Dividenden Vorsicht bei optisch hohen Renditen

Seite 2/2

Wer regelmäßig und nachhaltig zahlt

Versandfertige Kabeltrommeln Quelle: dpa

Auch, wer auf deutsche Aktien setzt, ist vor solchen unliebsamen Überraschungen nicht sicher. Allein in der vergangenen Woche kündigten ein gutes Dutzend Firmen Dividendenstreichungen oder drastische Kürzungen gegenüber dem Vorjahr an: Salzgitter kürzt von 1,40 Euro auf 0,25 Euro. Villeroy und Boch lässt die Dividende ausfallen; Wacker Neuson und SKW Trostberg ebenfalls; nach dem schlechtesten Jahr der gut 90-jährigen Firmengeschichte müssen auch die Aktionäre von Leoni zum ersten Mal auf eine Dividende verzichten; selbst Aktien aus der traditionell dividendenstarken Wohnungs-Verwalter-Branche knausern: Deutsche Wohnen und Patrizia schütten dieses Jahr nichts aus.

Zwar macht die Dividende in Europa auf lange Sicht mehr als ein Drittel der Gesamtrendite (Ausschüttungen plus Kursgewinne) einer Aktie aus. Aber das sind Durchschnittswerte, greift man als Anleger zu den falschen Papieren, ist das nicht viel wert. Wer einfach nur nach optisch hohen Renditen schielt, läuft Gefahr, daneben zu langen. Wer unterm Strich ein Plus verbuchen will, tut gut daran, auf die Nachhaltigkeit der Dividende zu achten. Was nutzt die schönste Ausschüttung, wenn Kursverluste sie zunichte machen?

Dividendenrendite und absolute Dividende

Oft ist es besser, auf den einen oder anderen Prozentpunkt bei der Dividendenrendite zum Kaufzeitpunkt zu verzichten und statt dessen darauf zu bauen, dass die Dividende Jahr für Jahr steigt. Denn wenn die Dividende in absoluten Zahlen langfristig zulegt, kann man auf die Kursentwicklung relativ gelassen sehen. Meist folgt der Kurs empirischen Studien zufolge langfristig sogar der wachsenden Dividende, weil solche Unternehmen eben gesund sind und nicht an die Substanz gehen.

Beispiel Nestlé: Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern hat zwar aktuell nur eine Dividendenrendite von knapp 3,2 Prozent und taucht damit nicht in einschlägigen Dividenden-Hitlisten auf; die wird von den Telefonfirmen und einigen Nebenwerten dominiert. Dafür aber erhöhen die Schweizer ihre Dividende Jahr für Jahr seit mehr als 15 Jahren. Der Kurs kletterte mit. Nun gibt es für die Zukunft zwei Szenarien – eine angesichts dieser Historie extrem unwahrscheinliche Kürzung der Dividende einmal ausgenommen: Entweder der Kurs steigt weiter; dann dürften sich Anleger nicht besonders an ihrer relativ bescheidenen Dividendenrendite stören; oder er steigt nicht, bei absolut weiter steigenden Dividenden-Schecks jedes Jahr wäre aber auch das zu verschmerzen: In der Kasse der Aktionäre klingelt es in jedem Fall.

Allerdings erfüllen nur wenige Aktien das strenge Kriterium "langfristig wachsende Dividende + Kursgewinne": Aus den 600 Werten im Index Stoxx 600 etwa haben ganze 31 in den vergangenen fünf Jahren die Dividende in absoluten Zahlen Jahr für Jahr um fünf Prozent oder mehr erhöht; durften im selben Zeitraum zudem auch keine Kursverluste den Ertrag zunichte machen (positiver Gesamtertrag aus Kurs und Dividende seit 2005), so bleiben aus 600 Aktien ganze zehn, die eine Dividendenrendite von aktuell fünf Prozent oder mehr aufweisen:

MAN Group, RSA, Santander, Cable & Wireless, National Grid, Scottish & Southern, Close Bros., Amlin, Northumbrian Water und Vinci.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%