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Interview „Datenanalysen sind der nächste Schritt“
Der eine gilt als pragmatischer Visionär, der andere als passionierter Digitalisierungstreiber. Oliver Ratzesberger, CEO des Datenanalysehauses teradata, und Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland, über Unternehmensdaten, die Einstellung zur Digitalisierung und Tipps für mehr Silicon Valley im Mittelstand.
Herr Rickmann, wenn Sie den Unternehmen eine Digitalisierungsschulnote geben müssten, welche wäre das im Herbst 2019?
Hagen Rickmann: Das Digitalisierungstempo im Mittelstand ist deutlich gestiegen. Nach einer Bitkom-Studie aus dem Jahr 2018 ist deutlich zu erkennen, dass deutsche Unternehmer mehr Geld für digitale Technologien, wie zum Beispiel Cloud Computing und Big Data ausgeben. Deutsche Unternehmer haben erkannt, dass es sich lohnt in die Digitalisierung zu investieren. Da das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft ist, würde ich die Schulnote 2– bis 3+ geben.
Das sind die größten Vorteile von KI in der Industrie 4.0
19 von 100 Befragten erhoffen sich sinkende Kosten durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Kontext von Industrie-4.0-Anwendungen.
Kaum mehr Befragte, die im Einsatz von KI Kostensenkungen vermuten, erhoffen sich eine bessere Skalierbarkeit von Industrie-4.0-Anwendungen mittels KI: 20 Prozent der Befragten sehen das so.
Immerhin jeder vierte Befragte will durch den Einsatz von KI in seinem Unternehmen eine gesteigerte Produktqualität erreichen. Deutlich mehr Befragte nennen noch einen weiteren Vorteil, der den dritten Platz im Ranking belegt.
Gefragt nach den wichtigsten Vorteilen von KI im Kontext von Industrie 4.0, nennt jeder Dritte (33 Prozent) die Optimierung von Produktions- und Fertigungsprozessen in seinem Unternehmen.
Fast vier von zehn Befragten (39 Prozent) sehen den größten Vorteil von KI in ihrem Unternehmen im Bereich Predictive Maintenance. Der Bereich beschreibt die gezielte Auswertung von Maschinendaten und deren Reparatur beziehungsweise Wartung, noch ehe die Maschine einen Defekt verzeichnet und dadurch Betriebsabläufe stört.
Der meistgenannte Vorteil von KI im Kontext von Industrie 4.0 ist die Steigerung der Produktivität. Fast jeder zweite Befragte (47 Prozent) sieht darin den größten Nutzen von KI in seinem Unternehmen.
Die Statistik zeigt das Ergebnis einer Umfrage von Bitkom Research zu den Vorteilen Künstlicher Intelligenz im Rahmen von Industrie 4.0 in 555 deutschen Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern Größe im Jahr 2019.
Herr Ratzesberger, Ihr Unternehmen teradata verspricht, das Leben und Arbeiten von Menschen durch Daten zu verändern. Wie veränderungswillig sind Unternehmen?
Oliver Ratzesberger: Der digitale Wandel betrifft jedes Unternehmen. Den Druck sowie den Willen zur Veränderung sehe ich bei allen unseren Kunden. Wieso? Weil sie verstanden haben, dass sie riskieren, irrelevant zu werden, wenn sie bei der digitalen Transformation abwarten. Aber auch weil sie sehen, dass sie mit Data Analytics relevante Antworten erhalten, mit der Cloud schneller neue Produkte entwickeln oder mit Machine-Learning effizientere Prozesse schaffen.
Und wie veränderungsbereit sind Sie als Unternehmen selbst?
Ratzesberger: Bei teradata blicken wir stolz auf 40 Jahre Innovationskraft zurück. Dafür mussten wir das Unternehmen immer wieder neu erfinden. Wir konnten es uns nie erlauben, uns auf dem Status quo auszuruhen. Als Technologe, aber auch als Entscheider, bin ich der festen Überzeugung, dass dieses Mindset unseren Erfolg ausmacht.
Rickmann: Die Digitalisierung ist kein Software-Update. Sie ist eine strategische Neuausrichtung. Und das nehmen wir auch ernst. Wir sind der Meinung, dass man vor Kunden nur dann glaubwürdig
ist, wenn wir die Lösungen selbst nutzen, die wir verkaufen. Inzwischen werden Verträge bei uns digital unterzeichnet und für die Vorbereitung von Kundenterminen setzen wir auch auf den Digital Sales Assistent, den wir nun mit teradata anbieten wollen.
Ihre Unternehmen gehen eine strategische Partnerschaft ein: Worum geht es dabei?
Rickmann: Wir als Telekom verstehen uns als Treiber der Digitalisierung. Unser Ziel ist es, unseren Kunden Lösungen aus einer Hand anzubieten, mit denen sie in der digitalisierten Welt international erfolgreich sein können. Data Analytics spielt hier zunehmend eine entscheidende Rolle. Durch die Partnerschaft mit teradata sind wir nun in der Lage, Data-Analytics-Lösungen in unser Leistungsportfolio zu integrieren. Zum Beispiel den Digital Sales Assistent: Er gibt Vertrieblern Empfehlungen für die nächste sinnvolle Aktion oder prognostiziert dynamisch Preise und Margen durch Datenanalyse.
Ratzesberger: Ob in Industrie oder Handel – Datenanalysen werden für Unternehmen immer wichtiger, um Prozesse zu optimieren, Kunden besser zu verstehen, Prognosen zu verfeinern. Sie sind der nächste Schritt. Viele Unternehmen sind frustriert von der Komplexität, die bislang mit Datenanalysen einherging. Oft verfügen sie nicht über die Ressourcen. Durch die Bündelung unserer Kompetenzen – Data Analytics aus der Cloud, Vernetzung, Infrastrukturmanagement und IT-Sicherheit – können Unternehmen jeder Größe einfach und flexibel mit Datenanalysen durchstarten.
