Neue Aktien an der Börse Fluch und Segen von Kapitalerhöhungen

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Geplante Börsengänge

Braucht ein Unternehmen die Kapitalerhöhung für das nackte Überleben, ist es oft besser, mit Verlust zu verkaufen, als dem schlechten Geld auch noch gutes Geld nachzuwerfen. Infineon und HeidelCement zeigen jedoch, dass diese Grundregel nicht immer gilt. „In einer Krisenbranche, in der Wettbewerber verschwinden oder geschluckt werden, lohnt es sich, auf den stärksten Akteur zu setzen“, sagt Fondsmanager Leber.

„Die Konjunkturaussichten sind zwar grauenvoll. Aber Unternehmen, die jetzt bei den recht hohen Kursen vorsorgen und sich ein Kapitalpolster anschaffen, werden die Flaute überstehen“, erwartet Leber. „Überleben — das ist ein gutes Motiv für eine Kapitalerhöhung.“

Besonders hoch ist der Kapitalbedarf der Banken. Analysten der Citigroup schätzen, dass von 55 europäischen Banken, die sie beobachten, 13 bis Ende 2010 zu wenig Kapital haben werden, wenn sie frisches Geld aufsammeln. Strengere Regeln nach dem G20-Gipfel dürften den Druck dazu erhöhen. Zu den Kandidaten für Kapitalerhöhungen zählen sie auch die Deutsche Postbank und die Commerzbank. In Londoner Finanzkreisen gilt auch die Deutsche Bank als Kandidatin für eine Kapitalerhöhung — ebenso wie die HypoVereinsbank-Mutter UniCredit (siehe Tabelle rechts oben).

Börsenneulinge am Start

Typisch für eine sich ihrem Höhepunkt nähernde Hausse ist das Phänomen, dass kapitalsuchende Unternehmen im Kampf um das Geld der Anleger zunehmend mit neuen Wettbewerbern rechnen müssen. Nach 54 Prozent Plus im Dax seit März wagen sich die ersten Börsenkandidaten an die Öffentlichkeit (siehe Tabelle). Das chinesische Technologieunternehmen Vtion ist am 1. Oktober in den Handel gestartet.

Dicke Brocken 2010

Die 50 Millionen Euro, die Vtion eingesammelt hat, sind noch keine Konkurrenz für etablierte kapitalsuchende Firmen. Stärker ins Gewicht fallen dürfte der mehr als zehnmal so große Börsengang von Hochtief Concessions. Der Baukonzern hat bereits die Konsortialführer mandatiert, um die Infrastrukturbeteiligungen abzuspalten und noch im Herbst an die Börse zu bringen. Die Sparte Concessions umfasst Beteiligungen an den Flughäfen Hamburg, Düsseldorf und vier weiteren Airports sowie an Straßen und öffentlichen Gebäuden.

Die richtig dicken Brocken, die jeweils mehr als eine Milliarde Euro Kapital absaugen werden, stehen dann für 2010 an, unter ihnen der Chemiehändler Brenntag. Zusätzlich rollt eine Welle von Großemissionen von Unternehmensanleihen auf die Anleger zu. Allein bei HeidelbergCement werden in den kommenden zwei Jahren Anleihen über sechs Milliarden Euro fällig. Nicht nur HeidelbergCement ist noch längst nicht satt.

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