Futures und Optionen Fonds voller Derivate

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Geheime Geschäfte (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

In klassische Aktienfonds halten die Derivate schleichend Einzug. Beschließt ein Fondshaus, sie in bereits bestehenden Fonds einzusetzen, muss es das den Fondsanlegern nicht individuell mitteilen. „Um überhaupt zu erkennen, ob in ihrem Fonds Derivate verwendet werden, sollten Anleger den Verkaufsprospekt lesen und in den Jahresbericht ihres Fonds schauen“, sagt Oliver Roll, Managing Director bei der Fondsratingagentur Telos.

Dort sind Derivate-Positionen und Risiken aufgelistet. Der bereits 1956 aufgelegte 2,4 Milliarden Euro schwere Dekafonds etwa hat in seinem jüngsten Jahresbericht 68 Short-Put- und Short-Call-Optionen ausgewiesen, einen Dax-Future mit einem Kurswert von 407 962 Euro sowie sechs Call- und Put-Optionen auf Indizes. Trotz der Verrenkungen verlor der auf deutsche Aktien spezialisierte Fonds im Jahr 2008 rund 46 Prozent, während der Dax nur ein Minus von 40 Prozent machte. Der Bestand an Derivaten im Fondsvermögen wird mit minus 2,6 Prozent ausgewiesen. Fondsmanager Trudbert Merkel war am Jahresende „short“. Ob er nur auf fallende Kurse eingestellt war, erkennt der Anleger daraus allerdings nicht. Und über das Risiko der Derivate-Geschäfte verrät die nackte Zahl wenig. Wie riskant die Derivate sind oder welche Summen über sie bewegt werden, bleibt unklar. „Den Schaden, den die Position anrichten kann, können Anleger nicht einschätzen“, sagt Baulmann.

In Derivaten liegt viel Gewinn

Nach der Lehman-Pleite machte auch unter Fondsanlegern der Begriff „Kontrahentenrisiko“ die Runde. Plötzlich wurde die Gefahr real, dass eine Bank Verpflichtungen aus Derivate-Geschäften nicht mehr erfüllen konnte. So erging es Lehman-Anlegern, die Zertifikate der Bank kauften. Als die Raten für Kreditausfallversicherungen von Derivate- und Zertifikate-Emittenten stiegen, wurden viele Anleger misstrauisch. „Unsere Kunden haben damals verstärkt den Einsatz von Derivaten in den Fonds hinterfragt“, sagt Ulf Becker, bei der Frankfurter Fondsboutique Lupus Alpha für derivatebasierte Fonds zuständig. Becker kann seinen Anlegern zumindest zusichern, dass er seine Derivate nur über geregelte Börsen wie die Eurex kauft und von außerbörslichen OTC-Derivaten die Finger lässt.

Komplett verzichten müssen Anleger nicht, die Formel „Derivate gleich verlustreiches Teufelszeug“ stimmt nicht immer. Mithilfe von Derivaten in Fonds ist auch für Privatanleger viel Geld zu verdienen: Wer mit Beginn der Finanzkrise im Juli 2007 den ETF DB-x-trackers Short Dax gekauft hat, um auf fallende Dax-Kurse zu setzen, verdiente bis heute 47 Prozent. Ohne Derivate funktioniert so etwas nicht.

Alles kann gutgehen – Anleger sollten eben nur wissen, worauf sie sich einlassen.

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