Die größten Digitalisierungshemmnisse in Deutschland
Digital, aber (zu) teuer? Nicht jedes Unternehmen kann seine Digitalisierungsprojekte so umsetzen wie gewünscht. Mangelnde geeignete Finanzierungsmöglichkeiten bremsen bei 7 von 100 Unternehmern die Digitalisierung. Im Jahr 2017 lag die Quote bei 5,4 Prozent.
Welche Technologie lohnt sich, welche ist eher ein Luxus? Die Unsicherheit über zukünftige Technologien und deren Standards bremst 26,8 der Befragten in ihrer Digitalisierung.
Exakt 30 von 100 Firmen sehen für sich ein Digitalisierungshemmnis in der mangelnden Qualität ihrer Internetverbindung. Im Befragungsjahr 2017 lag diese Quote noch bei 27,6 Prozent.
Digitalisierung bedeutet in der Regel auch, vorhandene Datenbestände und neue Datenquellen miteinander zu verbinden. Nur so werden Synergien deutlich. Mit 35,2 Prozent der Nennungen landen die Schwierigkeiten bei der Umstellung bestehender IT-Systeme knapp auf Platz 4 der Faktoren, die die digitale Transformation von Unternehmen bremsen.
Nicht allein die Technik bereitet gelegentlich Sorgen: Die Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation, sprich die Unternehmenskultur, hin zu neuen Möglichkeiten beschreiben mehr als ein Drittel der Befragten (35,5 Prozent) als Digitalisierungshemmnis.
Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema unter den Unternehmen, die ihren digitalen Wandel aktiv gestalten. Fehlende IT-Kompetenzen oder Bewerber für ausgeschriebene Stellen in der IT bereiten 38,3 Prozent der Firmen Probleme.
45,7 Prozent der befragten Unternehmen sehen in den Anforderungen an die Datensicherheit bzw. an den Datenschutz die größte Bremse für die eigene Digitalisierung. Zwei Jahre zuvor sahen das nicht einmal drei von zehn Unternehmen (28,3 Prozent) so.
Digitalisierung einfach machen? Die Zahl der Unternehmen, die keine Einschränkungen bei ihren Digitalisierungsprojekten feststellen, schrumpft: Sah im Jahr 2017 noch fast jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) keine Hindernisse, digitalisieren sich 2019 nur noch 12,6 Prozent der befragten Firmen ganz ohne Hemmnisse.
Die Ergebnisse der Übersicht basieren auf einer Unternehmensbefragung der KfW-Bankengruppe. Die Befragung wurde zum 18. Mal unter Unternehmen aller Größenklassen, Wirtschaftszweige, Rechtsformen und Regionen durchgeführt. An der Erhebung nahmen knapp 1.300 Unternehmen aus 17 Spitzen-, Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft teil. Sie erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2018 und Mitte März 2019.
Verstehen Sie beide es als Ihre Mission, das Thema Data Analytics voranzutreiben?
Rickmann: Ja, definitiv. Data Analytics macht zukünftig den Unterschied. 88 Prozent der weltweit anfallenden Daten werden heute gar nicht genutzt oder ausgewertet. Sensordaten, demografische Daten, GPS-Daten, Social Media: Die Daten sind da. In ihrer Analyse verbergen sich Erkenntnisse für Unternehmen. Faktenbasiert trifft man bessere Entscheidungen. Mir persönlich gefällt die Aussage von Edward Deming „Without data you are just another person with an opinion“. Deswegen ist mir dieses Thema so wichtig.
Ratzesberger: Die weltweite Datenmenge soll bis 2025 auf 175 Zettabyte – das sind 175 Milliarden Terabyte – durch vernetzte Sensoren ansteigen. 5G wird diesen Prozess beschleunigen und damit die Relevanz von Data Analytics nochmals erhöhen.
Welche Hürden sehen Sie bei Unternehmen, die anfallende Daten aus Produktion, Vertrieb oder Buchhaltung nutzen wollen?
Ratzesberger: Mit jedem IT-System, jeder Anwendung und jeder Maschine steigt die technologische Komplexität – und das nicht nur durch das schiere Volumen an Daten, sondern auch durch die unterschiedlichen Formate. Oft liegen Daten weder strukturiert noch konsolidiert oder kontextualisiert vor.
Welchen Tipp haben Sie für andere Entscheider, um ein bisschen Silicon Valley ins eigene Unternehmen zu bringen?
Rickmann: Ich fliege regelmäßig mit ein paar Kunden ins Silicon Valley. Hier besuchen wir dann Unternehmen, Start-ups und Investoren. Jedes Mal komme ich mit zahlreichen Ideen zurück und bin sehr begeistert von dem Mindset, das im Valley gelebt wird. Diese Macher-Mentalität, der Innovationsgeist, aber auch der Größenwahn und die Fehlerkultur. Im Valley gilt: Fail fast to innovate faster! Davon können wir deutsche Unternehmer uns manchmal eine Scheibe abschneiden. Unternehmer müssen bei der digitalen Transformation eine Fehlerkultur offen leben – so wie es im Valley täglich gelebt wird.
Ratzesberger: In Deutschland gibt es rund 1.500 Weltmarktführer – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Ihr Erfolg fußt oft auf klassischen mittelständischen Tugenden wie Tüftlertum, langfristige Planung, Spezialisierung und Perfektion. Wenn es Entscheidern hierzulande gelingt, diese Perfektion und Produktionserfahrung mit der Agilität und der unkonventionellen wie pragmatischen Kreativität des Silicon Valley zu kombinieren, werden sie in Zukunft noch innovativer und erfolgreicher sein.