Anleihekaufprogramm Weidmann sieht aktuell keinen Bedarf für erneute Lockerung der Geldpolitik

An den Märkten spekulieren viele Akteure darauf, dass die EZB weitere Stützungsschritte unternimmt. Der Bundesbank-Präsident sieht dafür keine Notwendigkeit.

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Der geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank sei zurzeit angemessen, sagt der Bundesbank-Präsident in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“. Quelle: Reuters

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht aktuell keine Notwendigkeit für weitere Stützungsschritte der Europäischen Zentralbank (EZB). „Der geldpolitische Kurs ist zurzeit angemessen“, sagt Weidmann in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der „Börsen-Zeitung“.

Er warnte zugleich vor überzogenen Erwartungen an den Finanzmärkten. „Ich würde zur Vorsicht mahnen, Entscheidungen vorwegzunehmen, die jetzt nicht anstehen und erst diskutiert werden müssen“, sagte er.

An den Börsen spekulieren viele Akteure derzeit darauf, dass die EZB noch in diesem Jahr ihr großangelegtes Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP erneut aufstockt. Es ist inzwischen auf 1,35 Billionen Euro angelegt. Manche Volkswirte erwarten eine Ausweitung um 500 Milliarden Euro und eine Verlängerung der Käufe bis Ende 2021. Die nächste Zinssitzung ist am 29. Oktober.

„Wir haben das PEPP als außergewöhnliches Kriseninstrument beschlossen“, sagte Weidmann. Das sei klar kommuniziert worden, und dabei solle der EZB-Rat verlässlich bleiben. „Das heißt für mich, wenn die Krise vorüber ist, sollte das PEPP eingestellt werden.“

Der Bundesbank-Chef warnte zugleich mit Blick auf das Bundesverfassungsgericht davor, die Stellschrauben des Programms aufzuweichen. Neue geldpolitische Instrumente wie Aktienkäufe sieht Weidmann kritisch. Damit würde sich die Notenbank auf einen bestimmten Kreis von Firmen beschränken und vielleicht sogar in die Eigentümerrolle schlüpfen, sagte er. „Ich finde, das ist mit der Aufgabenstellung des Eurosystems und seiner Unabhängigkeit kaum in Einklang zu bringen.“

Weidmann trat zudem den aktuellen Konjunktursorgen entgegen. „Das Vertrauen in unser Basisszenario hat zugenommen“, sagt er. Ein gewisses Wiederaufflackern des Infektionsgeschehens stehe durchaus im Einklang mit der Prognose. Die Wirtschaft erhole sich bislang etwas rascher als erwartet.

Den Kursanstieg des Euros sieht er eher gelassen. „Das würde ich nicht überbewerten“, sagte er. Die Euro-Aufwertung habe auch mit der besseren konjunkturellen Entwicklung im Euro-Raum zu tun. Hinzu komme das positive Signal, das von den EU-Maßnahmen gegen die Krise ausgegangen sei.

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