Hedge-Fonds Das Gesicht der Gewinner

Des einen Leid ist des anderen Freud: Während riesige Verluste von Hedge-Fonds bekannter Finanzhäuser am Image der ganzen Spezies kratzten, gibt es innerhalb der Branche auch Gewinner. Einige Finanzinvestoren nutzen einen großen Vorteil, den traditionelle Manager von Investmentfonds nicht haben. Und sie feiern Erfolge meist im stillen Kämmerchen.

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Einige Akteure erzielten im Rahmen der Subprime-Krise Wertsteigerungen zwischen 500 und 1 000 Prozent. Quelle: dpa

FRANKFURT. Für die Hedge-Fonds-Branche war 2008 generell kein gutes Jahr. Riesige Verluste von Fonds bekannter Finanzhäuser brachten nicht nur negative Schlagzeilen, sie kratzten auch am Image der ganzen Spezies, die sich selbst gern in der Rolle von "Superhirnen der Börsen" sieht.

Wo Verlierer sind, gibt es in der Hedge-Fonds-Branche jedoch auch Gewinner. Denn diese Finanzinvestoren nutzen einen großen Vorteil, den traditionelle Manager von Investmentfonds nicht haben: Sie gehen "long" und "short" , setzen also auf steigende und fallende Preise und bestimmen so das Risiko ihrer Investments selbst.

Einige bisher im Schatten der Weltöffentlichkeit stehende Experten dieser Zunft haben zuletzt beeindruckende Resultate erzielt - etwa die Man Group, die weltgrößte bankunabhängige Hedge-Fonds-Gesellschaft. "Wir sind ein Gewinner der Krise", sagt deren Vorstandschef Peter Clarke im Handelsblatt-Gespräch. Nach kleineren Verlusten im Monat August ist Man wieder in der Erfolgsspur. "Es ist uns gelungen, Anlagestrategien recht rasch an aktuelle Markttrends anzupassen", sagt Clarke. Daraus resultierten zuletzt kräftige Wertsteigerungen.

Im Gegensatz zu Man meiden als Privatfirmen aufgestellte Hedge-Fonds oft die Öffentlichkeit. Sie feiern Erfolge meist im stillen Kämmerchen. Von ihren Ergebnissen erfährt das Publikum oft nur aus spät veröffentlichten offiziellen Dokumenten oder von in diesen Fonds engagierten Anlegern. Dass einige der Akteure im Rahmen der Subprime-Krise Wertsteigerungen zwischen 500 und 1 000 Prozent erzielten, wird - im Gegensatz zu hohen Verlusten und Pleiten von Hedge-Fonds populärer Investmenthäuser wie Bear Stearns und Goldman Sachs - nur selten an die große Glocke gehängt.

Einer der zu den Gewinnern der Finanzkrise zählenden Geister ist John Paulson, Gründer der in New York ansässigen Hedge-Fonds-Gruppe Paulson & Co. Schon 2006 hatte er auf kommende Verwerfungen am Markt für Wohnimmobilien, Hypothekenkredite und die dort mit sehr viel Fantasie kreierten strukturierten Finanzprodukte hingewiesen. 2006 hatte Paulson zwei neue Hedge-Fonds aufgelegt und bei Investoren, die seinen Ideen und Strategien vertrauten, rund zwei Mrd. Dollar eingesammelt. "John hat uns seinerzeit erzählt, er habe im Verlauf seiner Karriere noch nie zuvor eine solch einmalige Gelegenheit gesehen", sagt einer der Fonds-Anteilseigner.

Paulsons Strategie für diese beiden neuen Hedge-Fonds war klar: Die Fonds sollten auf sinkende Kurse von Hypothekenanleihen und Kreditderivaten in den USA setzen.

Die Rechnung ging auf. Die sich mit der Zeit verstärkende Subprime-Krise spielte ihm voll in die Karten. Wertsteigerungen von über 550 Prozent haben nicht nur Paulson, sondern auch die Fonds-Anteilseigner zu reichen Leuten gemacht. Obwohl einige dieser Investoren einen Teil der Gelder aus den Fonds abgezogen haben, liegt deren Volumen noch immer über acht Mrd. Dollar. Insgesamt verwaltet Paulson rund 28 Mrd. Dollar. Auch die bereits existierenden Paulson-Fonds setzten konsequent auf Baisse am US-Markt für Hypothekenkredite. Insgesamt hat Paulson nach Schätzungen von Index-Berechnern an der Subprime-Krise rund zwölf Mrd. Dollar verdient.

Über einen Mangel an Anerkennung kann sich auch Andrew Lahde nicht beklagen. Im Jahr 2006 gründete er in der kalifornischen Sonnenstadt Santa Monica seine Hedge-Fonds-Gesellschaft Lahde Capital, die praktisch aus dem Stand heraus zum Gewinner der Subprime-Krise wurde. Der von ihm 2006 lancierte US Residential Real Estate Hedge V Class A erzielte seither eine Wertsteigerung von über 1 000 Prozent und setzt sich damit an die Spitze der Gewinner. Lahde hat bei der Umsetzung seiner Anlagestrategie unter anderem konsequent Derivate eingesetzt und auf sinkende Kurse von Immobilien, Hypothekenanleihen und Kreditderivaten gesetzt. Zuletzt hat er einen Teil der Gewinne an Anteilseigner ausgeschüttet und diese wissen lassen, dass das Risiko-Ertrags-Verhältnis der Märkte inzwischen weniger attraktiv sei als in der Vergangenheit. Nach Ansicht Lahdes ist das gesamte Bankenwesen in einem desolaten Zustand. Einen Teil seines eigenen Geldes hat er inzwischen in Edelmetalle investiert.

Zu den Gewinnern der Subprime-Krise zählen aufseiten der Hedge-Fonds neben Paulson und Lahde auch die Fachleute von Hayman Capital und Corriente Advisor, die gemeinsam den Subprime Credit Strategies Fund managen, der in diesem Jahr mit einer Wertsteigerung von mehr als 500 Prozent auf sich aufmerksam machte.

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