Börse Frankfurt Dax kann 6 000 Punkte nicht halten

Zu guter Letzt hat es nicht ganz gereicht: Am letzten Handelstag des Jahres muss der Dax deutliche Verluste hinnehmen. Der Leitindex konnte die 6 000-Punkte Marke nicht verteidigen und verlor 0,9 Prozent. In Summa wird 2009 in die Börsengeschichte als das neuntbeste Jahr seit der Einführung des Deutschen Aktienindex eingehen

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Quelle: handelsblatt.com

HB FRANKFURT. Das Jahresende bringt den Anleger doch noch eine kleine Enttäuschung. Der Leitindex konnte die psychologisch wichtige Marke von 6 000 Punkte-Marke nicht verteidigen. Börsianer machten nachgebende US-Futures und Gewinnmitnahmen für die abbröckelnden Kurse verantwortlich. Bei erwartungsgemäß sehr ruhigem Handel verlor der Dax 0,71 Prozent und beendete das Jahr und das Jahrzehnt auf dem Stand von 5 957 Punkten. Das Handelsvolumen im Dax betrug 35,5 (Vortag 47) Millionen Aktien. Der Umsatz belief sich auf 0,94 (1,3) Milliarden Euro.

Erstaunliche Erholung seit dem März-Tief

Mit Sicht auf das Gesamtjahr können sich die Anleger aber nach zwischenzeitlichem Rutsch um rund 25 Prozent über einen Zuwachs des Leitindex von 23,85 Prozent freuen. Wer bereits seit zehn Jahren investiert ist, sitzt jedoch noch auf einem Verlust von rund 15 Prozent.

Für den MDax ging es an diesem Tag um 0,09 Prozent auf 7 507 Zähler nach unten und der TecDax gab um 0,08 Prozent nach auf 817 Punkte. Im Jahresvergleich steht aber ein Plus von 34 Prozent und 60 Prozent zu Buche.

Den aktuellen Dax-Rücksetzer führt Stefan de Schutter, Stratege bei der Alpha Wertpapierhandels GmbH, vor allem auf Positionsschließungen zum Jahresende zurück. "Insgesamt hat das Jahr aber nach dem Kursrutsch seit März eine unerwartet positive Wendung genommen", bilanziert de Schutter. "Die Anleger müssen sich hierfür bei den Notenbanken und deren Liquiditätsschwemme bedanken, denn die Konjunkturdaten und die Gewinnentwicklung der Unternehmen geben diese Aufwärtsbewegung wie an der Perlenschnur eigentlich nicht her." Für 2010 sieht de Schutter damit bereits "eine Menge Vorschusslorbeeren" verteilt. Dennoch blieben die Aussichten für die ersten Wochen des neuen Jahres mit den Kursgewinnen im Rücken zunächst gut.

In Summa wird 2009 in die Börsengeschichte als das neuntbeste Jahr seit der Einführung des Dax 1988 eingehen. Statt eines befürchteten Kursabsturzes kamen Kursgewinne - vereinzelt sogar im dreistelligen prozentualen Bereich.

Späte Renaissance der Tech-Werte

Doch obwohl noch in den letzten Handelstagen des Jahres die 6 000-Punkte-Marke kurzzeitig geknackt wurde, blieben die Börsianer skeptisch. Zum einen dürften nur wenige Anleger viel von dem Anstieg haben. Denn nachdem der Dax 2008 gut 40 Prozent einbüßte, zogen sich viele vom Aktienmarkt zurück. Die Umsätze schmolzen kontinuierlich. Zudem hat der Dax in den vergangenen Monaten die Verluste des Vorjahres bei weitem nicht ausgeglichen: Das Jahr 2007 hatte der Leitindex mit 8067 Punkten deutlich höher geschlossen. Immerhin hat sich der Dax bis auf rund 200 Zähler dem Niveau genähert, das er vor der spektakulären Lehman-Pleite Mitte September 2008 hatte.

Aber nicht nur der Dax verbuchte in den vergangenen Monaten Aufschläge. Vor allem die Technologiewerte erlebten eine ungeahnte Renaissance. Der TecDax kletterte um fast 61 Prozent und lief damit dem MDax mit plus 34 Prozent und dem SDax mit knapp 27 Prozent den Rang ab. Dies verdankte der im März 2003 als Nachfolger des Neuen Marktes eingeführte Index vor allem der Aktie von Infineon, die im März vom Dax in den TecDax abgestiegen war. Im September kehrten die Titel des Chipherstellers wieder in den Dax zurück.

Die einst als Stars des Neuen Marktes gefeierten Infineon-Titel haben 2009 eine rasante Achterbahn hinter sich gebracht. Im ersten Quartal waren die Titel zeitweise nur noch 34 Cent wert. Von diesem Tief arbeiteten sich um über 1000 Prozent nach oben auf 3,88 Euro. Zum Vorjahresschluss hat die Aktie 353 Prozent zugelegt. Als Grund für das eindrucksvolle Comeback nannten Händler die Einschätzung, dass der Konzern das Gröbste hinter sich gelassen habe.

Zweitbester Dax-Wert waren die Aktien der Deutschen Bank. Die Aktien des Frankfurter Branchenprimus stiegen zum Vorjahresschluss um 77,7 Prozent auf 49,42 Euro. Noch eindrucksvoller sieht die Bilanz im Vergleich zum Rekordtief von 15,38 Euro aus, das die Titel im Januar erreicht hatten: Der Kurs hat sich mehr als verdreifacht.

Achterbahnfahrt bei VW

Von einer solchen Kursentwicklung können die Aktionäre der vor einem Jahr teilverstaatlichten Commerzbank nur träumen: Die Titel haben über 11,4 Prozent verloren und halten damit im Dax die rote Laterne.

Nur den Stammaktien von VW, die seit kurzem aber wegen zu geringen Streubesitzes im Zuge der Übernahme von Porsche nicht mehr im Dax sind, erging es mit minus rund 70 Prozent schlechter. Doch die Vorzüge, die für die Stämme in die erste Börsenliga rückten, stiegen um 73 Prozent und zählten damit zu den Top-Dax-Werten.

Die Aktien der Deutschen Telekom, die um vier Prozent auf 10,29 Euro fielen, und die Titel der Münchener Rück zählten mit der Commerzbank zu den einzigen Werten im Dax mit Kursverlusten.

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