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Generationengespräch „Nachhaltiges Handeln beginnt in den Unternehmen“

Der Klimawandel führt zu häufigeren Trockenperioden. Ideale Bedingungen für den Borkenkäfer, der sich rasant ausbreiten kann. Die Folge: absterbende Bäume. Quelle: Adobe Stock

Wie dringlich ist die Klimakrise, was bedeutet „Enkelfähigkeit“ und welche Verantwortung tragen Unternehmen? Die Unternehmerin Christiane Underberg (84) im Gespräch mit den „Jugend forscht“-Gewinnerinnen Hanna und Lena Fries (19).

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Hanna und Lena Fries, wie stark beunruhigen Sie Umweltprobleme wie die Klimakrise?
Hanna Fries: Die Sorge ist definitiv groß. Das betrifft nicht nur uns, sondern auch unseren Freundeskreis.

Junge Klimaschutz-Aktivisten der Letzten Generation haben mit Straßenblockaden und dem Besprühen von Gebäuden mit Farbe Aufsehen erregt. Was halten Sie von solchen Aktionen?
Hanna Fries: Ich finde solche Protestformen nicht gut. Aber ich verstehe, dass viele junge Menschen angesichts der Klimakrise Verzweiflung spüren und das Bedürfnis haben, aktiv zu werden.

Spüren ältere Generationen diese Dringlichkeit auch, Frau Underberg?
Christiane Underberg: Das ist pauschal schwer zu beantworten. Ich selbst setze mich schon lange für Nachhaltigkeit ein, andere aus meiner Generation tun das auch. Gleichzeitig schmerzt es mich, dass insbesondere bei vielen älteren Menschen noch immer wenig Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen vorhanden ist.

Warum nehmen Jung und Alt das Thema unterschiedlich wahr?
Lena Fries: Wir lernen heute schon in der Schule viel mehr über Themen wie den Klimawandel als frühere Generationen. Und wir sehen die Folgen täglich: Im Wald bei unserem kleinen Dorf wird es immer trockener, Borkenkäfer vermehren sich, viele Bäume müssen gefällt werden. Für uns ist die Klimakrise Realität, nicht nur eine theoretische Möglichkeit.
Underberg: Früher waren Umweltthemen wie der Klimawandel den meisten Menschen tatsächlich nur theoretisch bekannt. Wir bei Underberg haben schon in den 70er-Jahren in den Alpen mit Wissenschaftlern zusammengearbeitet. In den 80er-Jahren warnten Expertinnen und Experten vor Kipppunkten, an denen die Klimaveränderung unumkehrbar wird. Erste Folgen waren sichtbar, etwa das Schmelzen von Eisbergen und Gletschern in der Arktis. Doch für die meisten Leute war das schwer greifbar, sie konnten mit Umweltschutz wenig anfangen. Bei vielen Menschen hat sich das bis heute kaum geändert.

Christiane Underberg: Die Unternehmerin aus Nordrhein-Westfalen prägte ab 1982 als Geschäftsführerin und später als Aufsichtsrätin das Agieren des Spirituosenherstellers Semper idem Underberg GmbH. Anfang 2024 gab sie den Posten als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende an ihren Enkel Ludwig Ruder ab. Underberg ist vielfältig ehrenamtlich engagiert und gehörte 2007 und 2008 dem Rat für nachhaltige Entwicklung an, der die Bundesregierung berät. Quelle: Marc-Steffen Unger

Wie lässt sich ihre Haltung ändern?
Underberg: Wir brauchen Bildung. Was junge Leute heute in der Schule etwa über den Klimawandel lernen, müssen auch die Älteren verstehen. Sie müssen begreifen, dass es ganz konkret um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel geht. Deshalb spreche ich lieber von „Enkelfähigkeit“ als von Nachhaltigkeit. Die Befähigung ist wichtig.

