Gbureks Geld-Geklimper

Mit Gold gegen die Krise

Schützt Gold vor den Folgen der jetzigen Wirtschaftskrise? Die Frage ist weder einfach noch eindeutig. WirtschaftsWoche-Kolumnist Manfred Gburek gibt dennoch ein paar Antworten.

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Goldmünzen und kleine Quelle: dpa

Die Frage, ob Gold vor den Folgen der Wirtschaftskrise wirklich schützt, und die zurzeit in Internetforen viel diskutiert wird, lässt sich leider nicht so einfach mit ja oder nein beantworten, denn sie zieht erst einmal weitere Fragen nach sich:

Was für ein Gold? Bei wem kaufen? Wo soll es gelagert oder angelegt werden? Welche Folgen wird die Wirtschaftskrise überhaupt noch haben? Wer soll geschützt werden? Wovor? Allein schon die erste Zusatzfrage eröffnet ein ganzes Kaleidoskop an Möglichkeiten: Barren unterschiedlicher Hersteller, wie Heraeus und Umicore, in verschiedenen Größen und Gewichten, Anlagemünzen, von Krügerrand bis Känguru, ebenfalls unterschiedlich groß und schwer, Sammlermünzen, Goldkonten, -aktien, -fonds und -zertifikate.

Seriöser Handel gesucht

Die Antwort auf zweite Zusatzfrage scheint einfach zu sein: bei der Hausbank oder -sparkasse kaufen. Doch diese wird im Zweifel weder die Barren noch die Münzen verkaufen wollen, die man haben möchte, sondern lieber Fonds und erst recht Zertifikate, an denen sie viel mehr verdient. Also hurtig spezialisierte Goldhändler ausfindig gemacht. Aber welche sind seriös? Etwa solche, die in Publikumszeitschriften mit flotten Sprüchen werben? Oder die sich, wie der Discounter Lidl, zwischenzeitlich als Goldhändler betätigen? Oder Spezialisten, wie Pro Aurum, Münzkabinett Frankfurt, Westgold, MP-Edelmetalle, ZPMO und andere?

Fünf Szenarien

Der Schlüssel zur abschließenden Antwort liegt wohl am ehesten in der Frage, wovor sich jemand schützen will, und damit zusammenhängend in den denkbaren Folgen der Wirtschaftskrise.

Szenario 1: Deflation - unwahrscheinlich, weil Politiker und Zentralbanker sie um jeden Preis bekämpfen werden.

Szenario 2: Rezession mit anschließender Erholung der Konjunktur in V-Form - ebenfalls unwahrscheinlich, weil das derzeitige allgemeine Kurieren an den Symptomen von Hilflosigkeit zeugt und deshalb gegen eine schnelle V-Erholung spricht.

Szenario 3: Rezession in L-Form, sprich Konjunktureinbruch mit zaghafter Erholung über mehrere Jahre - möglich, aber unsicher, was den Zeitpunkt betrifft, wann der waagerechte L-Strich beginnt, ob schon 2009 oder erst später.

Szenario 4: L-Rezession mit wieder zunehmender Inflation - auch möglich, vorausgesetzt, die weltweit hohen Geldmengen werden virulent.

Szenario 5: Verschärfung der Wirtschaftskrise, deshalb weltweit noch mehr Konjunkturprogramme, weiter stark zunehmende Staatsverschuldung und extrem lockere Geldpolitik, sodass den dann höheren Inflationserwartungen postwendend mehr Inflation folgt - aufgrund der bisher geringen Erfolge bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise die wahrscheinlichste Alternative.

