Verschuldete US-Kommunen Deutsche Banken tragen Milliardenrisiko

Viele Kommunen in den USA sind hochverschuldet. Das trifft auch deutsche Banken: In deren Bilanzen schlummern nach Regierungsangaben Außenstände von 38 Milliarden Dollar.

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Bankenskyline von Frankfurt:

In deutschen Bankenbilanzen schlummern Milliardenrisiken aus Kredit-Engagements bei hoch verschuldeten US-Kommunen. In einer der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorliegenden Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine parlamentarische Anfrageist von Außenständen von 38 Milliarden Dollar gegenüber den US-Gebietskörperschaften (Municipalities) die Rede.

Hinzu kämen 13 Milliarden Dollar an Forderungen gegenüber US-Bundesstaaten. „Die Risiken für die Institute sind nicht gleichmäßig verteilt“, heißt es in dem Ministeriumspapier. Namen von einzelnen deutschen Banken werden darin nicht genannt. In Finanzkreisen hieß es, deutsche Landesbanken seien besonders stark bei US-Kommunen engagiert.

Das Finanzministerium beruft sich auf eine Umfrage der US-Bankenaufsicht zum Forderungsvolumen von 17 wichtigen Banken im Bereich von US-Landkreisen und Städten. Stichtag ist der 30. September 2010. Ähnlich wie in Deutschland leiden auch die US-Kommunen massiv unter einer steigenden Verschuldung als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise. Es gibt aber große Unterschiede, wie stark die einzelnen US-Kommunen unter Schuldenproblemen leiden.

Zur Einordnung der Risiken wies das Ministerium darauf hin, dass in der Vergangenheit Zahlungsausfälle bei sogenannten US Municipal Bonds, also Kommunalanleihen, „sehr selten“ waren. Die Häufigkeit habe unter der bei Unternehmensanleihen gelegen. Die Beurteilung des Risikogehalts der einzelnen Kommunalanleihen sei wegen der vielen unterschiedlichen Einheiten äußerst schwierig.

Als einziger Maßstab könne die Bonitätsnote der Papiere gelten. „Danach verfügen rund 94 Prozent der bilanziellen Municipality-Portfoliowerte über ein Investmentgrade-Rating (AAA bis BBB), 60 Prozent erreichen sogar ein Rating im Bereich von AAA und AA“, heißt es in dem Papier.

Das Ministerium sieht daher keinen Grund für große Befürchtungen. „Es ist nur schwer vorstellbar, dass alle Gemeinden ausfallen werden“, heißt es in seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage. Es machte zugleich deutlich: „Allerdings dürften die größeren und bekannteren Emittenten, die derzeit oftmals wegen ihrer hohen Schuldenlast bereits als finanziell angeschlagen gelten, auch eine höhere Gewichtung im Gesamt-Exposure einnehmen als kleinere Provinzkommunen.“

Der Direktor der Handelsabteilung für festverzinsliche Wertpapiere bei der Deutschen Bank in New York, Gary Pollack, sagte der „Financial Times Deutschland“, er halte einen kompletten Zahlungsausfall eines großen Emittenten solcher Fonds für „äußerst unwahrscheinlich“. „Große Städte oder die Bundesstaaten werden alles daransetzen, das zu vermeiden“, erklärte er. Ein Zahlungsausfall liege nicht in ihrem Interesse, denn sie brauchten weiterhin den Zugang zu den Kapitalmärkten zur Finanzierung ihrer Aufgaben.

Pollack ergänzte: „Auch wenn es zu Ausfällen von Muni-Bonds kommt, werden sich diese deutlich unter dem Niveau bewegen, das der Markt derzeit mit seiner Vorsicht impliziert.“ Prognosen, die von Hunderten Milliarden Dollar an Ausfällen ausgehen, halte er für zu panisch.

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