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Bankenregulierung Ausweichmanöver der US-Banken

US-Banken wappnen sich gegen den sogenannten Volcker-Plan, der ihr Geschäft in den USA streng begrenzen will. Ihre Ausweichstrategien und was das für die Aktien der Branchengrößen bedeutet.

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Obama Volcker Quelle: Reuters/Kevin Lamarque

Hier schlägt das Herz einer New Yorker Investmentbank – auf dem Trading Floor. In langen Reihen sitzen die Händler – fast ausnahmslos Männer in den Dreißigern – in diesem Großraumbüro, hinter flimmernden Bloomberg-Bildschirmen, auf denen sie Börsenindizes, Anleihekurse, Öl-Futures oder den Dollar im Auge behalten. Sie kaufen, sie verkaufen, mal im Auftrag von Kunden, mal mit dem Geld der Bank. Wer hier Erfolg hat, ist schnell Multimillionär.

Ausgerechnet ein 82-Jähriger versetzt diese 30-jährigen Millionäre in den Handelsräumen derzeit in Angst und Schrecken: Paul Volcker. Der Ex-Chef der US-Notenbank Fed berät heute US-Präsident Barack Obama, galt aber bereits als abgeschrieben. Bis der Präsident kürzlich mit ihm vor die Kameras trat und den härtesten Eingriff gegen die Wall Street seit den Dreißigerjahren ankündigte. „Wir nennen es die Volcker-Regel, nach dem großen Typen hinter mir“, sagte Obama. Volcker ist zwei Meter groß.

Volcker-Regel lässt Kurse einbrechen

Mit der Volcker-Regel will Obama verhindern, dass die großen US-Banken noch größer werden. Und er will ihnen verbieten, am Finanzmarkt auf eigene Rechnung zu spekulieren. Nie wieder werde sich der Staat von den Banken in Geiselhaft nehmen lassen, so wie in der Finanzkrise, als die Branche nur dank Steuergeldern gerettet wurde. Der Eigenhandel mit eigenem Geld der Bank soll tabu sein, und auch die ähnlich wie Bankenhändler agierenden Hedgefonds sowie Private-Equity-Gesellschaften sollen Banken nicht mehr besitzen dürfen.

Seit der zweiten Januarwoche, als erste Gerüchte über strengere Regeln durchsickerten, brachen die Kurse von Goldman Sachs, Morgan Stanley, Barclays und der Deutschen Bank um mehr als 15 Prozent ein. Denn die Volcker-Regel könnte, zusammen mit bereits angekündigten Vorschriften für das Kreditderivate-Geschäft, die Banken ein Viertel ihres Gewinns kosten. Das gilt auch für die Deutsche Bank, warnen die Analysten von JP Morgan.

Banker weltweit in Angst

Top-Banker reagierten verschreckt. In London beschwichtigte John Varley, Chef der Barclays Bank, seine Belegschaft in einem internen Memo: Der Eigenhandel mache weniger als drei Prozent des gesamten Umsatzes aus. Die Deutsche Bank bezifferte den Eigenhandel, der vor allem in London ansässig ist, vor Investoren auf maximal fünf Prozent des Wertpapierhandelsgeschäfts. Doch die Anteile an den Gewinnen dürften höher sein – und große Teile des Handels im Kundenauftrag lohnen sich nur, wenn sie Chancen für die Spekulation auf eigene Rechnung verschaffen. „Was würde es bringen, einen potenziell verlustbringenden Markt für nicht börsengehandelte Zinspapiere anzubieten, wenn man dann nicht die Eigenhandels-Chancen nutzen darf, die daraus entstehen?“, fragen die JP-Morgan-Analysten.

Als Obama am 21. Januar in Washington die neuen Spielregeln für Banken ankündigte, empfanden das die meisten Händler auf den Trading Floors der Wall-Street-Banken als Doppelschlag. Zuerst die Strafsteuer gegen die Großbanken eine Woche zuvor, dann die Ankündigung schärferer Regulierung. Ganz ungewöhnlich still sei es geworden während Obamas Rede, fast alle hätten auf die über den Köpfen installierten Fernsehschirme geschaut. Bereits zuvor hatte es Gerüchte gegeben über die Pläne der Regierung. Doch jeder habe es mit eigenen Ohren hören wollen. „Viele hier haben Obama gewählt und sogar für seinen Wahlkampf gespendet, doch jetzt sind wir die Prügelknaben“, sagt ein Trader, der hauptsächlich mit Währungskontrakten handelt, „jetzt würde ihn niemand mehr wählen. Wir sind nur noch angepisst.“

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