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Anatomie der Meditation

Gert Scobel über jüngste neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur mystischen Grenzerfahrung der Erleuchtung. 

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Es war der Morgen des 8. Dezembers. Während andere zur Arbeit gingen, sich noch liebten oder bereits beim Frühstück stritten, hatte er eine Nacht voller wirrer Gedanken und Unruhe hinter sich. Die letzten Wochen waren besonders hart gewesen: Sorgfältig hatte er immer wieder alles geprüft und verworfen – die Auswege, die Verlockungen, das Aufgeben. Die täuschenden Gedanken waren, wie er wusste, ebenso zahlreich wie die Gefühle, die in immer neuen Wogen über ihn hinwegfegten. Dieses und anderes Leiden waren nicht aus dem Leben wegzudenken: Weder aus seinem noch aus dem Leben irgendeines anderen Menschen. Und er litt an vielem, nicht zuletzt, weil er ein Sohn aus reichem, mächtigem Hause und gut erzogen war. Am frühen Abend hatte er sich unter einer Pappelfeige niedergelassen, hatte zum wiederholten Mal, wie in all den Monaten und Jahren zuvor, den Atem beruhigt, den Strom der Wahrnehmungen aufmerksam betrachtet und dann an sich vorbeiziehen lassen. Er war achtsam, ohne sich mitreißen zu lassen, und zugleich bewegt von der Aussicht eines Lebens, das mit dem Augenblick der Geburt unweigerlich auf den Tod zusteuert, voller Liebe und Hass ist, voller Sehnsüchte, unerfüllbarer Wünsche, voller Gier und Unwissenheit. 

Es war eine lange Nacht gewesen, zumal es in der Dunkelheit geregnet hatte, während er unter dem Baum am Fluss saß und meditierte. Nun war alles still und leer. Die Blätter glänzten über ihm. Als er sich erhob, die Robe durchfeuchtet von Tau, sah er, wie der Stern (ein anderer als der von Betlehem), den er so viele Male schon beobachtet hatte, am Horizont strahlend aufging. Er funkelte wie ein Diamant. Aber diesmal war es, als sähe er ihn zum ersten Male überhaupt. Es war, als wäre er erwacht, das erste Mal in seinem Leben wirklich erwacht, und alles war wie in frische Farben getaucht. „Alle Wesen tragen in sich die Samen der Erleuchtung“, soll er in diesem Augenblick der durchdringenden Erkenntnis gesagt haben, „und doch ertrinken wir seit so vielen Tausend Lebzeiten im Meer von Geburt und Tod.“ Fortan war einer seiner Namen der Erwachte – was im Sanskrit Buddha bedeutet. 

Ganz egal, ob sich diese etwas andere Vor-Weihnachtsgeschichte nun historisch so ereignet hat oder nicht – und aller Wahrscheinlichkeit nach hat es jenen einstigen nordindischen Prinzen namens Siddhartha Gautama gegeben, auch wenn er neueren Forschungen nach nicht 563, sondern etwa 450 vor Christus geboren wurde: An der Tatsache, dass es Erleuchtung oder „das große Erwachen“ gibt, ändert die Geschichtlichkeit nichts. Wie auch immer man dazu oder überhaupt zu religiösen Themen, religiöser Sprache oder Praxis stehen mag: Fest steht, dass es seit Buddhas Erleuchtung Tausende über Tausende von Menschen gab und gibt, die die Erfahrung des Erwachens in der Meditation gemacht und später an andere weitergegeben haben. 

Alles nur geträumt, eine Einbildung von und für Idealisten oder Asketen, die mit dem modernen, hektischen Leben nichts mehr anzufangen wissen? Ein schöner Gedanke für weltflüchtige Träumer, die glauben, nichts zum Bruttoinlandsprodukt beitragen zu müssen, aber davon sprechen „alle Lebewesen zu retten“, wie es im ersten buddhistischen Gelübde heißt, einem Gelübde, von dem sich Christen, Hindus, Muslime und einige säkulare Weltverbesserer eine Scheibe abschneiden könnten? 

