem Schacht heraus. Die erste „neue“ Seite ist nach etwa drei Minuten nach dem Start des Vorgangs fertig. Anschließend schafft das Gerät in einer Turbo-Geschwindigkeit bis zu 14 DIN A4-Seiten pro Minute – das sind 6.720 „neue“ Blätter an einem Acht-Stunden-Arbeitstag.

Die Recyclingmaschine im Haus ist für Unternehmen ein großer Schritt in Richtung Ressourcenschonung und Umweltschutz. Neben dem internen Recycling müssen sie auch weniger neues Papier kaufen.„Unternehmen sind damit in die Lage, ein eigenes Ökosystem zu schaffen, das die CO2 Emissionen deutlich reduziert“, erklärt Minori Usui, Präsident von Epson. „Das System senkt die Kosten für die Recyclinglogistik, zerstört vertrauliche Dokumente sicher und im Vergleich zum herkömmlichen Recyclingprozess wird der Wasserverbrauch erheblich verringert.“ Der Hersteller hat sich selbst in seiner Umweltvision 2050 das Ziel gesetzt, bis dahin die CO2-Emissionen über die gesamte Lebensdauer seiner Produkte und Services um 90 Prozent zu reduzieren. Das PaperLab mit seiner Trocken-Faser-Technologie markiert einen wichtigen Meilenstein auf diesem Weg.

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