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Sustainable Impact Award Neue Jury-Mitglieder beim Nachhaltigkeitspreis

Die drei Neuzugänge in der Jury des Sustainable Impact Award (von links): Felix Ahlers, CEO von Frosta, Julia Hartmann, Professorin für Management und Nachhaltigkeit sowie Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer „Der Mittelstand. BVMW“. Quelle: Frosta/BVMW/EBS

Felix Ahlers, Julia Hartmann und Christoph Ahlhaus gehören erstmals zur Jury des von WirtschaftsWoche und Generali Deutschland verliehenen Sustainable Impact Award. Die Sieger werden Anfang November in München gekürt.

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Die Jury des Sustainable Impact Award (SIA) steht vor schwierigen Entscheidungen: Knapp 130 Unternehmen haben sich mit spannenden Konzepten beworben – ein neuer Höchststand. Für die Initiatoren des Nachhaltigkeitspreises ein Erfolg, wollen sie doch vor allem kleine und mittlere Betriebe zum nachhaltigen Handeln motivieren und dabei unterstützen. Unternehmen können sich in einer von fünf Kategorien für den Award bewerben, die Sieger bestimmen neun hochkarätige Expertinnen und Experten.

Neu dabei ist in diesem Jahr neben Christoph Ahlhaus vom Verband „Der Mittelstand. BVMW“ sowie Professorin und Nachhaltigkeitsexpertin Julia Hartmann auch Frosta-Chef Felix Ahlers. Ahlers kennt die Herausforderungen, die nachhaltiges Wirtschaften mit sich bringt, aus eigenem Erleben: Der gelernte Koch führte vor rund 20 Jahren das Reinheitsgebot bei Frosta ein – eine Entscheidung, die das Unternehmen in eine ernste Krise stürzte. Wie es gelang, sie zu überwinden, wann Kundinnen und Kunden höhere Preise für nachhaltige Produkte akzeptieren und was faire Wertschöpfungsketten ausmacht, erklärt der 58-Jährige im Interview.

Herr Ahlers, Unternehmen sehen sich mit wachsendem Druck konfrontiert, nachhaltiger zu wirtschaften. Welche Herausforderungen bringt das für die Lebensmittelindustrie mit sich?
Die größte Schwierigkeit liegt darin, Verbraucherinnen und Verbraucher dazu zu bewegen, für nachhaltig produzierte Lebensmittel höhere Preise zu zahlen. Nachhaltigkeit bedeutet oft einen höheren Aufwand, etwa bei der artgerechten Tierhaltung: Damit Tiere seltener krank werden und weniger Medikamente brauchen, benötigen sie größere Ställe, was höhere Kosten verursacht.. Diese Mehrkosten nachvollziehbar zu kommunizieren, ist essenziell, damit Kundinnen und Kunden die Preisaufschläge als gerechtfertigt ansehen.

Die Jury des Sustainable Impact Award

Welche Nachhaltigkeits-Bestrebungen unternimmt Frosta?
Im Zentrum unserer Bemühungen steht das Reinheitsgebot – unser Versprechen, bei der Zubereitung unserer Tiefkühlgerichte auf Geschmacksverstärker, Farbstoffe und zugesetzte Aromen zu verzichten. Wir orientieren uns an der traditionellen Küche. Denn nachhaltige, gesunde Ernährung ist unserer Meinung nach eine Ernährung, die so natürlich wie möglich ist. Wir arbeiten aber beispielsweise auch daran, Verpackungen auf nachhaltigere Materialien wie Papier umzustellen und so den CO2-Fußabdruck unserer Produkte weiter zu verringern. Darüber hinaus verfolgen wir das Ziel, bis 2030 komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen. Wir setzen dafür auf eigene Anlagen zur Stromerzeugung, die wir zum Teil gemeinsam mit anderen Unternehmen nutzen wollen. Eine Windkraftanlage ist bereits genehmigt, ein großes Solarkraftwerk planen wir gerade.

Was kostet das?
Eine konkrete Zahl kann ich nicht nennen, aber natürlich entstehen uns dadurch Mehrkosten. Besonders deutlich wird dies beim Verzicht auf Zusatzstoffe. Viele Wettbewerber nutzen diese, um die Produktionskosten zu senken. Zum Beispiel lässt sich Erdbeeraroma durch Pilzkulturen zu einem Bruchteil der Kosten echter Erdbeeren herstellen. Ein anderes Beispiel ist Carrageen, das die Homogenität von Sahne während der Verarbeitung gewährleistet. Um darauf verzichten zu können, setzen wir spezielle Rührwerke ein, die die Sahne ständig in Bewegung halten, was wesentlich teurer ist.

