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Sir Richard Branson Abenteurer, Ritter, Multimilliardär

Virgin-Gründer Richard Branson Quelle: AP

Er kann brutto und netto nur schwer auseinanderhalten, hasst Krawatten und war schon mal eine Nacht im Gefängnis: Warum Richard Branson, 69, als Vorbild für deutsche Mittelständler taugt.

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Richard Branson ist eine Rampensau – im besten Sinne des Wortes. Der Brite liebt das Abenteuer, privat wie als Unternehmer. Und er schreckt auch nicht vor skurrilen Auftritten zurück. Das Resultat all dessen: Mit 69 Jahren führt der Virgin-Gründer ein global agierendes Firmenkonglomerat mit mehr als 60 Unternehmen, 53 Millionen Kunden und knapp 70.000 Angestellten. Branson hat mehrere Weltrekorde aufgestellt, besitzt eine Privatinsel in der Karibik und wurde von der Queen zum Ritter geschlagen.

Die DIGITAL X hat sich zur führenden Plattform für die Digitalisierung entwickelt. Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom AG, über den Erfolg der Initiative, die Transformation des Mittelstands und 5G.

Dass er es einmal so weit bringen würde, war zumindest in seinen jungen Jahren nicht absehbar. Branson, am 18. Juli 1950 im Londoner Stadtteil Blackheath geboren, leidet unter Dyslexie, einer Lernstörung, die ihm miserable Schulnoten einbrockte. Bis heute hat er etwa Probleme, brutto und netto zu unterscheiden, was mitunter schon zu skurrilen Vorstandstreffen geführt habe, wie er mal in einem Interview erzählte. Zu Beginn seiner Unternehmerkarriere musste er gar für eine Nacht hinter Gitter, weil er mit seinem Schallplattenversand auf unkonventionelle Art Steuern sparen wollte.

Harte Bandagen

Dass er dennoch so erfolgreich ist – Forbes taxiert sein Nettovermögen auf 3,9 Milliarden Dollar –, hat auch mit seiner Philosophie zu tun: Für ihn liegt das Geheimnis im erfolgreichen Führen von Unternehmen darin, die richtigen Mitarbeiter zu finden, sie zu inspirieren und das Beste aus ihnen herauszuholen. 

Branson selbst sieht sich als Disruptor, der mit seinen Virgin-Firmen ganze Branchen auf den Kopf stellt. Beispiel Virgin Atlantic Airways: Weil er Flugreisen als unangenehm und langweilig empfand, startete er Anfang der 1980er-Jahre mit einer gebrauchten Boeing 747 seine eigene Airline, die später als erste Fluggesellschaft in Europa ein Entertainmentangebot in die Sitze einbaute und eine Premium-Economy-Klasse einführte. Zu dieser Zeit hatte Branson mit Virgin Records bereits einen der weltweit größten Musikproduzenten erschaffen und Künstler wie die Rolling Stones oder Peter Gabriel unter Vertrag.

Dass das Unternehmertum mitunter mit harten Bandagen geführt wird und schwere Entscheidungen mit sich bringen kann, erfuhr Branson spätestens, als der Konkurrent British Airways mit aller Macht versuchte, seine Airline aus dem Markt zu drängen. Um Virgin Atlantic und sein gesamtes Unternehmen vor dem Untergang zu retten, entschied er sich schweren Herzens, sein erfolgreiches Platten-Label an den Konkurrenten EMI zu verkaufen. In einem Interview Jahre später sagte er, dass er dabei das Wohl aller seiner Angestellten im Kopf gehabt hätte.

Virgin – der Name von Bransons Imperium spiegelt das wider, was den Erfolg des Briten zu einem großen Teil auszeichnet: seine jungfräuliche Neugier und die Unvoreingenommenheit gegenüber Neuem. Nur mit diesem Pioniergeist konnte aus einem kleinen Plattenladen Ende der 1960er-Jahre ein weltweites Imperium werden, dass pro Jahr rund 17 Milliarden Pfund umsetzt.

Auf dem Weg dahin gab es freilich auch immer wieder Rückschläge: Virgin Cola etwa verlor den Machtkampf gegen Coca-Cola. Auch Virgin Bride, ein Geschäft für Brautkleider, floppte, weil Branson und sein Team dafür keine Kunden fanden. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, machte er sich einfach auf die Suche nach einer neuen Geschäftsidee. Heute ist Virgin in sämtlichen wichtigen Industrien vertreten und bietet neben Flug-, Zug- und Schiffsreisen auch Gesundheitsversorgung, Finanzdienstleistungen, Telekommunikationslösungen und Unterhaltung an.

Kite-Surfen über den Ärmelkanal

Ebenfalls nicht abträglich für seinen Erfolg dürften die teils verrückten Auftritte des extrovertierten und Krawatten verabscheuenden Managers sein. Ob als Whiskey trinkender Rocker bei der Eröffnung eines Megastores, als Stewardess in einem seiner Flieger nach einer verlorenen Wette oder Wasserski fahrend mit einer nackten Frau auf dem Rücken – Angst, sich lächerlich zu machen, hatte Branson nie.

Auch seine zahlreichen Weltrekordunternehmungen haben immer wieder auch die Aufmerksamkeit auf sein Unternehmen gelenkt. 1986 segelte er so schnell über den Atlantik wie keiner vor ihm. Fünf Jahre später überflog er in Rekordtempo den Pazifik mit einem Ballon in zehn Kilometern Höhe. 2012 überquerte er als ältester Kite-Surfer den Ärmelkanal. Mehr als nur einmal sah Branson bei seinen Ausflügen ins Extreme dem Tod ins Auge.

Mit knapp 70 steht der Frühaufsteher – um 5 Uhr ist Bransons Nacht vorbei – immer noch voll im Saft und hat weiter große Pläne: Er will Touristen ins Weltall schicken, den Klimawandel auf der Erde stoppen und die Bildung verbessern. Die Reichen, sagt Branson, sollten ihr Vermögen dazu nutzen, Jobs zu schaffen oder gegen Missstände in der Welt anzugehen. Branson selbst möchte am Ende seiner Zeit zurückblicken und sagen können, dass er das Leben von Menschen zum Positiven verändert hat.

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