
Die Zahl ist noch nicht einmal bekannt und doch sorgt sie schon für Schlagzeilen. In Davos spekulierten Banker, die sich nicht namentlich nennen ließen, gegenüber der Londoner Zeitung „The Times“ über den möglichen Bonus, den Lloyd Blankfein, der Chef der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs, für das abgelaufene Jahr wohl bekommen könnte. Die Summe von 100 Millionen Dollar wurde kolportiert und sogleich von Goldman Sachs dementiert. „Lloyd macht Obama eine lange Nase,“ zitiert das britische Blatt einen Banker.
Das 100-Millionen-Dollar-Gerücht könnte sich für Blankfein als hilfreich erweisen
Im Jahr 2007 hatte Blankfein bereits mehr als 60 Millionen Dollar kassiert. Da die Bank im Jahr 2009 nochmals deutlich mehr verdient habe als im Jahr 2007, wäre es nur logisch, wenn der Vorstandschef für das vergangene Jahr eine höhere Summe bekommen würde. Zumal geplant ist, einen Großteil der Vorstandsvergütung bei Goldman nicht in Form von Cash sondern in Form von Aktien auszugeben, die für mehrere Jahre nicht verkauft werden dürfen.
Laut einem Goldman-Sprecher hat das für die Managervergütung zuständige Gremium der Bank noch keine Entscheidung über die Höhe der Vorstandsvergütung getroffen. Eine derartige Rekordzahlung für Blankfein käme ohnehin sehr überraschend, denn der Rest der Goldman-Belegschaft muss sich mit einer im Vergleich zu 2007 auf im Schnitt knapp 500 000 Dollar verringerten Auszahlung begnügen. Dabei hatte die Bank im Jahresverlauf bis ins dritte Quartal bereits mehr als 16 Milliarden Dollar für Gehälter und Bonuszahlungen zurückgestellt und befand sich damit auf Kurs, die Rekordsumme von insgesamt 20,2 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2007 noch zu toppen.
Doch angesichts der wachsenden Kritik aus Washington und in der amerikanischen Öffentlichkeit stockte Goldman im letzten Quartal diesen Topf nicht weiter auf.
Die Bank wird die tatsächlich an die Top-Führungskräfte gezahlten Summen voraussichtlich erst in einigen Wochen im Rahmen einer vorgeschriebenen Veröffentlichung bei der Börsenaufsicht bekannt geben. Das 100-Millionen-Dollar-Gerücht aus Davos könnte sich dann als hilfreich erweisen. „Wut und Ärger wird es in der Öffentlichkeit so oder so geben, aber wenn sie Lloyd jetzt 50 Millionen zahlen,“ sagt ein Wall-Street-Banker, „sieht das im Vergleich zu 100 Millionen fast schon bescheiden aus.“