Frostige Rendite

In New York kämpfen die Einwohner noch mit den Folgen eines Schneesturms, auf der Oder müssen deutsche und polnische Eisbrecher Binnenschiffer aus der Klemme helfen und in Berlin wird schon wieder das Streusalz knapp. Der Winter hat Europa und Nordamerika weiter fest im Griff.
Nicht nur Bahn- und Flugreisende müssen unter den Wetterkapriolen leiden, sondern auch Unternehmen wie der britische Flughafenbetreiber BAA. Für Dezember meldete BAA Einnahmenausfälle von 40 Millionen Pfund. Das entspreche in etwa den Verlusten durch den Vulkanausbruch in Island im Frühjahr.
Des einen Leid, des anderen Freud. Weil in Berlin und anderen deutschen Kommunen das Streusalz wieder knapp wird, zeigt sich Europas größter Salzförderer K+S sehr robust. Selbst als die Chinesen kürzlich die Leitzinsen anhoben, und der Dax am ersten Handelstag nach Weihnachten einbrach, legte K+S noch leicht zu.
Mehr Heizen
Auch Gasversorger E.On schnitt nach Weihnachten besser ab als der Dax. Die Logik der Anleger ist einfach: wenn die Temperaturen weiter unten bleiben, wird mehr geheizt, die Versorger machen mehr Umsatz und können gleichzeitig ihre Kraftwerke besser auslasten. Dabei gilt die Faustformel, dass ein Grad unter Null mehr, etwa fünf Prozent mehr Umsatz im Gasgeschäft bringt. Dies verspricht höhere Gewinne und lässt den Kurs von E.On klettern. Sollte sich der Winter in Deutschland auch in den kommenden Wochen von seiner frostigen Seite zeigen, bleiben Versorger mit einem hohen Gasanteil als Investment interessant.
Nicht nur in Deutschland auch in den USA spekulieren die Anleger auf einen harten Winter. Derzeit wetten sie vor allem auf einen steigenden Ölpreis. Die USA sind der weltweit größte Nachfrager von Öl. Am 27. Dezember stieg der Ölpreis mit knapp 92 Dollar je Fass an der New Yorker Börse auf ein Zweijahreshoch. Der Trend zeigt weiter nach oben: am Spotmarkt wird das Fass Öl derzeit mit 94 Dollar gehandelt.
Weniger Ernten
Allerdings sind sich nicht alle Spekulanten einig. Insbesondere die Hegdefonds beginnen gegen den Strich zu bürsten und wetten auf einen sinkenden Gaspreis. Hintergrund sind Wetterprognosen, die für die ersten beiden Januarwochen Tauwetter in den USA vorhersagen. Etwa die Hälfte aller US-Haushalte heizen mit Gas.