Postbank-Übernahme Deutsche Post steigt bei Deutscher Bank wieder aus

Die Deutsche Post hat ihre achtprozentige Beteiligung an der Deutschen Bank verkauft. Damit ist die Deutsche Bank auch ihre indirekte Staatsbeteiligung los. Neues Ungemach droht der Deutschen Bank in der Spitzelaffäre.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Scheckkarten der Deutschen Quelle: dpa

Geschäfte mit der Deutschen Bank dürften Post-Chef Frank Appel ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Kurz bevor die Deutsche Bank im Januar 2009 einen Milliardenverlust bekannt geben musste, hatten Appel und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Übernahmekonditionen für die Postbank nachverhandelt. Statt die Postbank-Anteile wie ursprünglich beabsichtigt bar zu bezahlen, erhielt die Postbank acht Prozent der Aktien der Deutschen Bank – und umgerechnet schon damals 300 Millionen Euro mehr als zunächst vereinbart.

Jetzt ist die Deutsche Post nicht länger Aktionär der Deutschen Bank. Wie die Post heute in Bonn mitteilte, hat sie ihre im Zuge des Verkaufs der Postbank übernommenen 50 Millionen Aktien von Deutschlands größtem Geldhaus inzwischen am Markt verkauft.

Die Deutsche Post - und damit indirekt auch der Bund als ihr Mehrheitseigner - war seit Mitte Januar Großaktionär der Deutschen Bank, die einen Teil des Pakets von zunächst 22,9 Prozent der Postbank-Aktien in eigenen Papieren aus einer Kapitalerhöhung bezahlt hatte. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Aktien sei rund 100 Millionen Euro höher ausgefallen als erwartet, erklärte der Logistikkonzern.

400 Millionen mehr

Insgesamt seien der Post damit aus dem Postbank-Verkauf bisher fünf Milliarden Euro zugeflossen. 

Der nun abgeschlossene Verkauf kam nicht überraschend, aber schneller als erwartet.

Bei den Nachverhandlungen der Übernahme im Januar hatten Appel und Ackermann vereinbart, dass die Post AG die Deutsche-Bank-Papiere in zwei Schritten ab Ende April beziehungsweise Mitte Juni verkaufen kann. „Wir sind sehr zufrieden, dass wir die Anteile an der Deutschen Bank wie geplant so zügig und erfolgreich verkaufen und damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum reinen Brief- und Logistikkonzern vollziehen konnten“, sagte Postchef Frank Appel jetzt zufrieden. Der Zeitpunkt für den Aktienverkauf war schließlich gut gewählt: Seit dem 52-Wochen-Tief der Deutsche-Bank-Aktie von 15,38 Euro im Januar erholte sich das Wertpapier auf zuletzt 42,70 Euro (Schlusskurs am vergangenen Freitag).

Weitere Übernahme in Etappen

Die Deutsche Bank hält inzwischen durch Zukäufe die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie an der Postbank.

Weitere 27,4 Prozent erhält sie in drei Jahren aus einer Pflichtumtauschanleihe der Deutschen Post. Über den Restbesitz der Post an der Postbank von rund zwölf Prozent wurden gegenseitige Optionen über drei beziehungsweise vier Jahre vereinbart. Durch den Verkauf ihres Anteils von insgesamt 62,3 Prozent an der Postbank will sich die Post AG künftig ganz auf den Logistiksektor konzentrieren.

Spitzelaffäre bei Deutscher Bank weitet sich aus

Unterdessen erhält die Spitzelaffäre bei der Deutschen Bank neue Nahrung.

Wie "Der Spiegel" berichtet, habe die Bank den ehemaligen Gewerkschaftsvertreter von verdi in ihrem Aufsichtsrat, Gerald Herrmann, von einer Detektei bespitzeln lassen. Das gehe aus dem internen Prüfbericht einer Anwaltskanzlei hervor, der der Bank seit Ende vergangener Woche vorliege.

Zudem seien 2006 auch Vorstände bespitzelt worden, die im Verdacht standen, Kontakte zum Medienunternehmer Leo Kirch zu unterhalten. Der auf Ibiza lebende Rechtsanwalt Michael Bohndorf, ein kritischer Aktionär, sei im Auftrag der Bank sogar beschattet worden.

Die Deutsche Bank will sich dazu erst äußern, wenn der Bericht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorliege, sagte ein Sprecher. Herrmann bestätigte dem "Handelsblatt", dass er ausgespäht worden sei. Die Deutsche Bank habe ihn aber erst vor wenigen Tagen darüber informiert.

Herrmann stand laut „Spiegel“ im Verdacht, Geschäftszahlen des dritten Quartals im Jahr 2001 an die Presse gegeben zu haben. „Ich finde dieses Verhalten empörend“, sagte Herrmann. Die Bank habe sich zwar bei ihm entschuldigt, er erwarte aber eine persönliche Entschuldigung von Vorstandschef Josef Ackermann, „der sich ja an die Spitze der Aufklärung stellen wollte“.

Die Vorwürfe hätten sich „als völlig unbegründet“ erwiesen. Das habe ihm die Deutsche Bank versichert, zitiert das „Handelsblatt“ den Gewerkschafter, der von 1998 bis 2003 im Aufsichtsrat saß.

BaFin-Sonderprüfung bei der Deutschen Bank läuft

Der DAX-Konzern hatte im Mai mitgeteilt, er habe Hinweise auf mögliche Verstöße gegen „interne oder rechtliche Regeln“. Kontendaten oder andere Informationen über Kunden seien nicht betroffen. Dazu läuft eine von der Bank eingeleitete Untersuchung der Anwaltskanzlei, die bis in die 90er Jahre zurückreicht. Die Finanzaufsicht BaFin hatte eine Sonderprüfung angeordnet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%