Wer sich die Mühe macht, sich in die moderne neuro-wissenschaftliche Forschung zu vertiefen und sich mit ihr auseinanderzusetzen, wird erstaunt sein, dass weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit in den letzten Jahrenbereits ein starker Trend eingesetzt hat, sich weltweit inverschiedenen Forschungsprojekten und Laboratorien mit Meditation zu befassen. Sie gibt dem Verstehen des Bewusstseins Rätsel auf. Auch wenn die Forschung gegenwärtig immer noch weit davon entfernt ist, Antworten auf die entscheidenden Fragen nach dem Bewusstsein oder der Natur des Ichs geben zu können: Die Meditationsforschung hat sie mit ebenso erstaunlichen wie eindeutigen Ergebnissen konfrontiert. 

Klar ist zum Beispiel eines: Was Meditierende mit langjähriger Meditationspraxis erleben – Menschen also, die täglich „sitzen“ wie es im Zen-Buddhismus heißt, um sich im Nicht-Denken zu üben und zu lernen, Gedanken und Gefühle zwar aufmerksam wahrnehmen, dann aber wie Wolken vorbeiziehen lassen, bis der ursprüngliche Berg wieder klar und weithin sichtbar ist – ist keinesfalls Einbildung und erst recht nicht Träumerei. Im Gegenteil: Was sie erleben, ist wirklich und geschieht in einem Bewusstseinszustand, der zu Recht von vielen als „herbstklar“ bezeichnet wird. Was sich an Erstaunlichem ereignet, ist auch erstaunlich empirisch und nachprüfbar. Und vermutlich ist es der Beginn dessen, was der deutsche Neurophilosoph Thomas Metzinger eine „neue Bewusstseinskultur“ nennt. 

Die hohe Kunst des Bewusstseins haben wir im Westen nicht annähernd mit derselben ausdauernden Gewissenhaftigkeit und Methodik kultiviert, die im asiatischen Raum dazu führte, alle Lebensbereiche zu durchdringen. Der jahrelangen Übung ziehen wir immer noch den schnellen Schuss, die Droge vor. Aber Meditation ist keine Medikation. Sie wirkt anders. Und vor allem nicht dadurch, dass man „etwas einschmeißt“. Man muss schon selber daran arbeiten. Dies präzise ist einer der vielen Berührungspunkte, in denen Forscher und Therapeuten wie der New Yorker Arzt, Psychiater, Psychoanalytiker und Zen-Meister Barry Magid eine Verbindung zwischen modernsten Therapieformen, alten Meditationstechniken und neurowissenschaftlichen Methoden sehen. „Der traditionelle Analysant“, schreibt Magid in seinem Buch „Ordinary Mind. Exploring the Common Ground of Zen and Psychotherapy“, „sollte in freier Assoziation seine Gedanken locker kommen und gehen lassen, und darüber laut, ohne sie zu bearbeiten und ohne Zensur, mit dem Analytiker sprechen. In der Zen-Meditation würde man sagen, erlauben wir nicht nur den Gedanken, sondern dem ganzen Leben zu kommen und zu gehen.“ 

Die Nähe zu Einsichten der Freud'schen Psychoanalyse, deren Erkenntnisse von Forschern wie dem Neurowissenschaftler Mark Solms, dem Mitbegründer der Neuro-Psychoanalyse, oder dem Gedächtnisforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel wieder neu entdeckt werden, ist nicht der einzige Grund, warum Neurowissenschaftler neuerdings die Meditation als eines ihrer interessantesten Forschungsgebiete begreifen. Es sind vor allem auch die erstaunlichen Ergebnisse, die die Forscher dazu anregen, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Im Folgenden sollen einige dieser Untersuchungsergebnisse kurz vorgestellt werden, die aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Meditation hervorgegangen sind. Und dies nicht, weil plötzlich auch in den Wissenschaften Kloster-Auszeiten als in und chic gelten (zumal in Wahrheit nichts teurer ist als die Zeit, die man sich nimmt, um „nichts“ zu tun). Auch nicht, weil Religion ganz allgemein Konjunktur zu haben scheint (wenngleich vor allem in Form einer neuen Wellness-Spiritualität, die im Weihnachtsgeschäft ihre säkulare Entsprechung findet). Und auch nicht, weil Mind-Jogging den einen oder anderen Vorteil bringt im Kampf gegen den Kollegen, der ein Stockwerk höher ebenfalls um die Chefposition kämpft. Sondern einfach, weil das, was seit 2500 Jahren in unzähligen Leben immer und immer wieder erprobt und durchlebt wurde, diese Leben beträchtlich bereichert hat. Und weil Meditation schließlich eine vielfältige, in allen Lebensbereichen wirksame Kultur der Stille hervorgebracht hat, die zu überraschenden Einsichten, Einstellungen, Lebenshaltungen und Kulturleistungen geführt hat. 

