Ausfuhren Deutsche Exporte mit stärkstem Anstieg seit mehr als einem Jahr

Nach einem zweimonatigen Export-Rückgang übertrafen die deutschen Exporteure die Erwartungen der Ökonomen im Oktober deutlich. Quelle: dpa

Deutsche Unternehmen lieferten im Oktober 4,1 Prozent mehr Güter an ausländische Kunden. Experten führen das auf Nachholeffekte in der Industrie zurück.

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Die deutschen Exporte sind im Oktober trotz Materialengpässen so kräftig gewachsen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Sie legten um 4,1 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist das größte Plus seit Juli 2020. Ökonomen hatten lediglich mit einem Wachstum von 0,9 Prozent gerechnet. Zuvor waren die Ausfuhren zwei Monate in Folge um jeweils knapp ein Prozent geschrumpft. Für den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist die Bilanz nur auf den ersten Blick erfreulich. „Ein Großteil des Anstiegs geht auf importierte Kostensteigerungen bei wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen zurück, die unsere Exporteure an ihre ausländischen Kunden weitergeben“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Auch deuteten die zuletzt gesunkenen Industrieaufträge aus Übersee an, dass die Luft im internationalen Geschäft dünner werde - nicht zuletzt wegen der nachlassenden Konjunktur in China.

Die Importe legten im Oktober bereits den dritten Monat in Folge zu, und zwar um unerwartet kräftige 5,0 Prozent. „Die eigentlich gute Nachricht ist: Es kommen auch wieder mehr Waren in Deutschland an“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Das signalisiert gewisse Entspannung bei der angespannten Materialknappheit.“ Allerdings gießt eine Studie des Kreditversicherers Euler Hermes auch hier Wasser in den Wein: Insbesondere bei Halbleitern - auf die etwa die Autoindustrie so dringend angewiesen ist - dürften sich die Engpässe noch lange hinziehen. „Die größten Kontingente haben sich Asien und die USA gesichert“, sagte der Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. „Deutschland als führende Industrienation in Europa hatte im Vergleich das Nachsehen.“

Der kräftige Anstieg der Exporte und Importe erhöht zumindest die Chance, dass die deutsche Wirtschaft über die Jahreswende wegen der vierten Corona-Welle nicht in eine Mini-Rezession abgleitet. „Setzt sich der Trend fort, käme die Erholung in der Industrie gerade zu jenem Zeitpunkt, an dem die Kontaktbeschränkungen und wachsende Konsumzurückhaltung aus Angst vor Infektionen die Aktivität im Gastgewerbe, bei den Freizeitdienstleistern und im Einzelhandel dämpfen“, sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. „Ein kräftiger Einbruch der Wirtschaftsleistung wie Anfang 2020 und Anfang 2021 könnte so verhindert werden.“ Ein Risiko für die kommenden Monate bleibe allerdings, dass die neue Variante Omikron des Corona-Virus neue Betriebsschließungen in asiatischen Ländern nach sich zieht und damit erneut Schwierigkeiten für die Lieferung von Vorprodukten entstünden.



Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 121,3 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit Oktober 2020 ist das eine Zunahme von 8,1 Prozent. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 11,4 Prozent auf 11,0 Milliarden Euro, während die nach China um 8,5 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zunahmen. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte um 11,6 Prozent auf 66,7 Milliarden Euro zu.

Mehr zum Thema: Die Coronapandemie hat das Streben nach Autarkie befördert. Doch das ist der falsche Weg – vor allem für ein exportorientiertes Land wie Deutschland. Ein Gastbeitrag.

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