Kosten, die sie über höhere Preise an Ihre Kunden weitergeben. Wie kommt das an?
Unsere jährlichen Wachstumsraten von derzeit 19 Prozent zeigen, dass unser Preis-Leistungs-Verhältnis bei immer mehr Konsumenten gut ankommt. Wir profitieren auch vom Trend zu gesünderer Ernährung, der sich seit der Corona-Pandemie noch verstärkt hat. Allerdings waren wir mit dem Reinheitsgebot nicht immer so erfolgreich: Bei der Einführung vor rund 20 Jahren führte es zunächst zu Verwirrung bei den Kunden. Sie verstanden nicht, warum unsere Produkte dadurch teurer sind, zumal manche Zusatzstoffe in der Zutatenliste nicht einmal deklariert werden müssen. Im ersten Jahr verzeichneten wir einen Verlust von 8 Millionen Euro, bevor sich die Lage stabilisierte. Es war eine echte Herausforderung, in einem von zahlreichen Optionen überfluteten Markt den Mehrwert unserer Produkte zu vermitteln.

Die Kategorien des Sustainable Impact Award

Wie konnten sie die Verbraucher überzeugen?
Wir haben auf umfangreiche Bildungs- und Kommunikationskampagnen gesetzt, um aufzuzeigen, welche Stoffe wir meiden und welche Vorteile eine zusatzstofffreie Ernährung für die Gesundheit und die Umwelt hat. Diese offene Kommunikation hat sich als entscheidend für den langfristigen Erfolg unseres Reinheitsgebotes erwiesen. Wir haben gelernt: Nachhaltigkeit gelingt nur mit Transparenz. Heute veröffentlichen wir zu jeder Zutat in unseren Gerichten detaillierte Informationen über ihren Ursprung und nehmen Kritik der Verbraucher ernst, um unsere Produkte kontinuierlich zu verbessern.

Zum Beispiel?
Unser Knoblauch stammt aus China – dies ist der kostengünstigste Weg, und so verfahren fast alle Lebensmittelhersteller. Allerdings haben uns Kunden zu Recht darauf hingewiesen, dass dieser lange Transportweg nicht sehr umweltfreundlich ist. Wir ziehen daraus die Konsequenz und steigen nun auf europäische Lieferanten um.

Als Mitglied der Jury des von WirtschaftsWoche und Generali Deutschland verliehenen Sustainable Impact Award bewerten Sie Nachhaltigkeitsinitiativen von Unternehmen. Auf welche Aspekte legen Sie besonderen Wert?
Transparenz und die Messbarkeit der Effekte sind mir wichtig. Initiativen müssen über reine PR-Maßnahmen hinausgehen: Ich schätze Projekte, die echte Veränderungen bewirken und deren positive Auswirkungen klar ersichtlich sind.

Welche Aspekte kommen bei der Diskussion über Nachhaltigkeit Ihrer Meinung nach häufig zu kurz?
Oftmals wird die soziale Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten vernachlässigt. Unternehmen sollten nicht nur Rohstoffe wie Kakao oder Kaffee aus Ländern mit niedrigerem Einkommen beziehen, sondern auch Teile der Wertschöpfung, beispielsweise die Verarbeitung der Rohstoffe oder Verpackung der fertigen Produkte, in diese Länder verlagern. So lassen sich dort besser bezahlte Arbeitsplätze schaffen, was die lokale Wirtschaft stärkt.

Was unternimmt Frosta in dieser Hinsicht?
Wir haben beispielsweise die Kaffeemarke Solino dabei unterstützt, in Äthiopien eine Rösterei und eine Verpackungsanlage für die dort geernteten Bohnen aufzubauen. Den vollständig in Äthiopien produzierten Kaffee verkaufen inzwischen unter anderen die Lebensmittel-Filialisten Rewe und Edeka. Ein Erfolg, auf den wir stolz sind. Von solchen Nachhaltigkeits-Projekten profitieren am Ende alle Beteiligten: Wenn Länder wie Äthiopien ökonomische Stärke gewinnen, können dort mittel- bis langfristig neue Märkte entstehen – auch für Produkte aus Deutschland.

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