Die Schulhofrüpel von der Deutschen Telekom

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Immer stärker gelange ich zu dem Eindruck: Juristen denken nicht. Zumindest dann nicht, wenn sie eine Abmahnung schreiben können. Dann schaltet eine Welle von Paragraphen-Adrenalin jede normale menschliche Regung aus, der Jurist wird zum Tier. Jüngstes Beispiel: die Rechtsabteilung der Deutschen Telekom.

Ja, wir wissen es: Die Deutsche Telekom hat sich die Logo-Farbe Magenta geschützt. Ob das aber reicht wild um sich abzumahnen, darüber sind Juristen geteilter Meinung. Der BGH entschied 2003 (so ich das richtig interpretiere), dass nur dann rechtliche Schritte möglich sind, wenn jemand über die Farbe den Eindruck erweckt, er biete Telekom-Dienste an.

Das aber hält die Rechtsabteilung des Konzerns nicht davon ab, weiter böse Briefchen an jeden zu richten, der nicht schnell genug wegzuckt. Dumm nur, wenn es ein journalistisches Produkt erwischt - wie das Weblog Engadget. Ein Aprilscherz scheint das hier nicht zu sein, denn Engadget veröffentlicht gleich mal das Schreiben um den "Dialog zu eröffnen".

Und man darf sich sicher sein: Auch um die Leistungen von T-Mobile wird sich Engadget künftig verstärkt kümmern. In ähnlich bösem Tonfall. Und das nur, weil ein paar Juristen sich benehmen wie die Rüpel auf dem Schulhof: Jeder wird angerempelt, der sich ihnen nähert - bis zu dem Moment, in dem der schmächtige Brillenträger mit Karatekenntnissen ihnen einen mitgab.

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