Renditeprognose Angenehme Langeweile bei den Zinsen

Analysten und Volkswirte haben keine Angst vor steigenden Zinsen. Im Gegenteil: Die bei der großen Kapitalmarktumfrage des Handelsblatts befragten 34 in- und ausländischen Banken und Investmenthäuser erwarten keinen Zinssprung, sondern im Durchschnitt nur einen leichten Anstieg auf 4,35 Prozent. Bei ihrer Renditeprognose für das laufende Jahr lagen Volkswirte und Analysten meist richtig.

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FRANKFURT. Das entspräche einer mehr oder weniger unveränderten Rendite gegenüber dem aktuellen Stand. Trotz der Finanzkrise und der damit verbundenen Gefahren für Finanzsystem und Konjunktur gehen nur sechs Banken davon aus, dass die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe Ende des nächsten Jahres unter vier Prozent fallen wird. Zwei Ausreißer nach oben gibt es mit den Prognosen der Bank of America und der französischen BNP Paribas. Beide sehen den Bond Ende des nächsten Jahres bei 4,80 Prozent und damit nicht mehr weit entfernt von der Marke von fünf Prozent.

Im laufenden Jahr konnten die in- und ausländischen Banken mit ihrer Zinsprognose zum zweiten Mal in Folge überzeugen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kletterte in den vergangenen zwölf Monaten um fast 0,4 Prozentpunkte auf 4,36 Prozent und lag damit nicht sonderlich weit weg von der Prognose von 4,05 Prozent. Der historische Tiefststand von 3,00 Prozent vom September 2005 ist trotz der Finanzkrise inzwischen meilenweit entfernt.

Mit ihren Einzelprognosen überzeugten vor allem Sal. Oppenheim und die Weberbank (4,25 Prozent). Aber eine ganze Reihe von Instituten lag mit ihren Vorhersagen immer noch ausgezeichnet. Dazu gehörten die Bayerische Landesbank, die BHF-Bank, die Helaba, Unicredit, Kepler Equities, LBBW, Morgan Stanley, die Postbank sowie die SEB. Ihre Schätzungen lagen bei 4,2 oder 4,4 Prozent. Mit einem Extremwert von 5,1 Prozent wartete ABN Amro auf; Bankhaus Lampe, JP Morgan, MM Warburg und NordLB lagen mit 3,5 Prozent ebenfalls weitab vom Schuss.

Auch bei den Prognosen für 2008 zeigt der grundsätzliche Trend nach oben, wenngleich die Marke von fünf Prozent nicht gekratzt wird. Als größte Pessimisten outen sich die Bank of America und BNP Paribas. Für die Amerikaner wird die Weltkonjunktur nach einer "Winterschwäche im Laufe des Sommers wieder langsam an Fahrt gewinnen".

Damit dürften sich den Investoren immer bessere Alternativen zu Staatsanleihen bieten. Die Bank rechnet im Trend mit steigenden Renditen. Im Herbst werde die Europäische Zentralbank vermutlich die Zinsen anheben, die Ende 2007 bei 4,5 Prozent liegen werden. Und BNP Paribas rechnet mit einem gebremsten Kapitalfluss aus Asien in die westliche Welt und entsprechenden Auswirkungen auf die Anleihezinsen. Im Gegensatz dazu sieht die Weberbank die Zehn-Jahres-Zinsen bei 3,75 Prozent. Sie erwartet "als zyklustypisches Muster eine sehr flache bis inverse Zinskurve". Das könne in Euro-Land vorübergehend dazu führen, dass die langfristigen Zinsen um 0,5 bis einen Prozentpunkt unter den kurzfristigen Renditen liegen.

Der Euro soll sich aus heutiger Sicht 2008 gegenüber dem Dollar mit 1,40 Dollar je Euro wenig ändern. Extremwerte haben die französische Natixis (1,54 Dollar) und Morgan Stanley (1,32 Dollar) zu bieten. Natixis spricht von einer von der Finanzkrise ausgelösten Aversion internationaler Investoren gegen "jegliche Form von amerikanischen Vermögenswerten" und einer zunehmenden Diversifikationspolitik der Zentralbanken bei ihren Devisenreserven. Die internationale Bedeutung des Euros werde zunehmen.

Ganz anders sieht das Morgan Stanley: In unsicheren Zeiten rechnet die Bank mit einer Flucht in den Dollar. Die Wahrscheinlichkeit steige, dass die US-Währung ähnlich an Kraft gewinne wie im Jahr 2005. Insgesamt sei der Dollar zurzeit billig und die Zwillingsdefizite (Leistungsbilanz und Haushalt) schrumpften schnell.

Für den Kurs des Dollars zum Yen optimistisch gestimmt ist die Weberbank. Sie sieht die Währung bei 131 Yen je Dollar. Das Institut rechnet mit einem anhaltenden Trend zur Diversifikation der großen Kapitalsammelstellen in Japan. 2007 lagen die Banken mit ihrer Prognose sehr gut.

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