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Bewusstes Miteinander Bitte nicht falsch verstehen!

Hierarchie hat in anderen Kulturen eine viel größere Bedeutung als hierzulande. Quelle: Fotolia

Deutsche Kommunikations- und Verhaltensweisen können zu Irritationen führen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Missverständnissen, die eine Zusammenarbeit unmöglich machen. Fünf Situationen, die sich leicht vermeiden lassen.

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„Kommunikation ist am Arbeitsplatz das wichtigste Werkzeug“, sagt Katarina Lerch. Die interkulturelle Trainerin bei den gemeinnützigen Carl Duisberg Centren hat in unzähligen Gesprächen mit Fach- und Führungskräften festgestellt: „Kulturelle Unterschiede führen in der Kommunikation zwischen Personen sehr schnell und unbewusst zu Missverständnissen“. Ob Wortwahl, Tonlage, Gestik oder Körperhaltung: „Wir senden ständig Signale aus, die falsch interpretiert werden können“, so Lerch.

Besonders hoch ist die Gefahr falsch verstanden zu werden, wenn der Gesprächspartner aus einem anderen Kulturkreis stammt – beispielsweise aus dem afrikanischen oder arabischen Raum, wie viele der Geflüchteten. Da hilft nur: Aufmerksam gegenüber den eigenen Worten und dem eigenen Auftritt sein - und immer wieder über typisch deutsche Gepflogenheiten aufklären.

Die Studie fasst Erfahrungen und Erkenntnisse, die Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt sammeln konnten, zusammen.

In den folgenden Situationen kann es besonders schnell zu Missverständnissen kommen:

Der Blickkontakt

„Schau mich an, wenn du mit mir sprichst.“ Schon den Kindern bringt man hierzulande bei, dass das Anschauen des Gesprächspartners ein Ausdruck von Höflichkeit ist. „Doch gerade in der arabischen Kultur gilt es als respektlos oder sogar als aggressiv anderen zu intensiv in die Augen zu schauen“, so Lerch. Da verwundert es also nicht, wenn der aus Syrien stammende Mitarbeiter zu Boden blickt, wenn der Vorgesetzte ihm eine Arbeitsanweisung erteilt. „Dies hat nicht mit fehlender Aufmerksamkeit, Mangel an Selbstbewusstsein oder gar mit Unwillen zu tun“, so Lerch.

Das Händeschütteln

Gleich in der ersten Sekunde fällt das Urteil über den Bewerber: Ein kräftiger Händedruck signalisiert uns Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit und Verlässlichkeit. Dies gilt aber nur für Personen, die im mitteleuropäischen Kulturkreis aufgewachsen sind. „Asiaten oder Afrikaner haben einen vergleichsweise weichen Händedruck“, sagt Lerch.

Das Kritikgespräch

„Wir Deutsche kommen immer schnell zum Punkt, haben eine klare Struktur in unserer Kommunikation – und wollen vor allem eines: keine Zeit verlieren“, stellt Lerch fest. Anders dagegen, wenn jemand aus dem arabischen Kulturkreis stammt: Negative Botschaften werden meist nicht direkt ausgesprochen, viel lieber verwendet man sprachliche Bilder oder macht nur Andeutungen. Mit der Folge, dass der Kollege um den „heißen Brei herumredet“, anstatt frei heraus seine Meinung zu sagen. Schnell wird er als unkonzentriert oder ahnungslos wahrgenommen.

Besonders hoch ist die Gefahr falsch verstanden zu werden, wenn der Gesprächspartner aus einem anderen Kulturkreis stammt. Quelle: Fotolia

Hat ein Mitarbeiter etwas nicht ordentlich erledigt, rät Lerch dazu, am Anfang des Gesprächs positive Aspekte hervorzuheben und erst im Anschluss vorsichtig formulierte Verbesserungsvorschläge zu geben: „Die meisten, die etwa aus dem arabischen Raum zu uns kommen, haben von klein auf gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen“, weiß Lerch. Unbedingt zu vermeiden sind Sätze wie etwa „Das ist schlecht“ oder „Hier ist etwas falsch“. Ebenfalls unklug sind direkt ausgesprochene Vorwürfe, die zum Beispiel mit Worten wie „Du hast aber …“ beginnen. Besser ist es, Formulierungen wie „Schau mal, wie ich das gemacht habe“ zu verwenden oder schon im Vorfeld eines Fehlers zu reagieren: „Was passiert, wenn du das so machst?“

Die Arbeitsanweisung

Hierarchie hat in anderen Kulturen eine viel größere Bedeutung als hierzulande. Ältere oder höher Gestellte gelten als Respektspersonen oder Autoritäten, denen man unter gar keinen Umständen widerspricht. Ein Meister, der den Gesellen fragt, welchen Lösungsweg er denn wohl vorschlagen würde, oder der sogar Eigeninitiative vom Lehrling erwartet, überfordert deshalb. „Besser ist es, klare und vor allem kleinschrittige Arbeitsanweisungen zu erteilen“, rät Lerch.

„Wir zusammen“

Wenn Mitarbeiter weniger Eigeninitiative zeigen, hat das nichts mit Unvermögen zu tun oder damit, dass sie nicht zugehört haben. Apropos Vorgesetzter: Während die Deutschen in der Regel strikt zwischen beruflichen und privaten Angelegenheiten trennen, gilt dies in den meisten anderen Kulturen nicht. „Der Ausbilder etwa wird eher als fürsorglicher Patriarch wahrgenommen, der sich um seine Lehrlinge kümmert – und das nicht nur im Hinblick auf den Job“, sagt Lerch. Wer sich also nicht hin und wieder nach der Familie oder dem Hobby erkundigt, kann schnell auf enttäuschte Gesichter treffen.

Die Zeitplanung

Pünktlichkeit und ein effektives Zeitmanagement spielen in arabischen und afrikanischen Kulturen eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen sind die Personen aus diesen Regionen oft Meister der Improvisation und sehr flexibel. „Erklären Sie Ihrem Kollegen, warum Pünktlichkeit für uns Deutsche so wichtig ist“, sagt Lerch und rät gleichzeitig dazu, auch mal ein Auge zuzudrücken.

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