Meditation in ihren verschiedenen Formen bewährt sich immer wieder und trägt seit Buddhas Zeiten bis heute dazu bei, auf ganz neue Weise wach zu werden und „der Tatsache von Leben und Tod“, wie es in buddhistischen Texten immer wieder heißt, ins Auge zu sehen. Die Entwicklung hin zu einer gelassenen Aufmerksamkeit und tiefem inneren Frieden, nach der heute so viele Menschen streben, ist natürlich nicht von heute auf morgen zu haben. Es braucht Zeit, um auch ohne die Konventionen herkömmlicher psychoanalytisch orientierter Therapien alte Gewohnheiten und Denkmuster abzustoßen, klar und frei zu werden und wie Buddha selbst zu erwachen. 

Meditation ist, wie auch Spiritualität, etwas, das vielfältige Bewusstseins- und Körperprozesse involviert und sich aus einer Vielzahl von verschiedenen Dimensionen und Komponenten zusammensetzt – neurophysiologischen, sozialpsychologischen, psychischen oder natürlich physischen. Dass Meditation eine heilende Wirkung hat, ist seit Jahrtausenden bekannt, galt aber in der modernen Medizin so wie die Akupunktur in ihren Anfängen lange Zeit als Märchen. Dabei gab es bereits Ende der Sechziger- und bis weit in die Siebzigerjahre hinein eine Welle von Untersuchungen der verschiedenen Wirkungsweisen von Meditation. 

Besonders gründlich wurde dabei das Muster der Gehirnströme, das sogenannte EEG, untersucht. Heute werden diese Versuche mit verbesserten EEG-Messtechniken, aber auch mit anderen bildgebenden Methoden wie der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT), neu entdeckt und weitergeführt. Klar ist, dass bei methodisch sauberer wissenschaftlicher Arbeit wichtige Versuche in gleicher Weise für verschiedenste Meditationsformen, etwa für Yoga-Meditation, transzendentale Meditation, tibetische und Zen-Meditation und andere Formen untersucht werden müssten. Diese höchst differenzierte Arbeit steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. 

Eine der erstaunlichsten Entdeckungen war die Bestätigung, dass während der Meditation gezielt und wiederholbar Bewusstseinszustände erreicht werden können, die einerseits durch tiefe Entspannung, andererseits durch hellwache, konzentrierte Aufmerksamkeit gekennzeichnet sind. Beides widerspricht sich im Alltag meistens. Zumindest mit einem Zustand tiefer Meditation geht ein Gefühl der Einheit und Verbundenheit nicht nur mit dem Atem und dem Körper, sondern mit der gesamten umgebenden Welt einher. Dieses Gefühl scheint mit einer Reduktion der Aktivität im Scheitellappen zu tun zu haben, der wiederum einen Einfluss auf die Körperwahrnehmung hat, wie der amerikanische Radiologe Andrew Newberg herausfand. Das Ergebnis ist das Gefühl, gleichsam als „reiner Geist“ den nunmehr als körperlos empfundenen Raum auszufüllen. 

