Abgeltungssteuer Anleger unterschätzen Steuereffekt

Die ab Januar 2009 geltende Abgeltungsteuer sagt den Bundesbürgern bislang wenig. Nach einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstitutes GfK im Auftrag der WGZ Bank ist der Begriff nur einem Drittel der Deutschen bekannt. Doch gerade private Anleger werden vom Zugriff des Fiskus hart getroffen - und müssen die Zeichen der Zeit erkennen.

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Gerade für Aktienanleger ist die Abgeltungssteuer wichtig. Quelle: dpa

FRANKFURT. Das macht auch der Expertenrunde des "Frankfurter Gesprächs" des Handelsblatts Sorgen. "Gerade bei Thema Abgeltungsteuer ist es wichtig, dass die Menschen rechtzeitig agieren", betont Felix Adrian, Aktienchef der Cominvest. "Wer clever und vorausschauend ist, der befasst sich mit dem Thema gerade wegen der niedrigeren Kurse schon jetzt", rät der Fondsmanager.

Gerade für Aktienanleger ist nämlich der Stichtag 31. Dezember 2008 wichtig. Wer bis dahin noch Wertpapiere kauft, ist von der neuen Regelung nicht betroffen, weil es - außer für Zertifikate - einen Bestandsschutz gibt. Für alle Wertpapiere, die nach dem 1. Januar 2009 gekauft werden, gilt dagegen die pauschale Abgeltungsteuer von 25 Prozent (plus Solidaritätszuschlag und gebenenfalls Kirchensteuer) auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinne. Bisher werden Zinsen mit dem persönlichen Grenzsteuersatz und Dividenden nach dem Halbeinkünfteverfahren besteuert. Kursgewinne sind steuerfrei, wenn die Wertpapiere ein Jahr im Depot gehalten werden.

Der künftige Zugriff des Fiskus bei den Kursgewinnen trifft private Aktienanleger besonders hart. Das zeigt ein theoretisches Rechenbeispiel des Fondsverbandes BVI. Ein Anleger, der noch in diesem Jahr 100 000 Euro in einen Aktienfonds anlegt und damit jährlich sieben Prozent Rendite erwirtschaftet, bekommt nach 30 Jahren - auch wegen des Zinseszinseffekts - 761 226 Euro ausgezahlt. Ein Anleger, der denselben Fonds nach dem 1. Januar 2009 kauft, bekommt wegen der Abgeltungsteuer nur noch 637 797 Euro.

Anleger werden die Zeichen der Zeit nach Meinung der Experten aber doch noch erkennen und vor dem Ende des Jahres vermehrt in Aktien umschichten. "In der zweiten Jahreshälfte wird die nahende Abgeltungsteuer die Aktienmärkte stützen", sagt Helmut Kaiser, globaler Chef-Anlagestratege im Privatkundengeschäft bei der Deutschen Bank.

Dass die Aktienmärkte in diesem Jahr so abgetaucht sind, ist dabei nach Meinung der Fachleute sogar positiv für die Anleger, weil der Einstieg auf den gesunkenen Kursniveaus attraktiver wird. Zudem bestehe mittelfristig wenig Grund zur Sorge, so der Tenor. "Die Stimmung hat sich gedreht, aber letztlich betrachten wir die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten als normale Korrektur", sagt Klaus Holschuh, der bei der DZ Bank den Bereich Research und Volkswirtschaft leitet.

Ulrich Kater empfiehlt den Anlegern gerade mit Blick auf die Abgeltungsteuer grundlegende Entscheidungen unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung der Märkte. "Der Dax ist für Privatanleger in diesem Jahr nicht so entscheidend wie die Frage: Wo will ich mit meinem Vermögen hin?", betont der Chefvolkswirt der Dekabank. Für das Desinteresse vieler Bundesbürger mit Blick auf die Geldanlage und die Abgeltungsteuer hat er eine einfache Erklärung: "In unserem Rentenversicherungssystem fehlen uns 50 Jahre Erfahrung mit Aktien." Diese Erfahrung aufzubauen sei aber wichtig, denn das deutsche Rentensystem geht nach Ansicht von Kater in Richtung der USA, Großbritannien oder der Schweiz. Dafür brauchten die Anleger dann auch den entsprechenden Aktienanteil.

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