Aktien Wiener Börse schlägt den Dax

Anleger sollten öfter nach Österreich schauen. Die Wiener Börse stellt in diesem Jahr die größeren Märkte in den Schatten. Der ATX legte dieses Jahr um gut 40 Prozent zu, der Dax nur 25 Prozent. Was hinter der Alpenrally steckt.

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Nicht nur für Ballbesucher interessant: Wien. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

rtr WIEN. Die sich abzeichnende Erholung der krisengebeutelten Region Osteuropa hat der Wiener Börse in diesem Jahr zu einem satten Kursplus verholfen. Der Leitindex ATX legte 2009 insgesamt gut 40 Prozent auf 2 500 Punkte zu und schnitt damit weit besser ab als die großen europäischen Börsen. Der deutsche Dax stieg rund 25 Prozent, der Londoner FTSE und der französische CAC40 gewannen jeweils rund 23 Prozent. Auch in der Schweiz machte der SMI lediglich 20 Prozent gut. Der Dow-Jones-Index in New York gewann etwa 22 Prozent hinzu.

Das gute Abschneiden des österreichischen Aktienmarktes ist nach Ansicht von Analysten die Reaktion auf den starken Wertverlust im Jahr 2008. Über 60 Prozent verlor der ATX damals, weil Österreich durch den unerwartet heftigen Einbruch der Wirtschaft in Osteuropa und die enge Verflechtung vieler Unternehmen mit dieser Region international ins Gerede kam. Die ehemalige "Ostphantasie", die der Wiener Börse über Jahre satte Gewinne bescherte, hatte sich ins Gegenteil verkehrt.

Vor allem das hohe Kreditrisiko der in Osteuropa engagierten Banken und deren mögliche Rückwirkungen auf die Alpenrepublik schreckte Investoren ab. Letztlich stellte sich aber heraus, dass die Sorgen übertrieben waren und zum Teil auf falschen Annahmen beruhten. "Der Abverkauf von Österreich und CEE war weit übertrieben", sagte Henning Esskuchen, Analyst bei der Erste Bank. Experten gehen zudem davon aus, dass die frühere Boomregion Osteuropa auch nach der Krise wieder deutlich schneller wachsen wird als Westeuropa.

Ein Großteil des ATX-Kursanstieges im Jahr 2009 ist auf die Erste Bank und Raiffeisen International (RI) zurückzuführen. Beide waren, wie viele Finanzwerte, im Zuge der Krise an der Börse unter die Räder gekommen. Der Aktienkurs der Ersten Bank hat sich seit dem Tief im Februar von 6,84 Euro knapp vervierfacht. Ähnlich entwickelte sich die RI-Aktie. Das spiegelt sich im ATX wider, in dem beide knapp 28 Prozent Gewichtung haben.

Rückenwind fürs nächste Jahr

Die Mehrheit der Analysten erwartet 2010 ein weiteres gutes Börsenjahr. "Jetzt stehen wir vor der Frage, ob nicht der Markt bereits den Fundamentaldaten wieder vorne weggelaufen ist", räumte Erste-Bank-Analyst Esskuchen ein. "Wir sehen aber 2010 moderat positiv. Wenn nicht etwas sehr Negatives passiert, dann sollten wir in einem Jahr bei 3000 Punkten im ATX liegen."

Auch Peter Bauernfried, Chefanalyst bei der UniCredit Bank Austria, erwartet einen Aufwärtstrend. "Ich sehe im ersten Quartal noch Rückenwind, weil Liquidität in die Märkte kommt und das Makro-Umfeld stimmt", sagte Bauernfried. Wichtig werde die Berichtssaison nach dem ersten Quartal. "Da sollte sich dann zeigen, ob die Unternehmen trotz des schwierigen Umfelds ein Gewinnwachstum liefern können. Die Restrukturierungs- und Kosteneinsparungsmaßnahmen sollten auf jeden Fall greifen."

Die Volksbanken erwarten den ATX Ende 2010 bei 2 900 Punkten, Sal. Oppenheim setzte jüngst einen Zielwert von 2 850 Zählern, und die UniCredit erwartet 2900 Punkte. Von den Höchstständen ist der ATX damit aber weit entfernt. Vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 lag er bei 3 500 Punkten. Das Allzeithoch von knapp 5 000 Punkten wurde Mitte 2007 erreicht, bevor die US-Subprime-Krise langsam ins Rollen kam. 2009 kämpfte sich der ATX mit zuletzt rund 2 500 Punkten gerade einmal auf das Niveau von Mitte 2004 zurück.

Mut schöpft auch wieder die Börse selbst. Sie hofft neben Kursgewinnen wieder auf Börsengänge und Kapitalerhöhungen. Seit Anfang 2008 gab es keinen Börsengang mehr.

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