Im Sog der Bankenkrise Deutsche Banken warten bei Staatshilfen noch ab

Der Rückgriff der Großbank UBS auf staatliche Kapitalhilfen in Milliardenhöhe verschafft den Schweizern deutliche Wettbewerbsvorteile und rückt die Kapitaldecken der deutschen Banken in den Fokus. Bisher zeigen sich die hiesigen privaten Geldinstitute aber noch reserviert bezüglich staatlicher Kapitalspritzen.

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Frankfurter Skyline mit Bankentürmen. Quelle: dpa

fmd/egl/hgn/kö/pk BERLIN/FRANKFURT. "Im Wettbewerb spielt eine bessere Kapitalausstattung natürlich eine Rolle. Je besser eine Bank kapitalisiert ist, umso besser ist ihr Standing im Markt", sagt Analyst Olaf Kayser von der LBBW. Und sein Kollege Carsten Werle vom Bankhaus Sal. Oppenheim pflichtet bei: "Das kann durchaus Wettbewerbsverzerrungen nach sich ziehen." Wenn ein Land wie die USA seine Banken mit Kapital voll laufen lasse, dann müsse man sich in Deutschland auch überlegen ob man nachzieht, hieß es bei einer Frankfurter Großbank.

Bisher zeigen sich die privaten Banken aber noch reserviert bezüglich staatlicher Kapitalspritzen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte jüngst in Washington gesagt, wenn das Vertrauen unter den Banken wiederhergestellt sei, werde der Großteil des benötigten Kapitals aus "privaten Kanälen" kommen. Außerdem warnen Wissenschaftler davor, dass nach einer staatlichen Hilfsaktion den Banken vom Staat hereingeredet wird. "Es ist besser für die Reputation, wenn man einen Investor findet", meint Professor Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance & Management.

Bei den Landesbanken ist die Lage anders, hier sehen Branchenbeobachter etwa die BayernLB oder die LBBW als Kandidaten für einen Teil der staatlichen Hilfsmaßnahmen, auch wenn die Landesbank in Stuttgart dies zuletzt zurückgewiesen hat. "Alle Häuser sind noch abwartend, weil die begleitenden Sanktionen von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) noch nicht im Detail bekannt sind", sagte ein Experte. Andererseits könnte der Bund unter einem Schirm für die Landesbanken aktiv bei der Konsolidierung der Institute mitmischen.

Unklar war am Donnerstag, ob die Bundesregierung im Zuge des Rettungspakets offiziell auf eine generelle Erhöhung der Kernkapitalquoten bei den Banken drängt. "Das ist nicht geplant", sagte der finanzpolitische Sprecher der Union, Otto Bernhardt. Ob man aber später zu dem Ergebnis kommt, dass Banken insgesamt mehr Eigenkapital vorhalten sollten, müsse man auf EU-Ebene entscheiden. Torsten Albig, der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, sagte, eine Zwangskapitalisierung wie in den USA werde es nicht geben. Er habe auch keine Indizien dafür, dass Banken bei Inanspruchnahme staatlicher Eigenkapitalhilfen dann auf eine Kernkapitalquote von mindestens acht Prozent kommen sollen. In Aufsichtskreisen hieß es am Donnerstag, höhere Kapitalanforderungen seien schon jetzt möglich und zwar ohne neue Rechtsverordnungen. Insgesamt sollen über das Finanzmarktstabilisierungsgesetz bis zu 80 Mrd. Euro für die Rekapitalisierung bereitgestellt werden.

Dass die staatlichen Rettungspakete im Ausland schon Wettbewerbsvorteile bringen, zeigt sich bereits. So sind die Credit Default Swaps (CDS) bei jenen Banken, die rekapitalisiert wurden, deutlich gefallen. Dies gilt besonders für die US-Institute. So betrug etwa die Risikoprämie für ein CDS zur Absicherung vorrangiger Verbindlichkeiten von Morgan Stanley mit einer Laufzeit von fünf Jahren am Mittwoch nur noch 500 Basispunkte, wenige Tage zuvor lag sie bei rund 1 100. Die Deutsche Bank kommt auf gut 80 Basispunkte.

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