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Digitale Transformation meistern – Teil 3 Eine sichere Bank?

Karl Matthäus Schmidt ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank. (Foto: Sven Serkis/Quirin Privatbank AG) Quelle: obs

Finanzdienstleistungen laufen immer öfter ohne menschliches Zutun ab. Zeugt es also von Mut oder Leichtsinn, wenn eine Bank die Zahl ihrer Kundenberater aufstockt? Ein Bankenchef berichtet.

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Keine Frage: Die Digitalisierung verändert die Bankenbranche massiv. Von rund 780.000 Beschäftigten im Kreditgewerbe im Jahr 1994 sind 2017 noch etwas weniger als 590.000 übriggeblieben, verzeichnet der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGVBanken). Neue Technologien sind nicht allein der Grund für das Schrumpfen, aber eben auch. Und es werden künftig noch viel weniger Menschen in der Finanzbranche arbeiten. „In 10 bis 15 Jahren werden Experten zufolge 65 Prozent der Jobs wegdigitalisiert“, sagt Karl Matthäus Schmidt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank AG in Berlin. Während bei manchen Aufgaben morgen Algorithmen einspringen, wo heute noch menschliches Zutun gefragt ist, hat die Bankenbranche noch eine weitere Herausforderung zu meistern: Sie muss sich einer neu erwachsenen digitalen Konkurrenz erwehren. Viele Banken haben ihre Kunden aus den Augen verloren. „Sie haben es verschlafen, dass die Menschen ihr Geld heute übers Smartphone anlegen und auch Überweisungen bequem von dort vornehmen wollen“, sagt er.

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Die größten Angreifer auf das bisherige Geschäftsmodell der Banken kommen deshalb gar nicht aus der eigenen Branche, sondern von außerhalb: Plattformanbieter wie Amazon, Google & Co. sind, anders als Banken, inzwischen ein bedeutender Teil der Lebenswelt vieler Manschen. „Dort bewege ich mich, wenn ich einkaufe und mein Leben organisiere, da liegt es nahe, dass dort auch die Finanztransaktionen stattfinden“, sagt Schmidt. Amazon kennt das Kaufverhalten seiner Kunden sehr genau. Anfang Oktober 2018 brachte der Online-Händler in Zusammenarbeit mit Visa eine eigene Kreditkarte heraus, deren Konditionen jene von klassischen Banken zum Teil übertreffen und das Einkaufserlebnis per Bonuspunktsystem verbessern. „Für Banken ist der Zug abgefahren, selbst ein Plattformanbieter zu werden“, sagt Schmidt. Ihnen komme künftig eher die Rolle als Finanzdienstleister oder Infrastrukturanbieter zu. Also zurück zu alten Stärken?

Karl Matthäus Schmidt hat selbst vor zehn Jahren eine „Brick and Mortar“-Bank gegründet, also eine Bank, die auf den Kundenkontakt in Geschäftsräumen setzt. Das Geldinstitut ist anders als viele andere Filialbanken auf Wachstumskurs. Bis 2021 werde er sein Personal bundesweit um 50 Berater aufstocken.

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Wie kann eine kleine Privatbank, deren große Wettbewerber sich zum Teil mit der eigenen Digitalisierung schwer mühen, dennoch Erfolg haben? „Dazu braucht man ein neues Konzept“, sagt Schmidt. „Wir sind eine moderne Privatbank, bei uns gibt es keine Provisionen, wir beraten unsere Kunden unabhängig.“ Außerdem hat er sich spezialisiert, und zwar aufs Geldanlegen per Smartphone. Die Kunden brauchen dafür keine langen Beratungsgespräche, sie müssen lediglich fünf bis sieben Fragen beantworten, dann erhalten sie ein professionelles Portfolio aus den 10.000 besten Aktien der Welt.

Die Vorzüge der Digitalisierung zu ignorieren, kann sich aber auch die Quirin Bank nicht leisten. Bereits 2013 wurde die Digitaltochter quirion gegründet. Sie gilt als Robo-Advisor-Pionier. Ein Robo-Advisor bietet automatisierte Dienstleistungen aus dem Tätigkeitsfeld von Finanzberatern an. quirion betreut mittlerweile über 5.000 Kunden mit einem Gesamtvolumen von mehr als 150 Millionen Euro. Die Online-Anlageplattform wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

„Bei aller Digitalisierung bin ich dennoch davon überzeugt, dass man bei komplexeren Themen auch noch den Menschen braucht“, sagt Schmidt. Er will das Beste aus der alten und der neuen Bankenwelt vereinen. Bisher geht seine Rechnung auf.

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