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Neil Harbisson Neues aus dem Internet der Sinne

Quelle: Deutsche Telekom

Neil Harbisson ist der erste offiziell anerkannte Cyborg. Dank antennenförmigem Implantat ist die Welt für den Farbenblinden nicht mehr schwarzweiß, er kann die Farben hören. Inzwischen hat er aufgerüstet.

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Neil Harbisson hat schon so einiges zu hören bekommen: Ob er ein Mikro am Kopf hätte, einen Selfie-Stick oder eine GoPro-Kamera, wurde der in Belfast geborene und in Katalanien aufgewachsene Künstler und Aktivist oft gefragt. Einige Menschen hielten ihn für einen Mitarbeiter von Google Streetview, und während des Pokémon-Hypes 2016 wollte man ihn sogar fangen.

Tatsächlich sieht er ungewöhnlich aus: Von seinem Hinterkopf aus ragt eine Antenne nach vorne. Die Antenne ist keine technische Spielerei, sondern ersetzt einen Sinn, denn Harbisson wurde farbenblind geboren und kann dank der Antenne, die er sich 2004 samt Chip implantieren ließ, Farben zwar nicht sehen, aber hören. Dafür registriert ein Sensor in der Antenne die Frequenz der Farben in Harbissons Umgebung und leitet sie an den implantierten Chip in seinem Hinterkopf weiter. Für jede Tonhöhe hat sich der Cyborg eine Farbe eingeprägt.

Inzwischen kann Harbisson mit seiner Antenne auch UV- und Infrarotstrahlung wahrnehmen, seit 2012 ist er über einen zweiten Chip mit dem Internet verbunden. So kann er sich als „Sensonaut“ sogar mit der Raumstationen ISS verbinden und das All erkunden, ohne wirklich dort zu sein. Sein Leben als Cyborg soll anderen ein Vorbild sein. „Ich hoffe, dass das Zusammenspiel von Körper und Technologie in ein paar Jahren etwas ganz Normales ist“, sagt er. Wozu soll das alles gut sein? „Je mehr wir unsere Sinne verändern, desto weniger müssen wir den Planeten verändern“, erklärt Harbisson.

Spüren, wenn es regnen wird

Harbisson gilt als erster staatlich anerkannter Cyborg der Welt. Doch er ist nicht mehr allein: Im Jahr 2010 gründete er als Antwort auf die vielen Anfragen von Interessierten auf der ganzen Welt mit der katalanischen Tänzerin und Performance-Künstlerin Moon Ribas die Cyborg Foundation. Die Stiftung hat zum Ziel, die Sinne und die persönlichen Kapazitäten des Körpers zu erweitern und zu verbessern, den Einsatz der Kybernetik an kulturellen Veranstaltungen zu fördern und für die Rechte der Cyborgs zu sorgen. Moon Ribas kann dank eines Seismoimplantats im Ellbogen Erschütterungen eines Erbebens rund um den Globus wahrnehmen, die sie dann tänzerisch umsetzt. Neil Harbisson berichtet auch vom katalanischen Cyborg-Künstler Manel Muñoz. Er hat eine Wetterstation mit seinem Körper verbunden und spürt, wann es regnen wird. Eine App braucht er für die Wettervorhersage nicht mehr.

Neil Harbissons Bestrebungen, eins zu werden mit der Technik, gehen indes weiter. Diesmal geht es um ein Sinnesgerät für das Zeitgefühl. Dafür wandert ein warmer Punkt einmal am Tag unter der Haut seines Kopfes herum. Um zwölf Uhr mittags Londoner Zeit spürt er die Wärme mitten auf seiner Stirn. Der Sinn dahinter: „Künftig können wir damit Zeitillusionen schaffen und schöne Momente länger wahrnehmen“, erklärt er. Wie die Kommunikation unter Cyborgs künftig aussehen könnte, demonstrierten Harbisson und Ribas bereits in São Paolo, Brasilien: Dazu tragen beide ein Zahnimplantat namens WeTooth, das mit einer Bluetooth-Taste und einem Minivibrator ausgestattet ist. Immer wenn die Taste mit der Zunge gedrückt wird, sendet das Implantat eine Vibration an das Zahnimplantat des anderen. Das Morsen erfährt so ein Revival.

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