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Raus aus dem Tagesgeld Anleihen als attraktive Alternative

Anleihen von Industriekonzernen sind attraktiv wie selten. Mit welchen Zinspapieren Anleger hohe Renditen einfahren, welche Risiken Investoren eingehen dürfen.

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Anreiz für Investoren: Quelle: dpa

Nichts ist scheinbar zu unwichtig, als dass sich nicht noch ein Internet-Blog daraus machen ließe. Zum Thema Tagesgeld etwa finden sich im Netz gleich Dutzende. Doch diese Web-Tagebücher liefern keine unabhängigen Einschätzungen für Sparer, sondern wirken wie von Werbeabteilungen einzelner Banken gesteuert. So trommelt Anonymus „Clix“ für den Online-Broker Comdirect  in einen Blog, dessen Konto bringe mit „unglaublichen“ Zinsen „ihr Geld auf Touren“.

Wirklich Erfreuliches zu berichten gibt es von der Tagesgeld-Front kaum noch: Tagesgelder bringen je nach Anlagehöhe derzeit nur ein halbes oder ein Prozent. Bei höher rentierlichen Lockangeboten sind viele Fußnoten zu beachten, der hohe Zins verflüchtigt sich zudem nach wenigen Monaten. Selbst auf ein Jahr angelegt, sind bei Banken selten mehr als zwei Prozent zu holen. Etwa 1700 Milliarden Euro dümpeln auf heimischen Spar-, Giro- oder Festgeldkonten herum. Da ist das Geld zwar sicher, doch es wirft kaum noch Zinsen ab. Es in großem Stil in den Aktienmarkt zu schaufeln, dürfte wenig Sinn machen – dass die Börse über Jahre stabile Erträge ins Depot bringt, ist angesichts der vermutlich größten Wirtschaftskrise aller Zeiten unwahrscheinlich.

Endlich wieder kleine Anleihen-Stückelung

Mit etwas Mut können Sparer aber ein Vielfaches an Zinsen gegenüber Festgeldern herausholen: wenn sie ihr Kapital statt der Bank einem Unternehmen leihen. Die führen zwar keine Konten, bieten Anlegern aber die Chance über Anleihen, die nichts anderes sind als ein Kredit an das jeweilige Unternehmen, ordentliche Renditen einzufahren. Je nach Risiko-Neigung und Laufzeit dieses Kredits sind vier Prozent leicht zu erzielen, sieben Prozent auch ohne schlaflose Nächte machbar, zehn Prozent für Investoren mit mittelstarken Nerven, Zocker können Wetten auf jährliche Erträge von 15, 30 oder gar 60 Prozent eingehen – die Weltwirtschaftskrise, die Kurse von Anleihen drückte, macht’s möglich.

Die Unternehmen erleichtern dabei seit einigen Monaten den Zugang zu ihren Anleihen. Nachdem sie in den vergangenen Jahren immer öfter nur noch Papiere mit einer Mindestinvestitionssumme von 50.000 Euro (Stückelung) an den Markt brachten, hat sich 2009 der Wind zugunsten der Normalsparer gedreht. Ob Siemens, Volkswagen oder RWE: Die Unternehmen geben neue Anleihen wieder in kleiner Stückelung heraus. Ab 1000 Euro ist auch der normale Investor dabei. Das hilft, Einsätze breit zu streuen – ein Muss für jede Anlage.

Wichtig: Unternehmensrisiken beachten

Zunächst sollten Anleger beachten, wie eine Anleiheinvestition funktioniert. Im zweiten Schritt gilt es, sich darüber klar zu werden, welches Risiko persönlich über welchen Zeitraum tragbar erscheint, wie dieses verzinst wird und wie wahrscheinlich es ist, dass das angepeilte Unternehmen seine Schulden zurückzahlt.

Darüber hinaus ist die derzeit schwierigste aller Fragen zu beantworten, die nach der künftigen Preissteigerung (Inflation). Ein steiler Anstieg könnte alle Zinserträge auffressen. Bei rückläufiger Inflation wie in den vergangenen Monaten aber erhöht sich die echte Verzinsung nach Preissteigerung (Fachbegriff Realverzinsung). Letzteres hört sich gut an, jedoch sind die Risiken von Unternehmenspleiten in Deflationszeiten höher als bei einer Inflation. Sinkende Preise drücken auf die Gewinne, Zinszahlungen werden schwieriger, de facto verteuert sich die Schuldenlast für die Unternehmen. Zuletzt stiegen die Preise in Deutschland um nur noch 0,7 Prozent, in den USA gingen sie sogar leicht zurück. „Allerdings schieben rückläufige Preise auch Innovationen an und zwingen die Unternehmen zu mehr Produktivität, für Anleihebesitzer wäre eine Deflation nicht schlimm“, sagt Johannes Führ, Gründer der gleichnamigen Vermögensverwaltung und einer der erfahrensten Anleihemanager.

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