Kritik an Dachfonds Madoff-Skandal: Hedge-Fonds handelten zu fahrlässig

Zahlreichen Dach-Hedge-Fonds droht als Folge des Madoff-Skandals nicht nur ein weiterer kräftiger Kapitalabfluss, sondern möglicherweise sogar die Schließung. Anleger werfen jenen Dachfonds, die in der Vergangenheit Geld in die Hedge-Fonds von Bernard Madoff investiert haben, schlichtweg Versagen vor.

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Ein Gitarrenladen in New York ködert mit einem

FRANKFURT. "Das ist der Todesstoß für die Hedge-Fonds-Branche in ihrer derzeitigen Struktur", sagt ein deutscher Dachfondsmanager. Der Vorwurf: Dach-Fonds sollen bei der Überprüfung der von den Madoff-Fonds verfolgten Strategien nicht die bei der Geldanlage notwendige Sorgfalt an den Tag gelegt haben. Gleiches gelte auch im Hinblick auf die Person von Bernard Madoff selbst. Experten bezeichnen diesen in der Hedge-Fonds-Branche seit Jahrzehnten immer wieder ausführlich beschriebenen Prozess der eingehenden Prüfung und Kontrolle als Due Diligence. Der Fall Madoff sei in dieser Hinsicht jedoch eine sehr teure Lehrstunde, sagt Jerome de Lavenere Lussan von der Beratungsgesellschaft Laven Partners.

Durch enttäuschende Anlageergebnisse auf der einen und den aktuellen Skandal auf der anderen Seite droht zahlreichen Hedge-Fonds im kommenden Quartal eine weitere Kündigungswelle. Bereits in den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Investoren ihren Hedge-Fonds-Managern bereits die Rote Karte gezeigt und massiv Kapital abgezogen. Dies hatte dann zur Liquidierung von Fonds-Positionen und zu starken Verwerfungen an den internationalen Kapitalmärkten geführt. Eine ähnliche Entwicklung droht auch im kommenden Quartal und zu den nächsten Kündigungsterminen.

Einige Fondsanbieter haben bereits Maßnahmen ergriffen, indem sie keine Kündigungen und damit keine Kapitalrückflüsse mehr zulassen. So wurde jetzt bei einigen Hedge-Fonds berühmter Anbieter wie Cerberus Capital Management, Rab Capital, Harbinger Capital Partners, Pardus, Citadel und Blue Mountain die Möglichkeit der Kündigung begrenzt. Gleiches gilt für den zur Bank Julius Bär gehörenden britischen Hedge-Fonds GAM, der seinen Investoren ab sofort nur noch einmal im Quartal die Möglichkeit zur Kündigung und zum Rückzug des Kapitals einräumt. Bisher hatte GAM diese Möglichkeit auf einer monatlichen Basis eingeräumt. Auf diese Weise will die schrumpfende Hedge-Fonds-Branche einem grundsätzlichen Liquiditätsengpass und dementsprechend auch "Notverkäufen" von Portfolio-Bestandteilen vorbeugen.

Seit Jahresanfang sind repräsentative Hedge-Fonds-Indizes wie der HFRX-Gesamtindex um mehr als 23 Prozent gefallen. "Hedge-Fonds, die diese Krise überleben, werden ihren Anlegern künftig eine wirklich umfassende Transparenz bieten müssen", sagt Horst Bennin, geschäftsführender Direktor des deutschen Hedge-Fonds-Pioniers Auda Advisors. Der vor vielen Jahren von der Quandt-Familie gegründete Anbieter von Hedge-Fonds und Private-Equity-Fonds hatte sich vor geraumer Zeit gegen ein Madoff-Investment entschlossen. "Madoff hat uns nicht die notwendige Transparenz geboten", begründet Bennin diese Entscheidung .

Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Hedge-Fonds-Schließungen als Folge dieses mutmaßlichen Betrugsfalls in den nächsten Wochen weiter an Dynamik gewinnen wird. "Das Image von Hedge-Fonds hat stark gelitten", heißt es dazu. In den ersten drei Quartalen 2008 wurden nach Angaben von Hedge-Fund-Research (HFR) rund 700 Hedge-Fonds liquidiert - im vierten Quartal dürfte die Zahl der Schließungen Schätzungen zufolge über der Marke von 300 liegen. Die Zahl der aktiven Hedge-Fonds und Dach-Hedge-Fonds wird jedoch noch immer auf mehr als 10 000 geschätzt.

Fachleute hatten zuletzt geschätzt, dass in den kommenden Wochen und Monaten mehr als ein Drittel der in der Vergangenheit aktiven Hedge-Fonds vom Markt verschwinden dürfte. Die abnehmende Bedeutung dieser Investorengruppe ist auch daran zu erkennen, dass das verwaltete Volumen von über zwei Billionen Dollar im Jahr 2007 inzwischen auf nur noch rund 1,5 Billionen Dollar geschrumpft ist.

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