Autofinanzierung VW-Finanzdienstleister rechnet nach Rekordgewinn mit Rückgang

Jeder zweite Neuwagen des VW-Konzerns wird vom eigenen Finanzdienstleister finanziert. Quelle: dpa

Trotz guter Zahlen ist die Stimmung beim Finanzdienstleister des Volkswagen-Konzerns nicht ausgelassen. Die Prognosen für 2022 fallen verhalten aus. Grund dafür ist der Ukraine-Krieg und die wirtschaftliche Abschottung Russlands.

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Der Finanzdienstleister des Volkswagen-Konzerns rechnet nach der Gewinnverdoppelung im vergangenen Jahr für 2022 mit einem niedrigeren Ergebnis. „Das Rekordergebnis wird sich nicht wiederholen“, sagte Christian Dahlheim, Chef von Volkswagen Financial Services (VW FS), am Mittwoch in Frankfurt.

Der Autofinanzierer hatte 2021 das operative Ergebnis auf 5,67 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Im laufenden Jahr werde das Betriebsergebnis über vier Milliarden Euro erwartet, sagte Dahlheim. Diese Marke gelte auch für die kommenden Jahre und wäre gut eine Milliarde Euro über dem Gewinn des Jahres 2019, vor Ausbruch der Corona-Krise.

Der Gewinnsprung 2021 lag an der Sondersituation des Halbleiter-Mangels, der die Produktion bei Volkswagen wie in der Autoindustrie weltweit sinken ließ. Die Autonachfrage war dagegen hoch, so dass die Preise von Neuwagen wie auch von Gebrauchtwagen stark stiegen.

Insgesamt trieb dieser Sondereffekt das Ergebnis um zweieinhalb Milliarden Euro nach oben, wie Finanzchef Frank Fiedler erklärte. Jeder zweite Neuwagen des VW-Konzerns wird vom eigenen Finanzdienstleister finanziert - über Kredit und zunehmend über Leasing. Im „Jahr der Gebrauchtwagen“ seien die nach drei Jahren zurückkommenden Leasingfahrzeuge 1000 bis 4000 Euro über ihrem Restwert verkauft worden.

Die Restwerte an sich waren Dahlheim zufolge ebenfalls ungewöhnlich hoch mit rund 60 Prozent des Neuwagenpreises, während sonst rund 50 Prozent üblich sind. Der Restwert des Fahrzeugbestandes der VW FS erhöhte sich daher, während zugleich dank wirtschaftlicher Erholung die Kreditrisiken nicht stiegen.

Russland-Tochter mit 250 Beschäftigten

Da bei der Chip-Krise eine leichte Entspannung im laufenden Jahr zu erwarten ist, wird sich die Knappheit des Neuwagenangebotes nach Einschätzung von Dahlheim etwas reduzieren. Doch es werde kein Normalniveau mit einer in der Autoindustrie sonst üblichen Überschussproduktion. Nicht absehbar ist unterdessen, wie sich der Ukraine-Krieg auf die Wirtschaftslage und damit auch auf die Autonachfrage auswirkt. Auch der direkte Effekt der Sanktionen und wirtschaftlichen Abschottung Russlands ist noch unklar.

VW FS hat eine Tochter in Russland mit rund 250 Beschäftigten. Sie hat nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ihr Neugeschäft eingestellt, betreut aber die Bestandskunden weiter. Das größere Risiko dabei ist nach Einschätzung von Fiedler im Fall einer Enteignung der Verlust von 300 Millionen Euro Eigenkapital. Die ausstehenden Kredite beliefen sich auf eine halbe Milliarde Euro. Sie würden aber von den Kunden bislang weiter bezahlt. Mit einem Ergebnis, zuletzt rund 30 Millionen Euro, werde aus Russland in diesem Jahr nicht gerechnet, sagte Dahlheim.

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