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Börse "Wir stehen erst am Anfang der Krise"

Vermögensverwalter Martin Mack traut der Rally nicht. Er setzt auf einen neuerlichen Einbruch – und will sich dann mit Aktien eindecken. Außerdem hat er in Gold, Platin und Silber investiert.

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Vermögensverwalter Martin Mack

Herr Mack, macht Ihnen Ihr Job derzeit Spaß?

Ja, durchaus. Er würde gewiss mehr Spaß bringen, wenn sich die Börse nach unten bewegte. Damit rechnen wir. Aktuell läuft der Markt gegen uns.

Sie sind früh wieder ausgestiegen aus Aktien. Haben Sie die Rally unterschätzt?

Wir machen das jetzt 25 Jahre. Da gab es immer wieder Zeiten, in denen wir in der Analyse der Zeit etwas voraus waren. Wir haben keine Glaskugel, aber ganz gute Argumente für unsere Skepsis.

Die wären?

Den Bürgern wird vorgegaukelt, die Krise sei vorbei. Dabei stehen wir erst am Anfang der Krise. Auch in früheren Krisen gab es starke Erholungen, etwa nach 1929 oder in Japan nach 1989. Wir bezweifeln, dass der Staat der Retter der Konjunktur sein kann. Wir sind der Meinung, dass ein erneuter Einbruch droht – spätestens, wenn die Konjunkturprogramme auslaufen. Die haben bis heute zu keinem selbsttragenden Aufschwung geführt.

Ein paar Indikatoren weisen schon den Weg. So gehen in Asien die Exporte wieder zurück, und die Frachtraten für Trockenschüttgut, gemessen im Baltic-Dry-Index, sind seit November um 40 Prozent gefallen. Außerdem: Wenn es tatsächlich so einfach wäre, sich à la Münchhausen aus jeder Krise mit frisch gedrucktem Geld herauszudrucken, warum haben dann Regierungen über Jahrzehnte und Jahrhunderte so versagt?

Trotzdem: Muss man nicht unterscheiden zwischen Konjunktur und Börse, weil am Ende des Tages dann doch wieder Regierungen und Notenbanken daherkommen und die Schatullen aufmachen, wenn es hakt?

Was sich gerade abspielt, ist doch kaum noch vertretbar. Die Iren, die ja tatsächlich bereit sind, den Gürtel enger zu schnallen, müssen sich nach der Rettung von Griechenland vorkommen wie die Deppen Europas. Ich höre von sonst erzkonservativen Vermögensverwaltern, die jetzt massiv griechische Staatsanleihen kaufen. Die meisten Anleger meinen, auf Kosten der mit Steuergeldern rettenden EU-Staaten voll investiert mitmachen zu müssen. Hinzu kommt der Performancedruck bei institutionellen Anlegern, für die nur zählt, dass sie nicht hinter der Masse zurückbleiben. Das ist Anlegen nach dem Motto „Gemeinsam scheitern ist einfacher als alleine“.

Im Krisenjahr 2008 gab es noch die Fluchtburg Staatsanleihen. Die Bastion wackelt. Also bleibt das Geld in Aktien, außerdem fließt frisches Geld nach.

Wenn nur noch dieses Argument bleibt, dann ist die Wende oft nicht fern. Wir warten an der Seitenlinie, um später mit 30 oder 40 Prozent Preisnachlass erstklassige Investments eingehen zu können.

Bei langfristigen Zinsen deutet sich ein Anstieg an. Ist das schon der Anfang einer Flucht aus Staatsanleihen?

Möglich, aber das passiert nicht über Nacht. Wir glauben auch, dass es irgendwann zu einem Crack-up-Boom kommen wird, also zur Massenflucht aus Finanzanlagen in Sachwerte wie Aktien, um Vermögen vor Geldentwertung zu retten. Viele meinen, wir seien schon eingetreten in diese Phase. Wir zweifeln daran. Bevor wir endgültig den Weg in Richtung einer Hyperinflation wie in Simbabwe einschlagen, rechnen wir noch mit einem deflationären Schock, also mit sinkender Nachfrage bei fallenden Preisen.

Notenbanken und Regierungen wollen keine Deflation.

Richtig, deshalb werden sie spätestens beim nächsten Einbruch noch mehr Schulden machen und Geld drucken. Jede Krise in der jüngeren Vergangenheit wurde mit billigem Geld zugedruckt, anstatt die Bereinigung dem Markt zu überlassen.

Wie lange geht das gut?

Schwer zu sagen. Möglicherweise so lange, bis Deutschland auf dem Niveau von Griechenland angekommen ist.

Wo parken Sie Ihr Bargeld?

Beim Einäugigen unter den Blinden – ausschließlich in kurzlaufenden Bundesanleihen. Bonitätsmäßig sind wir davon auch nicht begeistert, aber das ist besser, als Cash auf Bankkonten liegen zu haben.

Sind die Banken nicht aus dem Schneider?

Im Gegenteil. Selbst beim staatlichen Bankenrettungsfonds halten es Leute für denkbar, dass der Staat einen Teil seiner 18-Milliarden-Euro-Einlage bei der Commerzbank abschreiben muss. Viele Banken leben doch nur dank staatlich subventionierter Bilanzfälschung.

Wie hoch ist Ihre Aktienquote?

Die liegt aktuell bei fünf Prozent, ausschließlich in Gold- und Silberaktien.

Wenn der Crack-up-Boom ohne vorherigen Einbruch beginnt, stehen Sie ziemlich nackt da.

Wenn der Boom sich abzeichnet, werden wir nicht zögern, den Hebel umzulegen. Ein Signal wäre ein durchstartender Goldpreis. Wir sind keine Dogmatiker. Außerdem halten wir über 20 Prozent physisch in Gold, Silber und Platin.

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