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Gefälschte Bewertungen Fake News sind schädlicher als Hacker

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Gezielte Falschinformationen im Netz manipulieren die öffentliche Meinung. Das hat auch Konsequenzen für Unternehmen: Nach einer aktuellen Allensbach-Studie im Auftrag von Deloitte sehen sie darin die größte Cyber-Gefahr für Deutschland.

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Wie weit ist es bis zum Strand, sind die Zimmer wirklich sauber und schmeckt das Essen? Urlauber vertrauen den Bewertungen ehemaliger Gäste oft mehr als den Katalogbeschreibungen der Anbieter. Die Erfahrungsberichte anderer sind für viele neben dem Preis die wichtigste Entscheidungshilfe beim Buchen von Reisen und beim Einkauf in Online-Shops. Doch woher wissen Kunden und Konsumenten, ob diese Bewertungen echt oder frei erfunden sind?
Ein Dilemma vor allem für Bewertungsportale wie Holidaycheck. Deswegen arbeitet ein 60-köpfiges Team daran, Auffälligkeiten zu durchforsten und bei Verdacht Übernachtungsnachweise bei
den Urlaubern einzufordern. Der Online-Riese Amazon setzt ausgefeilte Algorithmen ein und fügt den Vermerk „verifizierter Kauf“ bei der Bewertung hinzu.

Bis zu 60 Millionen Attacken pro Tag

Trotz der vielen Maßnahmen kursieren immer wieder von zwielichtigen Anbietern mit Sitz in Übersee gekaufte oder gefälschte Bewertungen auf den Portalen oder in Online-Shops. Das ist ärgerlich für den Nutzer und schadet dem Ruf des Portals oder der Shops. Kein Wunder also, wenn Holidaycheck aktuell gegen einen der kommerziellen Anbieter dieser sogenannten Fake-Bewertungen gerichtlich vorgeht. Er hatte Top-Bewertungen an mehrere Hotels verkauft, was aufflog. Für Juristen ist dies ein klarer Fall von unlauterer Werbung und zieht für das Portal einen immensen Imageschaden nach. „Ein wichtiger Wert von Bewertungsportalen aus Konsumentensicht ist die Idee, hier neutrale Informationen zu erhalten“, erläutert Sarah Diefenbach von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. „Also Informationen, die von Menschen stammen, die kein monetäres Interesse haben, mich in meiner Konsumentscheidung zu beeinflussen.“

Fake News gefährden nicht nur die demokratische Meinungsbildung, sie sind auch ein Problem in der Wirtschaft. Im aktuellen Cyber Security Report 2019 des Beratungsunternehmens Deloitte und des Instituts für Demoskopie Allensbach gaben drei Viertel der über 500 befragten Politiker und Unternehmer an, dass sie diese unlautere Beeinflussung für ein großes Risiko für die Menschen in Deutschland halten, und zwar noch vor klassischer Kriminalität wie Datendiebstahl.

Doch wie können sich Unternehmen gegen betrügerische und rufschädigende Bewertungen im Internet schützen? Viele Online-Shops sichern sich ab, indem sie ihren Kunden erst ein paar Tage nach der Bestellung eine Mail mit einem Link schicken, über den ein Feedback möglich ist. Andere setzen wie Amazon ausgeklügelte Algorithmen ein oder beschäftigen wie Holidaycheck Profis,
die Betrügereien aufdecken. Spezialisierte Dienstleister wie das EHI Retail Institute oder eKomi nehmen Online-Händlern diese Arbeit ab und prüfen die Authentizität der Kundenbewertungen. Diese bestätigen sie mit einem Siegel.

„Technologie entwickelt sich rasant, der Mensch nicht“

Was den guten Ruf betrifft, so ist Eigeninitiative gefragt: „Im Netz gilt die Weisheit: Tue Gutes und rede darüber“, erklärt Klaus Eck, Experte für Online-Reputation und Gründer und Geschäftsführer der Content-Marketing-Agentur d.Tales. „Wer im Digitalen schweigt, kann seine Reputation nicht verbessern und macht sich damit abhängig von der Bewertung durch Dritte.“

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