US-Präsidentschaftswahl Außenpolitische Novizen drängen ins Weiße Haus

Auch wenn noch völlig offen ist, wer 2009 ins Weiße Haus einziehen wird, so viel ist klar: Amerikas Partner können sich auf eine Außenpolitik einstellen, die sich eher im Stil als in der Substanz vom derzeitigen Kurs unterscheidet. Und wer immer die Wahl gewinnt, er oder sie bringt wenig internationale Erfahrung mit.

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DÜSSELDORF. Die echten Außenpolitiker im Kandidatenfeld - John McCain bei den Republikanern, Joe Biden und Bill Richardson bei den Demokraten - haben keine Chance. Hillary Clinton, die Favoritin der Demokraten, führt zwar ihre Erfahrungen als First Lady an. Immerhin habe sie in Bills Schlepptau Hunderten ausländischen Politikern die Hand geschüttelt und schon 1995 eine Rede vor der Uno-Frauenkonferenz in Peking gehalten, beharrt sie.

Aber Barack Obama, ihr Herausforderer, hat durchaus recht mit seiner Replik, dass dies ja kein Ersatz für Regierungserfahrung ist. Er selbst verweist allein auf seinen bunten Lebenslauf: Die Erfahrungen als Sohn eines Kenianers und seiner Schulzeit in Indonesien seien eine weit bessere Basis, die komplexe Welt zu verstehen.

Auf der Seite der Republikaner steht Rudy Giuliani vorne an, der immerhin seine Erfahrungen als New Yorker Bürgermeister im Kampf gegen den Terror ins Feld führen kann. Aufsehen erregt vor allem, dass sich Giuliani mit Beratern umgibt, die als Hardliner selbst das Team von Dick Cheney in den Schatten stellen. Giulianis chancenreichste Herausforderer dagegen, die Ex-Gouverneure Mike Huckabee und Mitt Romney, haben ihre Meriten als Prediger bzw. Manager erworben, sind in der Außenpolitik aber völlig unbeleckt.

Im Wahlkampf debattiert wird vor allem der Abzug aus dem Irak - und dennoch sind keine großen Abweichungen vom Kurs der Regierung Bush zu erwarten. Selbst die Demokraten, die den Krieg immer wieder hart kritisieren, werden die Truppen nur schrittweise abziehen, allenfalls ein wenig schneller als die Republikaner.

Und auch der Iran-Streit besteht vor allem aus heißer Luft: Keiner der aussichtsreichen Kandidaten würde ein Atombombenprogramm akzeptieren, keiner schließt die militärische Option aus. Und der Nahost-Konflikt, der dritte Krisenherd, hat die Debatte bislang kaum beschäftigt. Die transatlantische Partnerschaft ist unstrittig - und daher kein Thema.

Weitgehender Konsens besteht in der Frage, dass sich Amerikas nächster Präsident bei seinen Partnern und vor allem in der arabischen Welt um ein besseres Image bemühen muss - aber keinesfalls zulasten der eigenen Interessen. Die Politik müsse "durch eine Präferenz für den Multilateralismus geleitet werden, aber ohne auf die Option des Unilateralismus zu verzichten, wenn es nötig sein sollte", sagt nicht ein Republikaner, sondern Hillary Clinton.

Am weitesten wagt sich Barack Obama vor, etwa mit seiner Ankündigung, direkt mit Amerikas Feinden reden zu wollen. Am anderen Ende des Spektrums steht Rudy Giuliani: Seine erste Priorität sei es, das Land gegen den "radikalen islamischen Faschismus" zu verteidigen, kündigte er an.

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