Bio für den Papst

Die „Banker Gottes“ und ihre Antibabypillen-Firma. 

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Als Pius XII. war er 14 Jahre lang Stellvertreter Christi auf Erden, als Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli zunehmend unter Erschöpfungszuständen und beständigem Druck in der Magengegend zu leiden begann. 1953 war der Papst bis aufs Skelett abgemagert, litt unter hartnäckiger Schlaflosigkeit, und ihn befiel ein Schluckauf, der wochenlang nicht mehr aufhörte. Da riefen seine Helfer den Schweizer Paul Niehans zu Hilfe, einen evangelischen Arzt und Theologen, der die so genannte Frischzellentherapie entwickelt hatte. Nachdem Niehans die Magenprobleme des Heiligen Vaters geheilt hatte, überzeugte er ihn von einer Frischzellenkur. Tatsächlich konnte das Kirchenoberhaupt wieder essen und schlafen und nahm wieder an Gewicht zu. 

Methoden wie dieser nicht abgeneigt, wurde der Papst auf das Römer Istituto Farmacologico Serono aufmerksam. Er hieß 1952 seinen dort tätigen Neffen Don Giulio Pacelli, Anteile von Gründer Cesare Serono zu erwerben. Keine zwei Jahre später kontrollierte der Heilige Vater über seine Bank IOR die Mehrheit. Pikanterweise stellte die Firma zu der Zeit auch Verhütungsmittel her. 

Als Italiens Regierung 1969 die Steuerprivilegien des Heiligen Stuhls beschnitt, beschloss Pius’ Nachfolger, Papst Paul VI., einen Teil des Vatikanvermögens außer Landes zu schaffen. Damals schlug die Stunde von Geschäftemachern wie Michele Sindona, einem Steueranwalt, der in dubiose Waffengeschäfte verwickelt war und auch Mafia-Gelder aus dem Heroinhandel wusch. Um der Kurie behilflich zu sein, gründete Sindona damals eine Reihe von Auslandsniederlassungen und beteiligte sich an Instituten wie der Banque de Financement de Genève, kurz: Finabank. Seine verschlungenen, oft illegalen Deals im Auftrag der Kirche bestanden typischerweise in der Übernahme von Aktien zu einem künstlich aufgeblähten Kurs – Titel, die alsdann möglichst günstig an die Vatikanbank IOR weiterverkauft und dann von der Finabank übernommen wurden. 1980 wurde Sindona in den USA in 65 Fällen des Betrugs für schuldig befunden und nach Italien ausgeliefert, wo er umfassende Geständnisse ankündigte und 1986 in seiner Gefängniszelle vergiftet wurde. 

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