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Interview „Datenanalysen sind der nächste Schritt“

Hagen Rickmann leitet das Firmenkundengeschäft der Telekom Deutschland GmbH. Quelle: Deutsche Telekom

Der eine gilt als pragmatischer Visionär, der andere als passionierter Digitalisierungstreiber. Oliver Ratzesberger, CEO des Datenanalysehauses teradata, und Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland, über Unternehmensdaten, die Einstellung zur Digitalisierung und Tipps für mehr Silicon Valley im Mittelstand.

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Herr Rickmann, wenn Sie den Unternehmen eine Digitalisierungsschulnote geben müssten, welche wäre das im Herbst 2019?
Hagen Rickmann: Das Digitalisierungstempo im Mittelstand ist deutlich gestiegen. Nach einer Bitkom-Studie aus dem Jahr 2018 ist deutlich zu erkennen, dass deutsche Unternehmer mehr Geld für digitale Technologien, wie zum Beispiel Cloud Computing und Big Data ausgeben. Deutsche Unternehmer haben erkannt, dass es sich lohnt in die Digitalisierung zu investieren. Da das Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft ist, würde ich die Schulnote 2– bis 3+ geben.

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Herr Ratzesberger, Ihr Unternehmen teradata verspricht, das Leben und Arbeiten von Menschen durch Daten zu verändern. Wie veränderungswillig sind Unternehmen?
Oliver Ratzesberger: Der digitale Wandel betrifft jedes Unternehmen. Den Druck sowie den Willen zur Veränderung sehe ich bei allen unseren Kunden. Wieso? Weil sie verstanden haben, dass sie riskieren, irrelevant zu werden, wenn sie bei der digitalen Transformation abwarten. Aber auch weil sie sehen, dass sie mit Data Analytics relevante Antworten erhalten, mit der Cloud schneller neue Produkte entwickeln oder mit Machine-Learning effizientere Prozesse schaffen.

Und wie veränderungsbereit sind Sie als Unternehmen selbst?
Ratzesberger: Bei teradata blicken wir stolz auf 40 Jahre Innovationskraft zurück. Dafür mussten wir das Unternehmen immer wieder neu erfinden. Wir konnten es uns nie erlauben, uns auf dem Status quo auszuruhen. Als Technologe, aber auch als Entscheider, bin ich der festen Überzeugung, dass dieses Mindset unseren Erfolg ausmacht.
Rickmann: Die Digitalisierung ist kein Software-Update. Sie ist eine strategische Neuausrichtung. Und das nehmen wir auch ernst. Wir sind der Meinung, dass man vor Kunden nur dann glaubwürdig
ist, wenn wir die Lösungen selbst nutzen, die wir verkaufen. Inzwischen werden Verträge bei uns digital unterzeichnet und für die Vorbereitung von Kundenterminen setzen wir auch auf den Digital Sales Assistent, den wir nun mit teradata anbieten wollen.

Oliver Ratzesberger ist CEO des Datenanalyse-Spezialisten teradata. Quelle: Deutsche Telekom

Ihre Unternehmen gehen eine strategische Partnerschaft ein: Worum geht es dabei?
Rickmann: Wir als Telekom verstehen uns als Treiber der Digitalisierung. Unser Ziel ist es, unseren Kunden Lösungen aus einer Hand anzubieten, mit denen sie in der digitalisierten Welt international erfolgreich sein können. Data Analytics spielt hier zunehmend eine entscheidende Rolle. Durch die Partnerschaft mit teradata sind wir nun in der Lage, Data-Analytics-Lösungen in unser Leistungsportfolio zu integrieren. Zum Beispiel den Digital Sales Assistent: Er gibt Vertrieblern Empfehlungen für die nächste sinnvolle Aktion oder prognostiziert dynamisch Preise und Margen durch Datenanalyse.
Ratzesberger: Ob in Industrie oder Handel – Datenanalysen werden für Unternehmen immer wichtiger, um Prozesse zu optimieren, Kunden besser zu verstehen, Prognosen zu verfeinern. Sie sind der nächste Schritt. Viele Unternehmen sind frustriert von der Komplexität, die bislang mit Datenanalysen einherging. Oft verfügen sie nicht über die Ressourcen. Durch die Bündelung unserer Kompetenzen – Data Analytics aus der Cloud, Vernetzung, Infrastrukturmanagement und IT-Sicherheit – können Unternehmen jeder Größe einfach und flexibel mit Datenanalysen durchstarten.

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Verstehen Sie beide es als Ihre Mission, das Thema Data Analytics voranzutreiben?
Rickmann: Ja, definitiv. Data Analytics macht zukünftig den Unterschied. 88 Prozent der weltweit anfallenden Daten werden heute gar nicht genutzt oder ausgewertet. Sensordaten, demografische Daten, GPS-Daten, Social Media: Die Daten sind da. In ihrer Analyse verbergen sich Erkenntnisse für Unternehmen. Faktenbasiert trifft man bessere Entscheidungen. Mir persönlich gefällt die Aussage von Edward Deming „Without data you are just another person with an opinion“. Deswegen ist mir dieses Thema so wichtig.
Ratzesberger: Die weltweite Datenmenge soll bis 2025 auf 175 Zettabyte – das sind 175 Milliarden Terabyte – durch vernetzte Sensoren ansteigen. 5G wird diesen Prozess beschleunigen und damit die Relevanz von Data Analytics nochmals erhöhen.

Welche Hürden sehen Sie bei Unternehmen, die anfallende Daten aus Produktion, Vertrieb oder Buchhaltung nutzen wollen?
Ratzesberger: Mit jedem IT-System, jeder Anwendung und jeder Maschine steigt die technologische Komplexität – und das nicht nur durch das schiere Volumen an Daten, sondern auch durch die unterschiedlichen Formate. Oft liegen Daten weder strukturiert noch konsolidiert oder kontextualisiert vor.

Welchen Tipp haben Sie für andere Entscheider, um ein bisschen Silicon Valley ins eigene Unternehmen zu bringen?
Rickmann: Ich fliege regelmäßig mit ein paar Kunden ins Silicon Valley. Hier besuchen wir dann Unternehmen, Start-ups und Investoren. Jedes Mal komme ich mit zahlreichen Ideen zurück und bin sehr begeistert von dem Mindset, das im Valley gelebt wird. Diese Macher-Mentalität, der Innovationsgeist, aber auch der Größenwahn und die Fehlerkultur. Im Valley gilt: Fail fast to innovate faster! Davon können wir deutsche Unternehmer uns manchmal eine Scheibe abschneiden. Unternehmer müssen bei der digitalen Transformation eine Fehlerkultur offen leben – so wie es im Valley täglich gelebt wird.

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Ratzesberger: In Deutschland gibt es rund 1.500 Weltmarktführer – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Ihr Erfolg fußt oft auf klassischen mittelständischen Tugenden wie Tüftlertum, langfristige Planung, Spezialisierung und Perfektion. Wenn es Entscheidern hierzulande gelingt, diese Perfektion und Produktionserfahrung mit der Agilität und der unkonventionellen wie pragmatischen Kreativität des Silicon Valley zu kombinieren, werden sie in Zukunft noch innovativer und erfolgreicher sein.

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