Wie auch immer Meditierende selbst dies subjektiv interpretieren – im Yoga beispielsweise etwas anders als im tibetischen Buddhismus: Nach einhelliger Ansicht unterschiedlicher Forscher in verschiedenen Ländern ist das, was sie durch Meditation erfahren, tatsächlich im Sinne einer eindeutigen und klar bestimmbaren Veränderung der Gehirnzustände messbar. So bestätigte das „International Journal of Neuroscience“ im Juni vergangenen Jahres erneut, dass mit regelmäßiger Meditation auch deutlich registrierbare Veränderungen in der elektrischen Gehirnaktivität einhergehen. Zum anderen aber ließ sich bei erfahrenen Meditierenden auch die Fähigkeit nachweisen, intensive Emotionen besser zu modulieren. 

Erstaunlich ist dabei, dass Meditation überhaupt derart deutlich, schnell und stark die Aktivität des Limbischen Systems beeinflussen und somit steuern kann. Diese weitreichende Funktionseinheit im Innern des Gehirns ist sowohl für die Verarbeitung der Emotionen wie für die Steuerung des Triebverhaltens von entscheidender Bedeutung. Das Limbische System, das unter anderem den Hippocampus und die Amygdala – also den Mandelkern – umfasst, ist mitverantwortlich für die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Opiaten beziehungsweise Morphinen. Diese wiederum spielen etwa bei der Wahrnehmung von Schmerz eine entscheidende Rolle. 

So berichtete denn auch im vergangenen Jahr die Fachzeitschrift „Integrative Cancer Therapies“ von einer Untersuchung, die Kundalini-Yoga-Übungen und sogenannte „Mindfulness Meditation“ im therapeutischen Prozess verglich. Ergebnis: Es kam im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Meditation zu einer Reduzierung von Angstzuständen bei Frauen mit Brustkrebs und Männern mit einem Karzinom der Prostata. Auch die psychiatrische Klinik Heiligenfeld in Bad Kissingen arbeitet mit großem Erfolg, indem sie bei der Heilung von Angststörungen die herkömmlichen Therapien mit der Arbeit in Meditationsgruppen verbindet. Die mystische Erfahrung der Einheit mit dem Sein hat dabei eine klar angstlösende Wirkung, die auch auf die Wahrnehmung von Schmerzen, aber auch aufs subjektive Glücksempfinden Einfluss hat. 

Die Fachzeitschrift “Psychosomatic Medicine” veröffentlichte im August 2003 eine Studie, in der zum ersten Mal nachgewiesen werden konnte, dass Meditation zu einem Anwachsen der Aktivität in der linken Vorderseite des Gehirns führt, die normalerweise mit einem „positiven Affekt“ verbunden ist. Zudem wurde im selben Experiment bei der meditierenden Kontrollgruppe eine signifikante Erhöhung der Antikörper-Konzentration nach einer Grippeimpfung beobachtet. Interessanterweise stellte sich heraus, dass das Maß der Erhöhung der linksseitigen Gehirnaktivität eine Prognose für die Erhöhung der Antikörper-Konzentration zuließ. Alles dies nach einem nur zweimonatigen, allerdings täglichen Meditationstraining. Es mehren sich also die Hinweise, dass Meditation tatsächlich deshalb einen starken Einfluss auf das Immunsystem hat, weil sie Gehirnzustände gezielt und reproduzierbar verändert. Diese Zusammenhänge erforscht vor allem das relativ neue Gebiet der Psychoimmunologie. 

Auf dem Gebiet der Emotionsforschung ist in den letzten Jahren vor allem die Aktivität der Amygdala, des Mandelkerns, im medialen Teil des zerebralen Temporallappens (der Sprachzentren, aber auch Gedächtnisstrukturen enthält) in den Vordergrund gerückt. Gedächtnisstörungen, Angstzustände und Phobien, die Erfahrung (und das Gedächtnis) von Schmerz, vor allem aber auch Depressionen hängen eng mit der Amgydala zusammen. Eine künstliche Reizung des Mandelkerns hat in Tierexperimenten Zustände der Wut, aber auch angstvolle Fluchtimpulse bewirkt. 

