Dax-Ausblick Was kommt nach dem Bullenjahr?

Die wirtschaftliche Stärke hat Deutschlands Aktienmarkt 2010 mit einem deutlichen Plus schließen lassen. Der Dax konnte auf Jahressicht über 16 Prozent zulegen. Auch wenn der Leitindex letztendlich "nur" bei 6 914 Punkten schloss, glauben viele Analysten an eine Fortsetzung der Rally im kommenden Jahr. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

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Der Dax-Ausblick, jede Woche auf Handelsblatt Online. Quelle: Handelsblatt

HB FRANKFURT/DÜSSELDORF. Nachdem die letzten Handelswochen des Jahres eher ruhig verliefen und sich viele Anleger frühzeitig in den Winterurlaub verabschiedet hatten, dürfte es in der ersten Woche des neuen Jahres an den internationalen Finanzmärkten rasch wieder zu Sache gehen.

Zwar sehen die Terminkalender auf der Unternehmensseite noch recht jungfräulich aus. Doch schon am 10. Januar fängt in den USA die nächste Berichtssaison an, und da sind einem Börsianer zufolge Überraschungen in alle Richtungen möglich. Zudem ist mit Blick auf die Konjunkturdaten ein schnelles Erwachen aus dem Winterschlaf angesagt: So wird unter anderem am Freitag der Arbeitsmarktbericht für Dezember aus den USA erwartet. Generell gelte, "dass frisches Geld angelegt werden will, und gewinnbringendere Alternativen zu den Aktien gibt es kaum", sagte der Börsianer.

Banken und Broker sind für das neue Jahr positiv gestimmt und halten es für wahrscheinlich, dass sich der Dax oberhalb der 7 000-Punkte-Marke etablieren wird. Nach einer Reuters-Umfrage vom Dezember rechnen die Experten im Schnitt damit, dass der Index in zwölf Monaten rund neun Prozent höher bei 7 625 Zählern notiert. Vor einem Jahr waren die meisten wesentlich skeptischer: Im Dezember 2009 hatten von Reuters befragte Analysten im Schnitt bei einem Stand von 5 957 Zählern ein relativ mageres Plus von vier Prozent auf 6 200 Punkten prognostiziert. Doch der Dax lief 2010 vielen Anlegern davon.

Noch kurz vor Weihnachten hatte es gar nach einem Bruch der 7 100er Marke ausgesehen, über der der Dax zuletzt im Juni 2008 notiert hatte - gut drei Monate vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers. Doch in der letzten verkürzten Handelswoche des Jahre mochte kaum jemand Aktien kaufen. Vor allem die Zinserhöhung in China am zweiten Weihnachtstag verdarb einigen Anlegern den Appetit auf Aktien. "Viele fürchten, dass die Wachstumslokomotive Asien ins Stocken kommen könnte", warnte ein Börsianer.

2011 könnte es ein Comeback der USA geben

Die Hoffnungen für 2011 richten sich zum Teil nun wieder auf die USA. "Mit dem ISM-Index am Montag und dem Arbeitsmarktbericht am Freitag stehen zwei sehr spannende Daten an", erklärt Postbank-Analyst Heinrich Bayer. "Um das Bild einer Erholung dort abzurunden, fehlen vor allem noch gute Arbeitsmarktdaten." Die Anleger werden sich allerdings bis zum Freitag gedulden müssen, wenn das US-Arbeitsministerium den Monatsbericht für Dezember veröffentlicht.

Davor steht am Montag der ISM-Index für Dezember an, am Dienstag folgen die Auftragseingänge und am Abend wird das Sitzungsprotokolls der US-Notenbank vom 14. Dezember veröffentlicht. Am Mittwoch dürfte der Bericht des privaten Dienstleisters ADP zum Arbeitsmarkt den Investoren einen konkreteren Hinweis auf die amtlichen Daten am Freitag geben. Zudem steht der ISM-Index für das nicht-produzierende Gewerbe auf den Terminkalendern.

Genau beobachten werden die Anleger 2011 auch die Entwicklung an den Rentenmärkten, nicht nur zum Jahresauftakt. Dass die hoch verschuldeten Länder Spanien und Portugal im nächsten Jahr den Kapitalmarkt weniger anzapfen wollen als 2010, dürfte für ein wenig Entspannung sorgen. Doch könnten die Anleger auch bei den Schuldpapieren von als sicher geltenden Ländern höhere Renditen verlangen, warnen Analysten. Das bekamen zwischen den Jahren schon die USA zu spüren, als den Anlegern einige Papiere nicht attraktiv genug waren.

Die positiven Prognosen der Experten und das durch die deutsche Brille betrachtet hervorragende Aktienjahr lassen auch viele Anleger träumen. An den Märkten wird für 2011 bereits auf neue Rekordwerte bei den Unternehmensgewinnen gesetzt. Angesichts der hohen Erwartungen der Marktteilnehmer scheinen Überraschungen und Enttäuschungen vorprogrammiert. Und tatsächlich sind nicht alle Analysten für das kommende Jahr positiv gestimmt. Die Realität wird zeigen, ob der Dax tatsächlich in Richtung der 8 000 Punkte-Marke klettert oder sich Anleger auf eine Korrekturphase bei Aktien einstellen müssen.

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