Bundesliga-Trainer Felix Magath "Geld ist nie die richtige Stimulanz zum Halten von Spielern"

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Felix Magath Quelle: Frank Reinhold für WirtschaftsWoche

Aber nur, wenn die Kasse stimmt. Kevin Kuranyi, eines Ihrer wichtigsten Talente, müssen Sie aus finanziellen Gründen womöglich ziehen lassen. Tut Ihnen das leid?

Da ist nichts, was mir leid tut – im Gegenteil: Beide Seiten profitieren. Kuranyi ist motiviert, sich über gute Leistungen für andere Arbeitgeber interessant zu machen. Und wenn er bis zum Sommer deswegen viele Tore schießt, ist das gut für den Verein. Ich habe es immer vermieden, Spieler mit finanziellen Mitteln zu halten. Geld ist nie die richtige Stimulanz.

Sondern?

Maximaler sportlicher Erfolg. Die Fußballer wollen ihn und ich auch. Also erwarte ich, dass die Spieler alles dafür tun. Dennoch gibt es bei den meisten Menschen einige Reserven zu heben.

Zum Beispiel?

Man muss auch im Privatleben Opfer bringen: Nächtliche Diskothekenbesuche halte ich nicht für empfehlenswert.

Kontrollieren Sie Ihre Mitarbeiter 24 Stunden am Tag?

Das nicht. Ich interessiere mich nicht fürs Privatleben meiner Spieler. Aber ich will ihnen klarmachen, was umfassende Professionalität bedeutet. Etwa, dass sich ausuferndes Nachtleben negativ auf die Leistung auswirkt – und nur die interessiert mich. Wir haben deswegen auch einen Sternekoch engagiert, der den Spielern zweimal pro Woche Frühstück und Mittagessen zubereitet – um ihnen die Bedeutung guter Ernährung für ihre Leistung klarzumachen.

Ist das noch zeitgemäß, Mitarbeiter wie Kleinkinder zu behandeln?

Ich richte mich nicht nach Moden. Mündige Vollprofis kenne ich leider nur wenige. Die Spieler dürfen größtenteils sagen, was sie denken – solange es nicht gegen den Arbeitgeber geht. Das heißt auch, dass alle Interviews unserer Spieler selbstverständlich vom Verein autorisiert werden. Schon aus Gründen der Corporate Identity ist das unverzichtbar. Ich will, dass alle an einem Strang ziehen.

Das klingt fast, als wäre das Gehalt der Spieler eine Art Schmerzensgeld. Verdienen die Spieler, was sie verdienen?

Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Und wenn sich ein Verein selbst trägt, wird nicht zu viel bezahlt. Ich bin keiner, der anderen etwas neidet. Wenn einer mehr hat, ist das in Ordnung.

In der Wirtschaft wird heftig über angemessene Boni diskutiert. Ist eine Nicht-Abstiegsprämie der richtige Anreiz?

Ich belohne meine Spieler für gute Leistungen lieber anders: mit einem freien Tag.

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