Der amerikanische Neurologe und Neurowissenschaftler James Austin weist in seinem kürzlich erschienenen Buch „Zen-Brain Reflections. Reviewing Recent Developments in Meditation and States of Consciousness“ darauf hin, dass die Erfahrung zunehmender Furchtlosigkeit und einer gewissen euphorischen Stimmung in und nach der Meditation offenbar mit dem Einfluss auf die Amygdala-Tätigkeit und der damit verbundenen Ausschüttung von endogenen Opiaten, von Oxytocin und Vasopressin zu tun hat. Stress aktiviert die Amygdala, Meditation „beruhigt“ sie – so wie sie auch die Rate des Herzschlages verändert. 

Und wie verhält es sich nun mit der angesprochenen Veränderung des EEG, also der elektrischen Gehirnwellen, in der Meditation? Auf diesem Gebiet hat als einer der wenigen deutschen Meditationsforscher, der Gießener Psychologe Ulrich Ott, erfolgreich gearbeitet. Seine beeindruckenden Ergebnisse werden durch neue Studien bestätigt. So verändern sich sowohl die Alpha-Wellen-Tätigkeit als auch die Gamma-Tätigkeit des Gehirns signifikant unter dem Einfluss von Meditation. Während Alpha-Wellen mit Entspannung, aber auch erhöhter Lernfähigkeit und Erinnerung zusammenhängen, treten die hochfrequenten Gamma-Wellen in Zuständen mit hohem Informationsfluss auf. 

Gamma-Wellen, die genau zu messen nicht einfach ist, weil sie leicht mit unwillkürlichen Muskelbewegungen verwechselt werden, sind von entscheidender Bedeutung für kognitive Leistungen. Forscher wie Wolf Singer vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main nehmen seit Anfang der Neunzigerjahre an, dass es vor allem die Gamma-Schwingungen sind, die als eine Art „Grundbaß“ die Synchronisierung und Verbindung von verschiedenen Melodien im Orchester des Gehirns erreichen. 

Erhöhte Gamma-Aktivitäten haben anscheinend mit dem häufig berichteten Gefühl der Einheit des Bewusstseins zu tun, der Einbindung verschiedener Gehirnbereiche und Funktionen zu einer gleichmäßigen Schwingung. Diese wird dann auch vom Ich – ebenfalls einer auf diese Weise zusammengesetzen Größe – als Einheit erfahren. Gamma-Wellen verteilen sich auf diese Weise über die gesamte Großhirnrinde, auf der sie sozusagen „ihre Melodie“ spielen und Resonanz finden. Denn ihre Melodie „bindet“ immer mehr Tonarten und Instrumente zu einer Einheit zusammen. Ott fand noch etwas Erstaunliches heraus: Dass die Gamma-Aktivitäten in der Meditation länger anhalten als normalerweise üblich. Ott vermutet, daß dies mit der extremen Wachheit zu tun hat, von der Meditierende berichten. 

Ob die Theorie nun stimmt oder nicht: Fest steht, dass Meditation das Gehirn in hohem Maße beeinflusst – und überdie Veränderung des Gehirns auch den gesamten Körper,angefangen mit dem Herzschlag über den Hautwiderstand und die Atmung bis hin zum Immunsystem und schließlich zum gesamten Verhalten. Das bedeutet, dass die Meditation letztlich nicht nur zur psychischen Hygiene des Menschen, sondern auch zu seinem physischen Wohlbefinden beiträgt. Weihnachten könnte die rechte Zeit sein, mit der neuenBewusstseinskultur zu beginnen und die Meditation alsetwas zu entdecken, das einen regelmäßigen Platz im Leben verdient. Denn am Ende, so sagte Buddha, geht es immerdarum, im Angesicht des Todes einen Ausweg aus demLeiden zu finden, das nicht zu trennen ist vom Leben selbst. Es geht darum, zu erwachen – endlich dort anzukommen,wo man hingehört und wo man eigentlich immer schon zu Hause war. 

Gerd Scobel, 47, studierte Philosophie und Theologie und moderiert seit vielen Jahren regelmäßig Kultursendungen in Hörfunk und Fernsehen, so etwa das 3sat-Magazin „Kulturzeit“. Seit 2004 ist er auch Moderator und Redaktionsleiter des Denk-Magazins „delta“. 

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