Viele Menschen glauben, wenig zu einer enkelfähigen Welt beitragen zu können. Wie groß ist der potenzielle Einfluss des Einzelnen?
Hanna Fries: Jede und jeder von uns ist Konsument. Wir können nachhaltigere Produkte kaufen und vor allem Dinge länger nutzen, statt regelmäßig Neues zu erwerben. Das ist das Nachhaltigste, was wir tun können – und es liegt allein in unserer Verantwortung.
Underberg: Ich trage zum Beispiel noch die Seidenblusen meiner Mutter. Sie wegzuwerfen, wäre Verschwendung. Wenn ich an Läden vorbeigehe, freue ich mich oft, dass ich nichts brauche. Auf Konsum zu verzichten, kann auch ein Stück Freiheit bedeuten.

Welche Rolle spielen Unternehmen bei der Nachhaltigkeits-Transformation?
Underberg: Ohne die Unternehmen kann die Transformation nicht gelingen. Jedes muss seine Schwerpunkte und passende Nachhaltigkeitsziele setzen. Bei Underberg haben wir uns schon früh bemüht, biologisch angebaute Kräuter für unsere Produkte einzukaufen. Darüber hinaus wollen wir unseren ökologischen Fußabdruck minimieren, indem wir zum Beispiel unsere Verpackungen so gestalten, dass sie klimaneutral, kompostier- oder recycelbar sind.
Hanna Fries: Unternehmen tragen große Verantwortung. Auch wenn nicht jeder Betrieb in jeder Hinsicht vollkommen nachhaltig agieren kann, sind entsprechende Bemühungen wichtig. Denn nur so erhalten Konsumenten überhaupt die Möglichkeit, nachhaltige Produkte zu kaufen – in den Unternehmen fängt es an.
Lena Fries: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit lassen sich manchmal schwer vereinbaren. Trotzdem müssen Unternehmen handeln, denn ihr Einfluss ist viel größer ist als der eines einzelnen Konsumenten.

Lena (links) und Hanna Fries (rechts): Die Schülerinnen aus Bayern entwickelten ein innovatives Verfahren zur effizienten Gewinnung des Pflanzennährstoffes Phosphor aus Abwasser. Mit ihrem Umweltprojekt gewannen sie 2022 den Bundeswettbewerb Jugend forscht in der Kategorie Chemie. Den ersten Platz belegten Sie gemeinsam mit ihrer Mitschülerin Hannah Amrhein. Sie erwägen, nach dem Abitur ein Geschäftsmodell aus ihrer Idee zu entwickeln. Quelle: Marc-Steffen Unger

Der Sustainable Impact Award von WirtschaftsWoche und Generali Deutschland zeichnet Unternehmer aus, die nachhaltiges Handeln und wirtschaftlichen Erfolg verbinden. Welche Bedeutung haben solche Vorbilder?
Underberg: Eine große. Alfred Theodor Ritter beispielsweise hat sich schon in den 80er-Jahren für den Einsatz erneuerbarer Energie in der Schokoladenproduktion interessiert und gleichzeitig ein erfolgreiches Unternehmen geführt. Das war eine Inspiration für andere Unternehmenslenker. Wir müssen diejenigen belohnen, die das Richtige tun – und ihre Bekanntheit steigern.
Anmerkung der Redaktion: Das Familienunternehmen Alfred Ritter gewann 2023 den Sustainable Impact Award in der Kategorie „Impact of Product“

Was brauchen wir, um die Umstellung zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften zu bewältigen?
Hanna Fries: Entscheidend ist ein höheres Maß an Zusammenarbeit. Ob es nun Proteste der Letzten Generation oder Klimadebatten auf nationaler oder internationaler politischer Bühne sind: Oft geht es zu sehr um Schuldzuweisungen und zu wenig um Lösungen für Umweltprobleme. Mehr Miteinander statt Gegeneinander in Deutschland und in der Welt – das würde uns helfen.
Underberg: Und wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, wenn etwas nicht gelingt. Zähigkeit und Durchhaltevermögen sind wichtig. Wir müssen dranbleiben.

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