Aktienhandel Der Teufel im Detail: Handelbarkeit exotischer Aktien

Viele Aktien aus Schwellenländern sind an der deutschen Börse zweitgelistet. Diese können problemlos gehandelt werden. Kompliziert und teuer kann es an den Heimatbörsen werden.

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Broker an der Börse in Quelle: AP

Immer öfter fördert die empirische Ermittlung der ertragsreichsten Aktien der Welt von Boston Consulting Papiere aus Schwellenländern wie China, Indien, Südkorea Chile, Brasilien oder Indonesien zutage (siehe Tabellen). Dort gibt es zwar teils große Börsen, wie Mumbai oder Shanghai, an denen das tägliche Handelsvolumen das vieler westlicher Börsenplätze übersteigt. Für deutsche Privatanleger sind die Aktien an solchen Börsen aber oft nur über langwierige und teure Umwege zu bekommen. 

Günstige Alternative: Freiverkehr

Am einfachsten und günstigsten ist der Handel, wenn die Aktie des Schwellenländer-Konzerns zusätzlich zur jeweiligen Heimatbörse im Freiverkehr einer deutschen Börse gelistet ist; Broker an den Börsen Frankfurt, München, Düsseldorf oder Berlin stellen dann problemlos und zeitnah relativ günstige Kurse, der Handel ist bei vielen Aktien zudem liquide, die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskursen nicht unbotmäßig hoch. Die Aktien sind in den Tabellen mit einem * markiert. 

Andere Schwellenländeraktien, wie Orascom aus Ägypten, Mahindra & Mahindra aus Indien und vor allem viele lateinamerikanische Werte sind an der New Yorker Nasdaq, der NYSE oder in London zweitgelistet, so zum Beispiel Antofangasta (Chile), Cresud (Argentinien) oder Brasil Foods (Brasilien); auch in New York oder London ist der Handel von Deutschland aus liquide und relativ kostengünstig.  Das selbe gilt für US-papiere, die es nicht im deutschen Freiverkehr gibt.

Teure Heimatbörsen

Schwieriger wird es, wenn Privatanleger an die Heimatbörsen der Schwellenländer-Aktien selbst gehen müssen. Das geht theoretisch bei fast allen Ländern, ist aber sehr aufwändig und vor allem teuer. „Grundsätzlich ermöglichen wir zwar den Handel an jeder freien Börse, an der es keine Kapitalverkehrs- oder Devisen-Restriktionen seitens der lokalen Behörden gibt“, sagt Ingo Hillen, Vorstand des auf Daytrader spezialisierten Onlinebrokers Sino. 

Hat die deutsche Filialbank oder der Onlinebroker des Anlegers keine eigenen Händler an der Börse des gewünschten Landes, so wickelt sie den Handel über eine große internationale Investmentbank ab, wie Goldman Sachs oder HSBC. Deren Gebühren kommen also schon mal oben drauf. „Da solche Geschäfte nicht mehr rein Internet-basiert ablaufen, sondern auf jeden Fall Telefonhandel im Spiel ist, kommen da   dreistellige Beträge zusammen“, sagt Florian Kurz vom Münchner Broker DAB. „Die Gebühren des Partners teilen wir dem Kunden aber vor dem Handel mit; die meisten treten dann von exotischen Länderbörsen ohnehin zurück“, sagt Kurz. Grundsätzlich gilt: je mehr Banken dazwischen geschaltet werden müssen, desto teurer der Handel.

In vielen Schwellenländern sind zudem die lokalen Restriktionen und Gebühren so ungünstig, dass sich ein Handel vor Ort für Privatanleger kaum mehr lohnt. „Relativ unkompliziert sind Chile, Brasilien, Mexiko, Indonesien, Japan und Südkorea“, sagt Handelsprofi Hillen von Sino, „die Gebühren sind zwar hoch – in Chile etwa verlangt die dortige Kontrahenten-Bank 240 Euro Liefergebühr je Aktienhandel –, aber es gibt keine generellen Restrtiktionen seitens der Behörden.“ 

Anders in den beiden größten Schwellenländern Indien und China: Viele chinesiche Konzerne sind an der Börse Hongkong gelistet, wo der Handel von Europa aus problemlos ist. Entgegen der landläufigen Meinung sind sogar an den Festlandsbörsen Shanghai, Peking und Shenzen grundsätzlich Aktienkäufe und -verkäufe durch westliche Ausländer möglich; allerdings kann die Investmentbank als Zwischenhändler nicht einfach auf eigene Rechnung dort kaufen und die Aktien an ihre deutsche Partnerbank durchleiten, die sie schließlich ihrem Privatkunden ins Depot bucht – so, wie das eben an exotischen oder kleineren westlichen Börsen liefe. „In China muss jeder Endkunde namentlich registriert werden und ein eigenes Konto beim chinesischen Broker eröffnen“, erklärt Hillen, „und sei es nur für einen Kauf einer einzigen Aktie.“

Tagelang warten

Das Prozedere kostet mehrfach zwei- bis dreistellige Gebühren und dauert mehrere Tage, ist also nur geeignet für China-Fans, die regelmäßig größere Beträge in Aktien in Shanghai oder Shenzen anlegen wollen. Mindestens ebenso schlimm sind die Restriktionen in Indien: „Die behördlichen Hürden in Mumbai sind extrem hoch“, sagt Hillen, „jeder Endkunde muss namentlich regsitriert werden, braucht einen indischen Broker, ein indisches Depot, ein indisches Verrechnungskonto und sogar eigenen Legal Tax Consultant – einen indischen Steuerberater. Jeder Schritt kostet natürlich Gebühren. „Das“, sagt Hillen, „muss man schon als Abwehr-Konditionen bezeichnen.“

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