Alarm ausgelöst

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US-Botschafter » Die Ernennung des Unternehmers William Timken zum Chef der Vertretung in Berlin stößt auf Unmut bei den Wälzlagerherstellern. 

Kaum stand fest, dass William Timken spätestens im Herbst US-Botschafter in Berlin werden soll, da schrillten bei deutschen und europäischen Wälzlagerherstellern die Alarmglocken. Sein Konzern, die Timken Company aus dem US-Bundesstaat Ohio, ist Konkurrent vor allem der deutschen Schaeffler Gruppe mit ihren Flaggschiffen Luk, INA und FAG. Zudem gilt er als hartnäckiger Verfechter von Schutzzöllen. „Die Ernennung Timkens ist ein Zeichen dafür, dass die US-Regierung nicht daran denkt, ihre protektionistische und wettbewerbswidrige Praxis aufzugeben“, befürchtet Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Schaeffler-Geschäftsleitung, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Bekannt sind die Praktiken auch dem Bundeswirtschaftsministerium. „Leider führen sich die USA als verbale Weltmeister des Freihandels in der Praxis zuweilen protektionistisch auf“, heißt es dort. Was Geißinger an der Timken Company am meisten ärgert: Sie gehöre zu den Nutznießern des so genannten Byrd Amendment. Danach werden Unternehmen, die bestimmte Güter in die USA exportieren, mit drastischen Schutzzöllen belegt. „Diese Abgaben fließen aber nicht an den US-Fiskus, sondern in die Kassen der amerikanischen Konkurrenten“, so Geißinger. Profitiert habe auch Timken. Sein Unternehmen habe seit 2001 einen dreistelligen Millionen-Dollar-Betrag an Schutzzöllen kassiert und der europäischen, primär deutschen Wälzlagerindustrie „Schäden in Höhe von annähernd 100 Millionen Dollar zugefügt“, so Geißinger. Wie die Schaeffler Gruppe produziert Timken Kugellager und Präzisionsprodukte unter anderem für die Automobil- und Raumfahrtindustrie. Das Unternehmen hat 26 000 Mitarbeiter in 27 Ländern, machte zuletzt 4,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz und hat einen Weltmarktanteil von knapp zwölf Prozent. Die Schaeffler Gruppe erwirtschaftete 2004 mit rund 58 000 Mitarbeitern an über 180 Standorten 7,2 Milliarden Euro und hält einen Marktanteil von 15 bis 17 Prozent. Die europäischen Produzenten und ihre Interessenorganisation FEBMA fürchten, dass die Amerikaner mit Dumpingpreisen den Wettbewerb untergraben, falls die US-Subventionspraxis beibehalten werde. Besonders in Deutschland würde das zu Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer führen, mahnt Geißinger. Die deutschen Wirtschaftsverbände wie BDI, VDMA oder BGA kennen die Sorgen. Doch wollen sich die Interessensvertreter vorerst zurückhalten, bis Timken offiziell sein Amt übernommen hat. 

ulrich.groothuis@wiwo.de 

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