Bündel an Maßnahmen

Manfred Gburek

Sich vor ihr zu schützen, heißt ein ganzes Bündel an Maßnahmen zu treffen. Dazu gehört neben einer auf die individuellen Verhältnisse abgestimmten Risikostreuung, neben der Diversifikation des Vermögens und dem Vorhalten von Liquidität für den Notfall unter anderem auch die Investition in Gold als sicheren Hafen und als ultimative Versicherung, ergänzt um Silber. Üblicherweise werden fünf oder maximal zehn Prozent Anteil am Vermögen in Gold empfohlen. Doch angenommen, Szenario 5 wird Realität, dann kann der gesamte Edelmetallanteil sinnvoller Weise im Einzelfall bis zu 50 Prozent betragen. Ob Platin und gegebenenfalls Palladium sich zum Gold und Silber gesellen sollten, hängt davon ab, ob diese beiden Edelmetalle sich neben ihrem industriellen Einsatz, vor allem für Autokatalysatoren, auch als Schmuck durchsetzen werden. Noch ist es nicht ganz so weit.

Barren und Anlagemünzen aus Gold sind von der Mehrwertsteuer befreit, aus Silber, Platin und Palladium sind sie es nicht. Für Sammlermünzen gilt je nach dem Verhältnis von Metall- und Liebhaberwert mal der ganze, mal der halbe Mehrwertsteuersatz. Allein schon deshalb empfiehlt sich der Kauf über einen der genannten Spezialisten unter den Edelmetallhändlern. Deren Umsatzträger sind indes weniger die Sammlermünzen als - neben Barren - vor allem Anlagemünzen, etwa in der Reihenfolge: Krügerrand (Südafrika), Maple Leaf (Kanada), Känguru (Australien, alternativ Nugget), Wiener Philharmoniker (Österreich), American Eagle (USA), ergänzt um Panda (China), Libertad (Mexiko) und einige weitere Prägungen.

Wo gibt es was?

Preise und Aufschläge unterscheiden sich bei den fünf gängigsten Anlagemünzen kaum. Stücke mit dem Gewicht einer Feinunze (31,1 Gramm) gehen am meisten um. Ihre Verkaufspreise liegen aktuell zwischen 735 und 746 Euro. Ist, was zuletzt beispielsweise beim Krügerrand vorkam, eine Münzenart ausverkauft, kauft man im Zweifel eine etwa gleichwertige andere. Der Unzenpreis wird weltweit in US-Dollar angegeben; er stieg zuletzt wieder etwas deutlicher über 900 Dollar, entsprechend Notierungen unterhalb von 700 Euro. Der Silberpreis machte in derselben Zeit einen Satz über 14 Dollar bzw. über 10 Euro. Was den Aufbewahrungsort für Münzen (und Barren) betrifft, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: vom heimischen Safe über das Schließfach einer deutschen oder ausländischen Bank bis zu einem Versteck, in dessen Ort tunlichst auch Personen des Vertrauens eingeweiht werden sollten.

Wer sich im Handel mit Aktien fit fühlt, kann ergänzend - weniger als Alternative - zu Anlagemünzen und Barren auch Gold- und Silberaktien in Betracht ziehen. Ihre Kurse sind zwar unter anderem von den Edelmetallpreisen abhängig, aber auch von einer Reihe weiterer Faktoren, wie Minenreserven und -ressourcen, Förderkosten und Managementqualität. Diese und einige weitere Faktoren lassen die Kurse der Edelmetallaktien stärker schwanken als die Preise der Edelmetalle. Das war zum Beispiel im Herbst 2008 besonders dramatisch: Obwohl damals auch Gold und Silber in den allgemeinen Abwärtsstrudel gerieten, traf dieser die Edelmetallaktien ungleich härter. Inzwischen sind die Kursverluste zum größten Teil wieder aufgeholt.

Da stellt sich die Frage, ob es im Zuge einer Verschärfung der Wirtschaftskrise nicht erneut zu einer solchen Entwicklung kommen kann. Ganz auszuschließen ist das zwar nicht, aber dann bliebe offen, was überhaupt noch vor Szenario 5 schützt, also vor der Zusammenballung von mehr Konjunkturprogrammen, weiterer Staatsverschuldung und Geldmengenexpansion. Zuletzt haben die Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts gezeigt, dass man einem solchen Szenario mit Gold und Silber sehr gut Paroli bieten kann. Diesbezüglich dürfte sich die Geschichte im Groben wiederholen. Damit sind zwar längst noch nicht alle eingangs gestellten Fragen beantwortet, aber die große Linie steht fest.

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