Morgan Stanley: Bessere Quartalszahlen als erwartet US-Regierung kommt AIG mit 85 Milliarden Dollar zu Hilfe

Rettungsaktion und Ausverkauf in der Finanzkrise: Während die US-Regierung dem angeschlagenen Versicherungsriesen AIG mit bis zu 85 Milliarden Dollar zu Hilfe kommt, kauft Barclays Teile der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers. Die US-Notenbank lässt derweil die Leitzinsen unverändert. Wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten hatte die US-Investmentbank Morgan Stanley überraschend bereits gestern nach Börsenschluss ihre Quartalszahlen vorgelegt - und dabei besser als erwartete Ergebnisse präsentiert.

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Fed-Chef Ben Bernanke Quelle: AP

Die Notenbank Fed teilte in der vergangenen Nacht mit, der Rettungsplan solle ein "unkontrolliertes Versagen" des Instituts verhindern. In Medien war kurz zuvor eine Insolvenz von AIG noch heute nicht mehr ausgeschlossen worden. Experten befürchteten für diesen Fall massive Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte. AIG hat fast 20 Milliarden Dollar Verluste angehäuft. Das hat die Kapitaldecke massiv angegriffen.

Der Kredit soll eine Laufzeit von zwei Jahren haben. Als Sicherheit dient das gesamte Vermögen von AIG. Die amerikanische Regierung übernimmt knapp 80 Prozent der Kontrolle an dem Konzern und erhält ein Veto-Recht bei der Ausschüttung der Dividende. "Die Interessen der Steuerzahler sind durch die Kernbedingungen dieses Kredits geschützt", betonte die Fed. Das Paket sei in enger Abstimmung mit dem Finanzministerium erarbeitet worden. In einer ersten Reaktion begrüßte Präsident George W. Bush die Vereinbarung.

An den Märkten wurde die Rettungsaktion mit Erleichterung aufgenommen. "Gott sei Dank", rief Dan Fuss von Loomis Sayles. "AIG ist mit so vielen Menschen verbunden und berührt so viele Firmen in der ganzen Welt." In Japan stieg der Nikkei-Index im Verlauf um 2,2 Prozent. Auch hier hatten Händler vor den katastrophalen Folgen eines Kollapses gewarnt. Gestern war der AIG-Aktienkurs um 45 Prozent auf 2,70 Dollar eingebrochen. Vor Jahresfrist kosteten die Papiere noch rund 70 Dollar.

Barclays kauft Lehman-Teile

Die britische Bank Barclays kauft Teile der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers in Nordamerika. Die Gesamtsumme betrage etwa 1,75 Milliarden Dollar, erklärten die Konzerne in der Nacht zum Mittwoch. Übernommen werden sollen die Investmentbanking- und Kapitalmarkt-Sparten, der New Yorker Hauptsitz von Lehman und zwei Datenzentren. Betroffen wären damit etwa 10.000 Mitarbeiter. Die Sparte für das Investment-Managing ist nicht Teil des Geschäfts.

Das Abkommen bedarf der Genehmigung eines Konkursgerichts und kann abgesagt werden, wenn es nicht bis zum 24. September vollzogen wird.

Lehman hatte am Montag Gläubigerschutz beantragt. Seitdem wenden sich immer mehr Kunden von dem Traditionshaus ab, ein Vorgang, der durch eine schnelle Übernahme der Geschäftsteile gestoppt werden soll. Barclays hatte die Verhandlungen am Wochenende zunächst platzen lassen, weil die amerikanische Regierung keine Garantien übernehmen wollte. Dies hatte zum Zusammenbruch der US-Bank beigetragen. Am Dienstag teilte Barclays der amerikanischen Börsenaufsicht SEC dann mit, dass es Verhandlungen über einen Kauf von Lehman-Anteilen gebe.

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Morgan Stanley überrascht mit Quartalszahlen

Die US-Investmentbank Morgan Stanley hatte gestern nach Börsenschluss überraschend ihre Quartalszahlen vorgelegt und dabei besser als erwartete Ergebnisse präsentiert. Zwar sei im dritten Quartal der Gewinn aus dem laufenden Geschäft um drei Prozent auf 1,43 Milliarden Dollar gesunken, teilte die Nummer Zwei der Branche in den USA mit. Pro Aktie lag der Gewinn mit 1,32 Dollar aber deutlich über den 0,78 Dollar, die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Die Einnahmen stiegen um ein Prozent auf acht Milliarden Dollar und lagen damit ebenfalls deutlich über den prognostizierten 6,28 Milliarden. Eigentlich wollte Morgan Stanley seine Zahlen erst am Mittwoch präsentieren. Morgan-Stanley-Aktien stiegen nachbörslich um rund neun Prozent, nachdem sie zuvor im regulären Handel knapp elf Prozent auf 28,70 Dollar nachgegeben hatten.

Branchenexperten zeigten sich hoch erfreut. "Das sind großartige Nachrichten für den gesamten Finanzsektor", sagte Marshall Front von Front Barnett Associates. Ähnlich äußerte sich Tom Sowanick von Clearbook Financial: "Morgan Stanley hat deutlich bessere Zahlen als erwartet vorgelegt."

Der Morgan-Stanley-Rivale Goldman Sachs hatte zuvor Zahlen präsentiert und dabei einen Gewinnrückgang von 70 Prozent ausgewiesen.

Angesichts der Kreditmarktkrise hatte Morgan Stanley im zweiten Quartal nur durch dem Verkauf von Vermögenswerten einen Verlust verhindern können. Die Einnahmen brachen um fast 40 Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar ein. Die Bank hatte bereits Ende 2007 im Zusammenhang mit schlecht besicherten US-Hypotheken einen Verlust von 9,4 Milliarden Dollar verbucht. Daraufhin sicherte sich das Institut eine Kapitalspritze über fünf Milliarden Dollar aus China und entließ Tausende Mitarbeiter.

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