
In jedem Unternehmen gibt es strategische Überlegungen, die zunächst das Top-Management diskutieren muss. Allerdings beschließen deutsche Führungskräfte zu viel im stillen Kämmerlein: 70 Prozent der Mitarbeiter sind damit unzufrieden, ergab eine Umfrage des Beratungsunternehmens Comteam im vergangenen Jahr. 95 Prozent der Befragten bemängelten gar, dass ihre Vorgesetzten die Beschlüsse schon getroffen hätten und die Belegschaft nur scheinbar einbeziehen.
Natürlich gewinnen Manager viel Zeit, wenn sie alles alleine oder im engsten Führungszirkel entscheiden. Doch verlieren sie dadurch etwas viel Kostbareres: die Loyalität ihrer Mitarbeiter. Daran scheiterte letztlich auch Léo Apotheker, der im vergangenen Februar seinen Posten als SAP-Vorstandssprecher räumte – nach weniger als einem Jahr.
Die Angestellten brauchen das Gefühl, dass ihre Meinung bei wichtigen Beschlüssen zählt – vor allem dann, wenn diese unmittelbare Auswirkungen auf ihren Arbeitsalltag haben. Wer solche Beschlüsse dann auch noch oberflächlich kommuniziert, lässt sie erst recht im Unklaren und verhindert, dass diese die Entscheidungen engagiert mittragen. Irgendwann haben die Mitarbeiter das Gefühl, nur noch ein Rädchen im Getriebe zu sein – und in so einem Umfeld entwickeln sie nachweislich weniger Ideen.
Demokratie am Arbeitsplatz
Wie wichtig Mitsprache ist, zeigten vor wenigen Monaten Wissenschaftler um Jeffrey Carpenter vom Middlebury College im US-Bundesstaat Vermont. Bei einem Experiment konnten 180 Teilnehmer durch das Lösen von Rechenaufgaben Geld verdienen. Die eine Hälfte sollte per Mehrheitsbeschluss entscheiden, ob der gemeinsam erwirtschaftete Gewinn zu gleichen Teilen oder nach Leistung gestaffelt ausgezahlt werden sollte. Die andere Hälfte hatte kein Mitspracherecht.
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Resultat: Gruppe A war wesentlich motivierter. Im Schnitt bearbeiteten deren Mitglieder sieben Prozent mehr Aufgaben. Nebenbei stieg auch ihre Produktivität: Die Anzahl der richtigen Lösungen kletterte um neun Prozent. Dabei war es unerheblich, für welches Lohnmodell sich die Gruppe entschieden hatte. Wichtig war nur, dass sie überhaupt mitreden durften.
Die Studie liefere "ein starkes ökonomisches Argument für mehr Demokratie am Arbeitsplatz", sagt Carpenter. Auch in Deutschland sei mehr Produktivität möglich – wenn Führungskräfte ihre Angestellten öfter mitreden lassen würden.