Futures und Optionen Fonds voller Derivate

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Aufgestiegen und abgestürzt (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

Grundsätzlich müssen Derivate nichts Schlechtes sein – wenn derjenige, der sie nutzt, die Kontrolle behält. Dass dies längst nicht immer gelingt, hat die Bankenkrise gezeigt, in deren Verlauf überbewertete und nicht mehr handelbare Derivate viele Banken an den Rand der Pleite trieben. „Es gibt Derivate, die einen fairen Preis haben und andere, an denen nur die Bank verdient“, sagt der unabhängige Frankfurter Fondsberater Martin Baulmann. Für die Banken würden die Geschäfte zunehmend attraktiv, weil sie die Erträge brauchen, die sie von Fonds bei Derivate-Transaktionen kassieren können. Geschäfte, die über Derivate-Börsen wie die Frankfurter Eurex laufen und sehr standardisiert sind, gelten als transparent. Dort gibt es für Futures und Optionen laufend veröffentlichte Preise über die auch die Börsenaufsicht wacht. Undurchschaubar und für Banken attraktiver sind Over-the-Counter-Geschäfte (OTC). Bei ihnen handeln Käufer und Bank abseits der Börse. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich taxierte in ihrer letzten Bestandsaufnahme im Juni 2008 den weltweiten Bestand an OTC-Derivate-Geschäften auf 683 Billionen Dollar.

Selbst traditionelle Fondsmanager dürfen mittlerweile wie Hedgefonds-Manager agieren. 2004 öffnete ihnen die Finanzaufsicht BaFin mit der Derivate-Verordnung den ganzen Instrumentenkasten. Durften Fonds zuvor nur Währungsrisiken absichern, können sie jetzt relativ frei spekulieren. Konnten die Manager von Aktienfonds zuvor nur Aktien kaufen oder aus dem Aktienmarkt aussteigen und Geld verzinst anlegen, setzen manche jetzt mit Derivaten auch auf fallende Kurse.

Auf das Können der Profis kann man sich nicht verlassen

Die Gefahr: Liegt der Fondsmanager falsch, wird ein Derivate-Geschäft durch den Hebeleffekt schnell zum teuren Missgeschick. Bei der Kölner Fondsgesellschaft Ampega Gerling geriet im Oktober 2008 eine Derivate-Strategie bei sechs Aktien- und einem Mischfonds außer Kontrolle Der deutsche Aktienfonds verlor in einem Monat über 60 Prozent an Wert. Fondsmanager Thomas Pethofer hatte über Optionen versucht, seinen Aktienfonds für den Fall zu schützen, dass der Dax unter 6000 Punkte gestürzt wäre. Später rechnete Pethofer offenbar nicht mehr mit einem so tiefen Sturz. Um die Kosten für die eigene Absicherung zu finanzieren, machte er ein Gegengeschäft und kassierte als Stillhalter beim Verkauf von Verkaufsoptionen Prämien. Als die Kurse dann doch noch abstürzten, ging der Fonds baden. Das Risikomanagement von Ampega Gerling zog die Reißleine und realisierte Verluste. Pethofer hat das den Job gekostet.

Weil bei einigen Gerling-Fonds die Derivate-Verordnung und interne Sicherheitsrichtlinien missachtet wurden, zahlte Gerling 17 Millionen Euro zum Ausgleich. Wiedergutgemacht wurde aber nur der Schaden, der durch Regelverstöße entstand. Die Anleger des Gerling Deutschland gingen leer aus. Der Kursrutsch hängt in der Einjahres-Performance nach: Der Dax liegt 30 Prozent im Minus, der Fonds 69 Prozent.

Das Beispiel zeigt: Auf das Können der Profis kann sich der Anleger nicht verlassen. „Es gibt keinen Führerschein für Derivate-Geschäfte – und auch der würde nicht davor schützen, mit 180 km/h gegen die Wand zu fahren“, sagt Baulmann.

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