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Chip-Implantat Digital bis unter die Haut

Quelle: Getty Images

Geht es nach den Vorstellungen des Start-ups Biohax, gehören Schlüssel bald der Vergangenheit an. Als Sesam-öffne-dich funktioniert ein etwa zwölf Millimeter großer Mikrochip unter der Haut. Doch der Chip kann weit mehr.

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Implantier-Partys sind in Stockholm gerade in. Zwischen Snacks und Cocktails lassen sich die digital-affinen Schweden einen Chip unter die Haut schießen, genau in die weiche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. Der kleine Pieks schmerze kaum mehr als ein Piercing, heißt es. Das digitale Aufrüsten lassen sich die Schweden rund 150 Euro kosten.

Mit einem Applikator wird der NFC-Chip unter die Haut gebracht. Quelle: Getty Images

Jowan Österlund, Gründer und CEO des schwedischen Start-ups Biohax International, sammelte zuvor 15 Jahre lang Erfahrungen mit Piercings, ehe die Chip-Implantate kamen. Der bärtige Tech-Nerd hat den Chip entwickelt und ist davon überzeugt, dass künftig alles gegenstandslos sein wird: Haustürschlüssel, U-Bahn-Ticket, Fitnessclub-Ausweis, sogar die Kreditkarte. Der Mensch identifiziert sich dann mit seinem Chip unter der Haut. Das Implantat nutzt dafür Nahfeldkommunikation (NFC), eine Technik, die beispielsweise auch beim kontaktlosen Zahlen per EC- oder Kreditkarte verwendet wird und nur in einer Entfernung von wenigen Zentimetern funktioniert.

Das Potenzial der Chips reicht weit über die NFC-Kommunikation hinaus: Sie können etwa die Körpertemperatur oder den Blutzuckerspiegel seines Trägers messen. Was bei deutschen Datenschützern mindestens zu einer hochgezogenen Augenbraue führt, lässt die Schweden relativ kalt: Rund 4.000 tragen bereits einen Mikrochip – das sind mehr als dreimal so viel wie noch im vergangenen Jahr.

Neil Harbisson ist der erste offiziell anerkannte Cyborg. Dank antennenförmigem Implantat ist die Welt für den Farbenblinden nicht mehr schwarzweiß, er kann die Farben hören. Inzwischen hat er aufgerüstet.

Sorgen vor Missbrauch ihrer Daten haben sie kaum, das Vertrauen in den Staat ist groß. Schon bei der Geburt erhält jeder Schwede eine Identifikationsnummer. Diese muss er auch bei einfachen Vorgängen wie bei der Bestellung einer neuen SIM-Karte angeben.

Die meisten Schweden sind überzeugt, dass der Trend des sogenannten Bio-Hackings sich ohnehin nicht aufhalten lasse: Wer sich nicht optimieren lasse, werde am Ende abgehängt. Ein Beispiel für das Bio-Hacking konnten die Besucher auf der DIGITAL X 2018 bereits live erleben: Neil Harbisson ist mit seinem markanten, antennenförmigen Implantat im Kopf der erste offiziell anerkannte Cyborg der Welt. Dank der Technik ist die Welt für den farbenblinden Wahl-New-Yorker nicht mehr schwarzweiß – er kann mit dem Implantat Farben hören. „Ich hoffe, dass das Zusammenspiel von Körper und Technologie in ein paar Jahren etwas ganz Normales ist“, sagt Harbisson. Darauf hofft auch Jowan Österlund.

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