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Wandel in der Automobilindustrie Mobilität statt Autos

Quelle: DmiT/Adobe Stock

Die Digitalisierung entfernt Autohersteller zunehmend von ihrem Kernprodukt, dem Auto. Aus Käufern werden Nutzer, aus Fahrern werden Mitfahrer. Dieser Wandel kann nicht spurlos an der Branche vorbeigehen.

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Das mittel- bis langfristige Handeln von Unternehmen wird immer wieder dadurch bestimmt, dass sich die Unternehmen mit neuen Trends in ihrer Branche auseinandersetzen und sich diesbezüglich wandeln müssen. Beispiele solcher Trends in der Automobilindustrie sind Leichtbau und Elektromobilität beziehungsweise alternative Antriebe. Damit werden Veränderungen in den Produktionsprozessen sowie beim finalen Produkt notwendig.

Die Mobilitätsbranche in Zahlen

Während die meisten dieser Trends branchenspezifisch sind, gibt es immer wieder Entwicklungen, die branchenübergreifende Veränderungen auslösen. Eine solche Entwicklung, die aktuell in allen Branchen eine Rolle spielt ist die Digitalisierung.
Grundsätzlich sind mit der Digitalisierung Veränderung und wirtschaftliche Potenziale auf drei Ebenen in den Unternehmen verbunden:
• Prozessebene
• Produktebene
• Ebene des Geschäftsmodells

Für die meisten Unternehmen ist die Prozessebene der Startpunkt der eigenen Digitalisierung. Mit der digitalen Transformation interner wie externer Unternehmensprozesse sind Effizienz- und Produktivitätssteigerungen sowie Kosteneinsparungen verbunden. Somit bietet die Digitalisierung von Prozessen einen vergleichsweisen einfachen Einstieg in die digitale Transformation mit messbaren Wirkungen auf das Unternehmensergebnis.

Mitarbeiter dürfen nicht auf der Strecke bleiben

Dabei gilt es aber zu bedenken, dass der digitale Wandel mehr erfordert als der Einsatz digitaler Technologien wie künstliche Intelligenz und Vernetzung in der Produktion oder die Analyse von Big Data im Marketing. Wichtige Aspekte des Wandels sind nicht-technologischer Natur. Beispielsweise hilft eine Strategie für die digitale Transformation dabei, Insellösungen zu vermeiden und Prozesse aufeinander abzustimmen. Diese Strategie und eine zugrunde liegende Vision sind zudem von Bedeutung für die Mitarbeiter.

„Unternehmen lassen sich nur zögerlich von Start-ups helfen“

Die Transformation von Prozessen ist mit Veränderungen für die Mitarbeiter verbunden. Mal sind es nur kleine Anpassungen von Abläufen, an anderen Stellen ergeben sich jedoch auch fundamentale Veränderungen von Berufsfeldern. Dies erfordert ein Change Management, um die Mitarbeiter „mitzunehmen“.

In einem ersten Schritt sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter vorab über Veränderungen informieren und die Bedeutung innerhalb der Unternehmensstrategie erläutern. Dazu können Info-Tage, Workshops, Schulungen, usw. genutzt werden. Auch gilt es, die Mitarbeiter bei der Bewältigung neuer Aufgaben und Abläufe nicht allein zu lassen. Prozesse, digitale Tools und Abläufe müssen erläutert werden, damit sie sinnvoll in den Arbeitsprozess integriert werden können und keine zusätzliche Belastung für Mitarbeiter bedeuten. Ferner können Unternehmen ihren Mitarbeitern auch Möglichkeit bieten, sich selbst mit ihren Ideen beim Wandel einzubringen.

Wenn die Leistung zum Produkt wird

Auch wenn die Digitalisierung oftmals auf der Prozessebene beginnt, ist das wirtschaftliche Potenzial, welches mit der digitalen Transformation auf der Produkt- und Geschäftsmodellebene verbunden ist, um einiges größer. Weiterentwicklung bestehender Produkte zu „Smart Products“, Zusatzdienstleistungen passend zu existierenden Produkten, Plattformisierung, individuelle Angebote für Kunden sowie eine generell stärkere Kundenzentrierung ermöglichen Unternehmen einerseits die Sicherung ihrer bisherigen Umsätze, andererseits eine die Erschließung neuer Absatzmärkte sowie die Vergrößerung des Kundenstamms.

Experten-Wissen zum Hören: der Telekom-Podcast

Die digitale Transformation von Produkten, Services und Geschäftsmodellen ermöglicht die Weiterentwicklung von einzelnen Produkt- und Dienstleistungsangeboten hin zu kompletten Lösungen für Kunden. Dabei steht zu Beginn die Frage: Was ist das eigentliche Bedürfnis des Kunden? Beispielsweise ist für Automobilunternehmen relevant, ob sich das Interesse der Kunden auf das Autofahren an sich bezieht oder allgemein Mobilität. Für letzteres ist das Auto allerdings nur eine Option von vielen.
Aus einer zunehmenden Fokussierung auf das generelle Mobilitätsbedürfnis und nicht ein spezielles Verkehrsmittel ergibt sich für Automobilunternehmen die Herausforderungen, einen Wandel vom reinen Autohersteller zu einem Mobilitätsanbieter vorzunehmen. In Ansätzen ist dies bei den deutschen Herstellern bereits zu beobachten.

Branchengrenzen bewusst übertreten

Als Mobilitätsanbieter ermöglichen die Unternehmen verschiedene Optionen, um von A nach B zu kommen, ja nach Präferenz des individuellen Kunden in diesem Moment. Ein Beispiel dafür ist Daimler mit den Angeboten Mercedes me move sowie moovel, welches inzwischen Teil von REACH NOW, einem Joint Ventures von BMW und Daimler, geworden ist. Bei diesen Angeboten haben Kunden die Wahl zwischen verschiedenen Optionen – zum Beispiel Car-Sharing, Mietwagen, Taxi, Bahn, Nahverkehr, Fernbus oder einem Mix davon – für ihr Mobilitätsbedürfnis, die allesamt über eine Plattform buch- und bezahlbar sind. Damit werden auch Personen ohne eigenes Auto zu Kunden der Automobilunternehmen.

Darüber hinaus kann die Entwicklung von Lösungen noch weiter vorangetrieben werden. So können Unternehmen in ihrem Wandel vom Produkthersteller zu einem Lösungsanbieter auch abseits der eigenen Branche verbundene Bedürfnisse befriedigen. Beispielsweise können Mobilitätsanbieter ihren Kunden am Ziel auch eine Hotelreservierung und Tischreservierung in einem Restaurant ermöglichen und somit integrierte Reiselösungen bieten.

Der Wandel vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter stellt für deutsche Automobilunternehmen eine große Herausforderung dar, da sie sich in der Vergangenheit sehr stark über das Produkt identifiziert haben, wovon Slogans wie „Freude am Fahren“, „Vorsprung durch Technik“ oder „Das Auto“ zeugen. Aber in dem Ausmaß, wie sich die Kundenbedürfnisse ändern, müssen sich auch die Unternehmen ändern, um ihre Position am Markt zu behalten.

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