Der weltbeste Investor Warren Buffett auf die Finger geschaut

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Grafik: Kursentwicklung Berkshire Hathaway

Vor einem Jahr noch war den Aktionären von Berkshire nicht zum Lachen zumute. Innerhalb von zwölf Monaten hatte der Kurs um rund 50 Prozent nachgegeben. Zum ersten Mal seit dem Börsencrash 2001 musste Buffett einen Quartalsverlust verkünden. Der war vor allem auf ein missglücktes Investment in den Ölwert ConocoPhillips zurückzuführen, das Berkshire fast zwei Milliarden Verlust eingebrockt hatte. Das Timing dieses Kaufs auf dem Höhepunkt der Ölpreisblase sei „fürchterlich“ gewesen, gestand Buffett unumwunden ein.

Und es sei nicht sein einziger Fehler gewesen: „Ich habe 244 Millionen Dollar für Aktien von zwei irischen Banken ausgegeben, die mir billig erschienen.“ Bis zum Jahresende mussten darauf 89 Prozent abgeschrieben werden. Zudem lagen einige Buffett-Wetten mit Derivaten tief im roten Bereich. Die lang laufenden Verkaufsoptionen, die Buffett auf Börsenindizes geschrieben hatte, verzeichneten einen Buchverlust von über fünf Milliarden Dollar. Die Wall Street diskutierte heftig darüber, ob der Weise aus Omaha auf seine alten Tage seinen Midas-Touch verloren haben könnte.

Nicht verloren hatte Buffett seinen Humor – obwohl er laut US-Magazin „Forbes“ 2008 privat 25 von 62 Milliarden Dollar einbüßte. In einem Film zur Hauptversammlung trat er als Matratzenverkäufer auf. Weil Berkshire abgestürzt sei, habe ihn der Aufsichtsrat als Vorstandschef abgesetzt, er solle mal etwas anderes probieren. Verkaufsschlager im Möbelmarkt ist das Modell „Nervöse Nellie“, eine Doppelmatratze mit Geheimfach, in dem der eifrige Verkäufer Buffett Bargeld, Wertpapiere und eine Sammlung alter Playboy-Hefte aufbewahrt.

Meistbewundertes Unternehmen

In diesem Jahr aber ist Buffett wieder obenauf. Zuwächse von rund 40 Prozent reichen für den aktuellen Rang drei in der Weltliste der Superreichen – hinter Bill Gates und dem Mexikaner Carlos Slim, der auf Platz eins steht. Die Berkshire-Aktie ist seit der letztjährigen Hauptversammlung wieder um knapp 40 Prozent gestiegen, sie wurde zudem in den Kreis des Eliteindex S&P 500 aufgenommen. Die Flops sind nahezu vergessen. Anfang April wurde Berkshire zur am meisten bewunderten Gesellschaft Amerikas gekürt, noch vor Google und Apple.

Was fasziniert die Menschen so an Warren Buffett? Gewiss sein Reichtum, den er sich, seit er als kleiner Analyst begann, selbst erarbeitete. Sicher auch sein bescheidenes Auftreten, das wohl niemand mehr mit Schwäche verwechselt: „Warren Buffett hat einen sehr zurückhaltenden Führungsstil. Generell gilt, dass ich ihn anrufen kann, wann immer ich möchte. Falls ich schlechte Nachrichten habe, sollte ich ihn sofort anrufen“, sagt Tad Montross, Chef der General Re und der Kölnischen Rückversicherung, die beide zum Buffett-Imperium gehören.

Seine Mitaktionäre fühlen sich von ihm ernst genommen – nicht ausgenommen, wie von vielen Fondsmanagern. Sicher bewundern ihn viele wegen seines Lebensstils. Trotz seiner Milliarden wohnt er seit Jahrzehnten im selben Haus in Omaha, das er 1958 für 31 500 Dollar gekauft hat. Kein Bonus, keine Yacht, keine Villen – Vergnügen stattdessen bei Bridge mit Hausfrauen. Zustimmung mag auch seine Abneigung gegen Investmentbanker finden, über deren Ratschläge er witzelt, „frage nie deinen Friseur, ob du einen Haarschnitt brauchst“.

Buffett selbst ist Milliarden wert

Die Buffett-Prämie für die Berkshire-Hathaway-Aktie ist wieder üppig. Der Buchwert aller Vermögenswerte betrug zum Jahresende 136 Milliarden Dollar, der Börsenwert der Holding liegt bei 190 Milliarden. Rund 40 Prozent Aufschlag auf den Buchwert ist es Anlegern also wert, dass Buffett die Holding managt. Üblich ist an der Börse das Gegenteil: Mischkonzerne werden, weil Anleger sich nicht in vielen Branchen verzetteln wollen, mit einem Abschlag auf ihren inneren Wert gehandelt.

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