Finanzkrise 2.0 Ist Japan der nächste Krisenherd?

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Japanische Staatsanleihen werden fundamental betrachtet immer unattraktiver für Investoren. Zwar ist Japan der viertgrößte Exporteur der Welt und der zweitgrößte Abnehmer von US-Staatsanleihen. Aber der staatliche Ausblick verschlechtert sich und die in der Finanzkrise sehr niedrigen Inflationsrisiken haben bereits wieder das Niveau von 2007 erreicht. Das Haushaltsdefizit von Japans Regierung beträgt inzwischen 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben. Rund 35 Prozent der gesamten Einnahmen aus dem Handel mit Staatsanleihen fließt in den Schuldendienst. Für das nächste Jahr erwartet das japanische Finanzministerium, dass die Refinanzierung mit Staatsanleihen mehr zu den Einnahmen des Staates beiträgt als Steuereinnahmen. Der Staatshaushalt basiert also ganz wesentlich auf neuen Schulden. Angesichts der Risiken bieten die Staatsanleihen aber gemessen an den Risiken mit 1,5 Prozent viel zuwenig Rendite. Ausländische Investoren, die für die japanischen Sparer einspringen müssten, verlangen angesichts der Risiken aber deutlich höhere Zinsen.Versagt die Finanzierung mit neuen Staatsanleihen, muss Japan seine hohen Bestände an US-Staatsanleihen abbauen und die Notenpresse anwerfen. Die Folge wäre eine hohe Inflation, die zunächst auch den US-Rentenmarkt und später weitere Industriestaaten und Märkte erreichen würde.

Versagt die Finanzierung mit neuen Staatsanleihen, muss Japan seine hohen Bestände an US-Staatsanleihen abbauen und die Notenpresse anwerfen. Die Folge wäre eine hohe Inflation, die zunächst auch den US-Rentenmarkt und später weitere Industriestaaten und Märkte erreichen würde.Der japanische Rentenmarkt wird durch psychologische Faktoren erheblich gestützt. Die jüngsten Erfahrungen der Japaner sprechen dafür, dass sie die Sicherheit der Staatsanleihen zu hoch und die Inflationsrisiken zu niedrig einschätzen. Denn Japan erlebte eine Phase der Deflation, also sinkender Preisniveaus, als die demografische Entwicklung Mitte der 90er eine neue Richtung einschlug. In der Folge waren Japaner vor allem in Staatsanleihen investiert, als zu Beginn der Nuller-Jahre die Technologieblase an den Aktienmärkten platzte und die langjährige Börsen-Baisse begann – und somit zählten die Sparer mit Staatspapieren lange Jahre zu den Gewinnern. Staatanleihen gelten seitdem als hervorragendes Sparvehikel. Ändert sich diese Einschätzung, bleibt Japan auf seinen Anleihen sitzen.

Auch historisch betrachtet besteht in Japan angesichts der hohen Verschuldung ein signifikantes Risiko einer Hyperinflation, die auf die anderen Industriestaaten überspringen könnte. Die Analyse der Société Générale unterstreicht dabei nur Überlegungen, die schon länger bei Kapitalmarktexperten kursieren: Japan muss als möglicher Verursacher einer nächsten Finanzkrise gelten. Ebenso wie andere hochverschuldete Staaten, wie etwa Griechenland, Irland und die USA. Auch wenn die enorm hohen Schulden und Haushaltsdefizite einiger Staaten lange Jahre nicht zu einer galoppierenden Inflation geführt haben, heißt das nicht, dass dies nie passiert. Unter Berücksichtigung nicht gedeckter zukünftiger Ausgaben des Sozialstaats erreicht Japans Schuldenlast schon heute das Vierfache des Bruttoinlandsprodukts. In Griechenland erreicht dieser Wert sogar fast das Neunfache. Das könnte man auch schon als Staatsbankrott bezeichnen.

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