Die Vordenker der hessischen Landesverwaltung, 320 Mitarbeiter des Hessischen Competence Centers (HCC), sitzen in einem 14-stöckigen Hochhaus in einem Wiesbadener Gewerbegebiet. Die HCC-Truppe verwirklicht etwas in Deutschland Einmaliges: Sie stellt den Haushalt des Bundeslandes Hessen von der traditionellen Kameralistik auf doppelte Buchführung um. Hessens Ministerpräsident Roland Koch will als erster Länderchef im Jahr 2007 seinen Etat nach Produkten und Leistungen wie Rechtsprechung, Steuerverwaltung und Bildung ordnen. Ein Jahr später soll der Haushalt vollständig über Produkte und Leistungen gesteuert werden. Für das Jahr 2009 ist sogar eine Konzernbilanz des Landes geplant.
„Unsere Aktionäre sind die Bürger“, sagt der Frankfurter Oberfinanzpräsident Albrecht Pfister, zu dessen Abteilung Landesdienste das HCC gehört. Kernstück der Wiesbadener Denkfabrik ist der interne IT-Dienstleister, neudeutsch Shared Service Center (SSC) genannt. Die Daten von Logistik, Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung und Personalwirtschaft werden mit der SAP-Software R/3 verwaltet. Bei der Umsetzung helfen unter anderem die Unternehmensberatung Accenture und die Prüfungsgesellschaft KPMG.
Schon 2001 testete die Behörde die Bündelung der IT-Dienstleistungen in den Straßenverkehrsverwaltungen und Besoldungsstellen. „Anschließend haben wir nach einem Staffelplan jedes halbe Jahr neue Dienststellen dazugenommen“, berichtet HCC-Chef Rolf Gerber. Inzwischen feh- » len nur noch das Immobilienmanagement des Landes und die Staatliche Technische Überwachung Hessen, eine Schwester des TÜV. Sie sollen bis Ende 2006 ebenfalls über den Dienstleister in Wiesbaden laufen. Das jährliche Einsparvolumen wird zunächst auf 20 Millionen Euro geschätzt.
stefanie.burgmaier@wiwo.de | Frankfurt